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Donnerstag, 4. Januar 2024

Die verlorene Welt


Originaltitel: The Lost World
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1925
Regie: Harry O. Hoyt

Inhalt:

Professor Challenger, von einer Expedition in das Amazonasgebiet zurückgekehrt, behauptet, dass es dort prähistorische Tiere gebe. Die Londoner Wissenschaftler, allen voran sein Kontrahent Summerlee, glauben ihm nicht. Man beschließt, gemeinsam in das geheimnisvolle Land zu reisen. Der junge Journalist Ed Malone, der Adlige Abenteurer Lord Roxton und die Tochter eines bereits verschollenen Forschers schließen sich an. Nachdem die Helden durch ein Missgeschick auf einem von der übrigen Welt abgeschnittenen Plateau gefangen sind, begegnen ihnen alle Arten von Dinosauriern: Pteranodons, Brontosaurier, Trachodons, Allosaurus, Triceratops. Nachts fällt eines der Monster über die Expedition her.

Review:

Das ist er wohl, der Urzeit-Ur-Kultfilm schlechthin der das Thema Dinosaurier beinhaltet und mit bahnbrechenden Stop Motion-Effekten aufwartet, die in ferner Zukunft noch Geschichte schreiben sollen. Unter der Regie von Harry O. Hoyt, adaptierte man den Film nach einem Roman von Sir Arthur Conan Doyle den wohl bekanntesten Dinosaurierfilm der Frühzeit der Filmgeschichte. Im Jahr 1998 wurde „The Lost World“ von der Library of Congress als „kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam“ eingestuft und zur Aufbewahrung im National Film Registry der Vereinigten Staaten ausgewählt. Aufgrund seines Alters ist der Film mittlerweile gemeinfrei und für jedermann verwendbar, wie es ihm beliebt. 


Die Geschichte behandelt eine Gruppe von Wissenschaftlern, einem Jäger, einem Redakteur, der Tochter des vermissten Maple White und zwei Dienern, die ins Amazonasgebiet reisen, um zu beweisen das es auf einem bestimmten Plateau noch lebende Dinosaurier gibt. Nach ihrer Ankunft, geraten die Abenteurer durch ein Missgeschick auf einen von der Restwelt abgeschnittenen Teil des Plateaus und treffen auf eine Menge Tiere längst vergangener Zeiten. 

Das Bestiarium des Filmes ist groß, sehr groß sogar und übertrifft so manchen Dinosaurierfilm, wie man sie heute kennt. In vielen Fällen gehörte es zum guten Ton, wenn man zumindest einen Tyrannosaurus Rex, einen Triceratops und einen Pteranodon vorzuweisen hatte, hier bekommt es zusätzlich noch einen Allosaurus, einen Toxodon, Brontosaurier, Edmontosaurier und vieles mehr zu Gesicht, was den Film zu einer Ausnahmeerscheinung auf dem Dinosaurier-Sektor macht und oftmals Blockbuster wie die Jurassic Park-Filme übertrifft. Leider wird man den Film vermutlich nie so sehen, wie er ursprünglich geplant war, weil es mehrere Schnittfassungen gibt und die Produzenten nicht mehr leben.  Heutzutage gibt es Versionen, die so viele Sequenzen wie möglich aus all diesen verschiedenen Drucken kombinieren, die im Laufe der letzten Jahrzehnte entstanden sind, aber immer noch wenige Minuten von der ursprünglichen Kinofassung entfernt sind.

Es muss das Publikum damals wirklich beeindruckt haben, zu sehen, wie all diese Dinosaurier auf der Leinwand herumliefen, kämpften, interagierten und so weiter. Vor KING KONG gab es DIE VERLORENE WELT, und es lässt sich nicht leugnen, dass der Film aufgrund seiner Wirkung nach wie vor ein historisch wichtiger und revolutionärer Film ist. Es war wie JURASSIC PARK der 1920er Jahre. Für seine Zeit war dieser Film offensichtlich ein großes Kinoerlebnis. Es ist der erste Film überhaupt, der Stop-Motion-Effekte für seine Kreaturen verwendet. Ob man heute das Publikum mit dieser Art von Filmen beeindrucken kann, darüber lässt sich streiten. Nostalgie- und Monsterfilmfans werden eher darauf anspringen, da man eben mit solchen Filmen zum Teil auch aufgewachsen ist und man sich nur zu gerne an die zeit zurück erinnert, als ebensolche Filme an den Wochenenden noch im öffentlichen Fernsehen liefen. 




