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Montag, 18. September 2023

Nosferatu - Phantom der Nacht


Originaltitel: Nosferatu - Phantom der Nacht
Herstellungsland: Deutschland, Niederlande, Frankreich
Erscheinungsjahr: 1979
Regie: Werner Herzog

Inhalt:

Wismar im 19. Jahrhundert: Jonathan Harker wird nach Transsilvanien geschickt, um mit einem gewissen Graf Dracula den Kaufvertrag für ein Wismarer Haus abzuschließen. Dort angekommen erwartet ihn das pure Grauen.

Review:

NOSFERATU - PHANTOM DER NACHT ist die zweite Zusammenarbeit von Klaus Kinski und Werner Herzog und stellt laut Herzog eine Hommage an das Original von 1922. Es hört sich für manchen sehr komisch an, wenn man einen altmodischen Film mit dem Stil den man vom Original kennt, neu verfilmen will und so sind Zweifel auch berechtigt, doch wie es nicht anders sein kann, hat es Werner Herzog geschafft ein sehr atmosphärisches Werk zu erschaffen, was mit dem Original mit halten kann. 

Wer das Original kennt, wird mit hoher Sicherheit einige Sequenzen in Herzogs Nachverfilmung wieder erkennen, denn er verwendet teilweise die gleichen Aufbauten und auch das Aussehen der Charaktere hat sich kaum verändert. Der Graf ist immer noch der monströseste und hässlichste von ihnen und kaum der charmante Verführer, den die meisten Leute in den amerikanischen und anderen Hollywood-Interpretationen der Geschichte in ihm erkennen. Kinski spielt den Vampir nahezu im gleichen Stil wie damals Max Schreck, nur mit dem Unterschied,  dass er auch einige Dialoge ausspricht. Aber vor allem ist es immer noch ein Film, bei dem es vor allem auf die Optik und die Atmosphäre ankommt, und im Wesentlichen bleibt der Film dem Original weitgehend treu.

Dennoch war es für mich etwas seltsam zu sehen, dass dieser Film die meiste Zeit offensichtlich in den Niederlanden spielt. Es hat nichts mit der Geschichte zu tun und wurde wahrscheinlich aus Budgetgründen hier gedreht und weil es authentischer alt und englischartiger aussah als alle deutschen Städte, von denen einige auch im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört wurden. Aufgrund der Tatsache, dass der Film größtenteils in den Niederlanden gedreht wurde, sind auch viele recht bekannte niederländische Schauspieler in diesem Film zu sehen, wenn auch in einigen sehr kleinen Rollen. 

Für den musikalischen Anstrich kommt Musik von Richard Wagner, Florian Fricke, Charles Gounod und Popol Vuh zum Einsatz. Besonders die Musik von Popol Vuh ist unverkennbar, wenn man noch den Soundtrack aus AGUIRRE; DER ZORN GOTTES in den Ohren hat, einfach unverkennbar! Herzogs Version von Nosferatu ist, wie ich finde, eine der besten Vampirverfilmungen, die ich bisher gesehen habe, aber nicht die beste. Platz Eins belegt nach wie vor immer noch NOSFERATU IN VENEDIG, der unangefochten auch einer der atmosphärischsten Vampirfilme ist, den die Welt gesehen hat. Dennoch gebührt Herzog auch für seine Version von Nosferatu ein sehr großes Lob und ist mit diesem Film ein weietres mal in die Filmgeschichte eingegangen. 


 

Klaus Kinski - Mein liebster Feind


Originaltitel: Mein liebster Feind
Herstellungsland: Deutschland, Finnland, Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1999
Regie: Werner Herzog

Inhalt:

Eine faszinierende Dokumentation über das Duo Infernale des deutschen Films. Nachdem er in über 100 Filmen mitgespielt hat, trifft Klaus Kinski auf Werner Herzog. Im Verlauf ihrer Hassliebe schreiben der geniale Regisseur und sein egomanischer Star Filmgeschichte, aus ihrer Zusammenarbeit entstehen nach immensen Geburtsschwierigkeiten fünf Filme von Weltrang: Zwischen Wutausbrüchen und Mordversuchen schaffen die beiden Pioniere des deutschen Autorenfilms legendäre Werke wie COBRA VERDE und FITZCARRALDO. Acht Jahre nach dem Tod seines "liebsten Feindes" geht der Regisseur dem Mythos Kinski nach, reist zurück an die Drehorte in Peru und präsentiert unglaubliche Szenen zwischen zwei Besessenen.