 

The Ghost of Slumber Mountain


Originaltitel: The Ghost of Slumber Mountain
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1918
Regie: Willis H. O´Brien

Inhalt:

In einem Traum blickt Onkel Jack durch ein magisches Teleskop, das dem Geist eines Einsiedlers gehört, und sieht, wie das Leben vor Millionen von Jahren aussah, einschließlich eines Kampfes zwischen prähistorischen Monstern.

Review:

Der Pionier der Tricktechnik, Willis H. O´Brien fing 1915 an, in Dinosaurierfilmen seine tricktechnischen Spezialitäten auszubauen. Der erste Film in dem man seine Effekttechnik bewundern konnte war der Kurzfilm THE DINOSAUR AND THE MISSING LINK: A PREHISTORIC TRAGEDY, ein Film der eher schon als eine Stummfilm-Urzeit-Komödie bezeichnet werden konnte. Jahr für Jahr folgten dann mehrere Filme, die sich der urzeitlichen Thematik widmeten. 1918 war es dann so weit, der Vorläufer des 1925 erschienenen DIE VERLORENE WELT war geboren und trug den Namen THE GHOST OF THE SLUMBER MOUNTAIN und ist mitnichten eine wichtige historische Besonderheit! Zum einen weil es wie schon gesagt, der Prototyp von DIE VERLORENE WELT ist und zum anderen einer der ersten, wenn nicht gar der erste, Zeitreisenfilm ist. 

Jack Holmes erzählt seinen beiden jungen Neffen eine Geschichte, die er in den Wäldern um den Slumber Mountain erlebt hat. Er und sein Partner Joe, finden bei einem Spaziergang die Hütte des verstorbenen Einsiedlers Mad Dick. Joe hat ihn einmal mit einem teleskopähnlichen Gegenstand gesehen. Nachts wird Jack von einer Stimme heimgesucht, die ihm sagt, er solle sich zur Hütte von Mad Dick auf machen, so geht er los und findet das Teleskopinstrument. Anschließend erscheint der geist von Mad Dick und und befiehlt ihm, mit dem Teleskop auf den Gipfel des Slumber Mountain zu schauen. Was er da zu sehen bekommt, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: Er schaut damit in eine längst vergangene zeit von Millionen vor Jahren und bekommt prähistorische Geschöpfe und einen Dinokampf. Doch eine Minute zu lang und schon wird er von einem Tyrannosaurus Rex gejagt, dem er gerade noch so "entfliehen" kann, in dem er aus seinem Traum aufwacht. 

Der Film war zur damaligen zeit tatsächlich ein Kassenschlager und erzielte bei einem Budget von 3000 US-Dollar über 100.000 US-Dollar, was enorm war, besonders für einen Film der gerade mal etwas mehr als eine viertel Stunde geht. Die Ursprungsfassung ging 40 Minuten, jedoch ist unklar, warum er soweit runter gekürzt wurde. Vermutlich um unnötige Längen zu entfernen, da das Endergebnis so passt wie es ist. Die Stop Motion-Effekte sehen sehr gut darin aus, selbiges gilt auch für die Dinosaurier, die mit viel Liebe zum Detail hergestellt wurden, was mich nicht weiter verwundert, da Dawleys Hintergründe  Ingenieur und Amateurpaläontologe waren und er diesbezüglich viel Wissen über prähistorische Tiere hatte und sie dementsprechend gestaltet hat. Weiterhin wissenswert ist, dass das der erste Film ist, der echte Schauspieler und Stop-Motion-Kreaturen gemeinsam auf der Leinwand zeigte. Und obwohl die Spezialeffekte im Vergleich zu den heutigen CGI-Monstern primitiv sind, haben sie auch einen unbestreitbaren Charme.