Review:

Klaus Kinski und Werner Herzog! Ein filmisches Duo wie es die ganze Filmwelt noch nie gesehen hat und es auch noch nie gegeben hat. Klaus Kinski starb am 23. November 1991 im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt. Herzog konnte es anfänglich nicht wirklich glauben und verdrängte seinen Tod vorerst, erst als Kinskis Asche über den Pazifik verstreut wird, wurde es ihm bewusst, dass Kinski nicht mehr wieder kommen würde und für immer weg war. 1998 verspürte Herzog Kinskis Anwesenheit so sehr, dass er sich entschloss einen Dokumentarfilm über ihr gemeinsames Abenteuer, ihre Freundschaft, ihre Zusammenarbeit, ihren Hass zueinander zu machen. 

Die Doku hat nichts mit einer nachträglichen Abrechnung gegenüber Kinski zu tun, sondern ist die Geschichte einer komplexen und widersprüchlichen Freundschaft, das Porträt einer gequälten Persönlichkeit, die gleichzeitig aber auch ein treuer, sensibler Mann und ein Ausnahmeschauspieler ist, aus dem Herzog oft die Kraft schöpfte, Filme zu machen. Als Schauspieler war Klaus Kinski völlig unterausgelastet trotz der Tatsache in über hundert Filmen mit zu spielen. Am Set unkontrollierbar, unerträglich für das technische und künstlerische Team, Filme mache er seiner Meinung nach nur fürs Geld. Man stellt sich demnach die Frage, wieso er so oft mit Herzog zusammen arbeitete, um einen Film zu machen. SO kommt auch die Frage auf, wieso Herzog so in Kinski vernarrt war, dass er sich ständig dem Stress mit Kinski aussetzte. 

Ich denke, das es daran liegt, dass das Schicksal die beiden schon sehr früh zusammen brachte und es irgendwo geschrieben war, dass es für beide kein zurück voneinander gab und sie füreinander bestimmt waren, trotz aller Umstände. Sie lernten sich schon sehr früh kennen und lernte Kinskis Wesen kennen. Unter anderem schloss sich Kinski sage und schreibe 48 Stunden im gemeinsamen Bad ein um darin zu wüten, zu zerstören, zu schreien und nahezu ununterbrochen auszurasten. Ein anderes Mal bricht Kinski eine Tür auf, um der Vermieterin ein schlecht gebügeltes Hemd zu holen.

Es ist nicht diese Wut, die Herzog braucht, wenn er Kinski Rollen anvertraut, ganz im Gegenteil. Was er in dem Schauspieler sieht, ist Schmerz, Einsamkeit, Erschöpfung, Zerbrechlichkeit. Und er scheint der Einzige zu sein, der all das hinter den Exzessen des Mannes sieht. Der Filmemacher erzählt daher viele Geschichten über Kinskis Wahnsinn, weil man das durchmachen muss, um ihre Beziehung zu verstehen. Er kehrt zu den Drehorten und anderen wichtigen Orten ihrer gemeinsamen Geschichte zurück, bearbeitet Archivbilder, um Bilder von heute gegenüberzustellen, platziert sich dort, wo der Schauspieler war, und knüpft so eine tiefe und immer lebendige Verbindung zu seinem intimen Feind. Herzog erzählt, wie er den Schauspieler stundenlang ständig unterstützen oder erschöpfen musste, er ließ ihn schreien, bis er keinen Durst mehr hatte, bevor er die Kamera drehen konnte. Das ganze ging so weit, dass bei beiden schon Morde gegenüber dem anderen geplant waren. 

Kinski lebte nur, um Filme zu machen und indem Herzog ihm diesen Film widmet, erweckt er ihn wieder zum Leben. Es ist ein wunderschöner Einblick in das Leben am Filmset, über Kinski selbst, über seine Art und seinen Charakter, aber auch über Werner Herzog, der das krasse Gegenteil in allem von Kinski war und trotz den ganzen Eskapaden starke Nerven behielt, bei denen jeder andere schon längstens aufgegeben hätte. Klaus Kinski, ein Mann den man liebt oder hasst, oder aber wie in diesem Fall, beides tut.



 

Aguirre, der Zorn Gottes


Originaltitel: Aguirre, der Zorn Gottes
Herstellungsland: Deutschland, Peru, Mexiko
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Werner Herzog

Inhalt:

16. Jahrhundert, Peru, der Amazonas: 
Eine Gruppe von Konquistadoren, darunter der Edelmann Don Lope de Aguirre sind von der spanischen Krone beauftragt worden die legendäre Goldstadt El Dorado zu finden und für Spanien in Besitz zu nehmen. Nachdem die Reise zu Wasser nicht mehr fortgesetzt werden kann und es unter den Konquistadoren zu Streitigkeiten kommt, reißt Aguirre das Kommando an sich. Unter seiner Führung beginnt nun eine apokalyptisch anmutende, groteske Expedition in den Größenwahnsinn der menschlichen Gier und religiösen Übersteigerung im menschenfeindlichen Dschungel des Amazonas.