In der heutigen zeit sind Spezialeffekte was selbstverständliches für den Großteil der Zuschauer. Man sollte jedoch nicht vergessen, das Spezialeffekte auch viel Zeit, Geld und Ideentum kosten und es damals noch etwas besonderes war. Man könnte vermutlich schon von etwas magischem reden, wenn es um dieses Thema geht. Es wäre schon hochinteressant zu wissen, wie das Gefühl vor über hundert Jahren gewesen ist, als man einen Film zu sehen bekam, der von dieser Art stammte. Leider wird man heutzutage viel zu sehr verwöhnt mit allem und man kann solche Kleinode fast nicht mehr schätzen, bis auf jene die sich tief mit der Materie beschäftigen und großes Interesse zeigen. 



 

The Execution of Mary Stuart, Queen of Scots


Originaltitel: The Execution of Mary Stuart, Queen of Scots
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1895
Regie: Alfred Clark

Inhalt:

Dieser Kurzfilm, einer der ersten, bei dem Kameratricks zum Einsatz kamen, zeigt die Hinrichtung von Maria, der Königin von Schottland.

Review:

Immer mal wieder nehme ich mir zwischendurch vor, in die Geschichte des Films zurück zu blicken, weil mich das Thema so sehr fasziniert und ich auch etwas darüber wissen bzw. lernen will. Am meisten gefallen mir zu dem Thema eben das Produkt an sich am besten: Der Film. Heute habe ich mich dazu entschieden, nach dem ersten Film zu suchen, der Spezialeffekte benutzt. Darauf gekommen bin ich, weil ich nach dem ersten Film suchte, der Stop Motion-Effekte benutzte. Stop Motion ist zwar erst durch Ray Harryhausen so richtig bekannt worden, aber eben nicht der Erfinder dieser einzigartigen Art Spezialeffekte zu machen. Tatsächlich war es der 18-sekündige Kurzfilm THE EXECUTION OF MARY STUART aus dem Jahre 1895, damals benannte man die angewandte Tricktechnick noch Stop-Trick. Und hey, inhaltlich geht der Film definitiv als Horrorfilm durch, denn er zeigt das, was der Filmtitel vermuten lässt. 

Produziert wurde der Film von Grammophon-Erfinder Thomas Alva Edison und von Alfred Clark inszeniert. Man vermutet, das der Film sogar der erste Film war, bei dem ausgebildete Schauspieler eingesetzt wurden. Inhaltlich gibt es nicht viel zu erzählen: Man bekommt einen Henker und einige Zuschauer zu sehen und Mary Stuart, gespielt von Robert L. Thomas, der der Kopf mit einer Axt abgehackt wird. Ehrlich gesagt, das Endprodukt sieht gut aus und weiß zu gefallen und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man das ganze schon fast für echt halten. Was als Opfer gedient hat, war eine Schaufensterpuppe, die gezielt zum Schnitt zum Einsatz kam. Aufgrund des Alters ist der Film inzwischen gemeinfrei und jeder kann über ihn verfügen wie er will. 

Wie man sich vermutlich selber schon denken kann, steht eine Geschichte wie man es heute kennt, eher im Hintergrund und für die damalige Zeit war es gang und gebe, Ereignisse auf Film zu produzieren, so auch hier. Die Geschichte hinter der "Story" ist die Hinrichtung der ehemaligen Königin von Schottland, Maria Stuart, im Jahre 1587, nach dem sie mehr als 18 Jahre in Gefangenschaft war. Einen Kontext sucht man in dem Werk zwar vergebens, aber für den Zuschauer im Jahre 1895 dürfte der Film ein sehr ungewöhnliches als auch fast schon gruseliges Erlebnis gewesen sein, in ein Kinetoskop zu schauen und eine Enthauptung zu sehen. 

Der Film hat einen melancholischen Stich, der gleich zu Beginn schon Spannung erzeugt, nach der gewaltvollen Mitte, endet er ruhig und triumphal . Regisseur Alfred Clark war zum Zeitpunkt der Produktion gerade mal 21 Jahre alt. Es ist ihm gelungen einen kleinen, aber feinen und vergessenen Meilenstein zu erschaffen, dessen Inhalt, der Spezialeffekt das Tor zu neuen Pforten eröffnete, an dem man sich in heutigen Tagen reihenweise ergötzen kann. Für mich persönlich ist die Stoptrick/Stop Motion immer noch die schönste Art eines Spezialeffekts in einem Film. 


 

Samstag, 22. April 2023

Dr. Jekyll & Mr. Hide (1912)

 


Originaltitel: Dr. Jekyll and Mr. Hide
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1912
Regie: Lucius Henderson

Inhalt:

Dr. Henry Jekyll experimentiert mit wissenschaftlichen Mitteln, um die verborgene, dunkle Seite des Menschen aufzudecken und befreit einen Mörder aus seinem Inneren.

Review:

DR.JEKYLL & MR. HIDE ist die zweite von drei amerikanischen Verfilmungen aus der Nickelodeon-Ära aus dem Jahre 1912 die nach dem Roman "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson verfilmt wurde. Der Roman hat zahlreiche Verfilmungen mit sich gebracht und hält bis in die heutige Zeiten noch an, die letzte Verfilmung liegt zwar aktuell 15 Jahre zurück, jedoch gehe ich davon aus, dass die kommenden Jahre bestimmt noch ein paar Verfilmungen zu dem Thema kommen werden. 

Bei dem 1912 erschienen Film handelt es sich um einen Stummfilm, der von Lucius Henderson geleitet wurde und war deshalb eine kleine Sensation, weil es einer der ersten Filme war, der einen Roman verfilmte. Man munkelt, dass es eine Verfilmung aus dem Jahre 1897 gibt, das ist jedoch unbestätigt, die erste bekannte Verfilmung stammt aus dem Jahre 1908. Die 1912er Version des Filmes ist ziemlich unkompliziert und besteht nur aus kurzen 12 Minuten, die den Kernpunkt des Romans abdecken: Dr. Jekyll probiert ein Serum aus, was ihn in den schrecklichen Mr. Hide verwandelt, der die Stadt terrorisiert und uach vor einem Mord nicht zurück schreckt um am Ende wieder in Dr. Jekyll zurück zu verwandelt werden und sich selber umbringt. 

In Januar-Ausgabe von 1912 der Moving Pictures News meinte die Reporterin Margaret McDonalds folgendes über den Film: "Eine der besten Veröffentlichungen, die die Thanhouser Company je herausgebracht hat, ist die Veröffentlichung von … Dr. Jekyll und Mr. Hyde: Nichts, was kürzlich veröffentlicht wurde, hat mich stärker beeindruckt als dieses wunderbare Bild ... Für den intelligenten Menschen stellt dieses Bild eine wunderbare Lektion dar. Diejenigen, die mit der Geschichte vertraut sind, aus der der Film gemacht wurde, werden von seiner Reproduktion dreifach beeindruckt sein, wo einen eine verblüffende Moral mit so lebendiger Intensität anstarrt, dass man fast eine stille, kleine Stimme hören kann, die fragt: ‚Bist du das?‘“ 

Beeindruckend ist auch die Rolle des Hauptprotagonisten selber, die von James Cruze gespielt wurde. Sein Auftreten als Dr. Jekyll und Mir. Hide ist sehr symbolisch für den Mann, den er vor und hinter er Kamera gewesen war. Allgemein war er ein sehr talentierter Mann, der auf eine große Filmographie als Regisseur und Schauspieler zurück blicken kann. Nicht umsonst verdient er mit der zeit um die 6000 Dollar in der Woche, was sehr beachtlich war.