Review:

AGUIRRE, DER ZORN GOTTES...Was für ein abnormal brachialer Film ist das denn bitteschön? Ich muss zugeben, für dass das ich Kinski feier, kenne ich noch nicht genug Filme mit ihm und habe fest gestellt, dass das dringendst nach zu holen ist, weil ich die Sorge habe, das mir unnötigerweise genug Perlen mit ihm durch die Lappen gehen werden. Über die Person Kinski braucht man wahrscheinlich nicht viel erläutern, wenn man sich mit dem Thema Film beschäftigt, man weiß, dass sich in ihm Genie und Wahnsinn miteinander verbanden, er sozusagen der Prototyp für Genie und Wahnsinn war/ist!

AGUIRRE, DER ZORN GOTTES würde ich als den kraftvollsten Film den ich in meiner ganzen Laufbahn als Filmfan gesehen habe bezeichnen, denn bisher ist mir ein so derartig kunstvolles Werk noch nicht untergekommen und war auf meine Gedanken, Synapsen, meinen Geist und alles was nicht mit den Händen greifbar, aber doch ein Teil von mir ist, ein Anschlag, dem ich nicht entfliehen konnte. Aber es war kein negativer Anschlag, sondern die Gefangennahme in eine surreale Welt mit einem hohen Maß an Filmkunst wie es sie wahrscheinlich viel zu selten bis fast gar nicht gibt. Die größte Veredelung des Filmes besteht darin, dass Kinski eine der Hauptrollen spielt und dem Film den Glanz verleiht, den er hat. 

Die Geschichte ist relativ schnell erklärt: Im 16. Jahrhundert machte sich eine Expedition spanischer Konquistadoren unter der Führung von Gonzalo Pizarro auf die Suche nach dem mythischen El Dorado. Bevor sie alle verhungern, beschließt Pizarro, eine Gruppe von Entdeckern aufzuteilen und weiterzureisen. Wenn sie eine Woche später nicht zurückkehren, gelten sie als verloren. Der Anführer der neuen Expedition ist Pedro de Ursúa, mit Lope de Aguirre als Stellvertreter. Die Entdecker beginnen ihre neue Mission, doch je tiefer die Expedition in den Dschungel vordringt, desto mehr scheitert sie.

Sehr hervorheben muss man, dass das Set ausschließlich nur aus dem Urwald besteht und dementsprechend authentisch ist und realistisch erscheint inklusive den Darstellern samt ihrer Kostüme. Aber auch hier gilt das größte Lob Kinski, der vermutlich zwei Personen spielt: Lope de Aguirre und sich selber, anders kann und lässt es sich nicht beschreiben. Ein weiteres Lob gebührt Werner Herzog, der für die Regie zuständig war und sich trotz den Eskapaden, die er sich mit Kinski gegeben hat, einen absoluten Ausnahmefilm erschaffen hat. Untermalt wird der Film von einem einzigartigen Soundtrack, den ich mir ehrlich gesagt stundenlang anhören könnte und er bestenfalls nie enden sollte. Popol Vuh nennt sich der gute Mann, der hinter dem musikalischen Ambiente befindet und verdammt nochmal, der Mann hat es einfach drauf eine Atmosphäre zu erzeugen wie man es sonst nur aus italienischen Filmen kennt. 

Meine Version des Filmes befindet sich in der Kinski/Herzog-Box auf Bluray und trotz des hohen Preises, für die derzeit gehandelt wird und sie erhältlich ist, empfehle ich jedem, der sich mit der Filmgeschichte auseinandersetzt, sich diese Box zu besorgen, selbst wenn es nur die DVD-Box ist, denn der Inhalt ist derselbe und von den selben und kann einfach nicht bereut werden, weil es sich um höchst brilliante Filme handelt, die jemals geschaffen worden sind, insbesondere AGUIRRE, DER ZORN GOTTES! Da das Punktesystem oftmals nur 10 Punkte vorsieht, würde ich dem Film eine glatte 11/10 geben und das zu toppen wird meines Erachtens schwierig sein, denn bisher hat mich noch kein Film so in den Bann gezogen wie der hier!