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Mittwoch, 29. November 2023

Sommerkälte


Originaltitel: Sommerkälte
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2016
Regie: Dorian Valentino

Inhalt:

Ein Mann, einsam und sozial isoliert, begibt sich auf die Suche nach seinem verlorenen Kind. Der Glaube gibt ihm Hoffnung. Doch schon bald muss er erkennen, dass ihm Gott selbst in diesen schweren Zeiten nicht zur Seite steht. Allein gelassen. Allein mit seinem Fleisch, in einer Welt aus Trümmern. Nur der Tod bleibt stets sein treuer Begleiter. Träume von Dauer verzehren den Augenblick. Der Mann tritt seine letzte Reise an.

Review:

Von UltraVisual Films erschien heute die limitierte Retro Edition zu dem deutschen Untergrundfilm SOMMERKÄLTE. Wie mir bekannt ist, war der Film ein eher gesuchter Titel, da eher damals 2016 in einer Mini-Auflage veröffentlicht wurde und seitdem nie wieder, so mancher darf sich auf diese Veröffentlichung freuen, weil besonders das Poster mit dem Artwork von Timur Güler wunderschön geworden und künstlerisch auf höherem Niveau anzusiedeln ist. Ich selber habe den Film nie so wirklich auf dem Schirm oder auf meiner Suchliste gehabt, weswegen mir die Veröffentlichung gerade recht kam und ich ein Label wie UltraVisual Films gerne unterstütze. Aber kann der Film überhaupt was? Zumal es ein Blindkauf war und mir auch der Name Dorian Valentino nichts sagte, wohl aber der Name Thomas Goersch. 

Ich bin intuitiv an den Film so ran gegangen, das ich einen Film erwartete, der ziemlich große Einflüsse von Marian Dora haben dürfte, wie Recht ich doch hatte. Der Unterschied an der Sache ist: Es gibt nicht diese Dora-typischen Bilder, bei denen sich manchem der Magen umdrehen würde, aber es herrscht vom Klanggebilde und dem melancholisch-depressiven Gesamtkonstrukt eine gewisse Dora-Aura, die ich sehr begrüßte. Die Geschichte erzählt uns vom Leben eines jungen Manns, der sein Kind verloren hat und quasi Wege aus der Trauer sucht und sie so "verarbeitet", in dem er Puppen verstümmelt und vergräbt. Zeitgleich versucht er auch an seinem Glauben fest zu halten, der im weiteren Verlauf bricht und ihm der Tod als eine bessere Glaubens-Alternative erscheint, auf den er metaphorisch in Form eines Mannes trifft und ihm auch folgt. 

Wie schon die Klänge ein Schmaus für das stilvolle Ohr sein dürfte, ist es auch die philosophische Ader in Form von Sätzen, die man zu hören bekommt. Es ist keiner dieser Filme, in denen Dialoge vorkommen, sondern das gesprochene Wort eines Sprechers aus dem Off führen den Zuschauer durch den Film und das Leben des Hauptprotagonisten. Leider gibt es auch einen Kritikpunkt zu vermerken und zwar gab es auch Opfer zu bekunden, die nicht hätten sein müssen: Tiere. Man kann darüber streiten ob man Insekten für einen Film töten darf oder nicht, ich meine, bei einer Nacktschnecke, die eh nur Schaden anrichten ist es mir egal, aber bei einem Igel sehe ich da schon eher Probleme, da hätte es auch eine Tierleiche von der Straße getan, ehrlich gesagt, in frühen Morgenstunden findet man davon genug.

Fazit: Bis auf den Igel, der sein Leben lassen musste, kann man den Film durchaus empfehlen, wenn man auf ein philosophisches Untergrund-Drama steht und keine Ekelfilm erwartet, nur weil sich der Regisseur Dorian Valentino nennt. Mein Gefühl sagte mir schon die ganze Zeit, das sich das Pseudonym von Meister Dora vermutlich ableitet, ich kann mich aber auch täuschen. Sehr schön anzusehen war der pure Nihilismus und der Abfall vom Glauben zu Gott, den ich auch als einen Kritik an die Gesellschaft bezeichnen würde, den der Film damit aussprechen will. Eventuell hätte man hier mit Sepia-Filtern arbeiten können, um dem Film eine gewisse zusätzliche Atmosphäre verleihen zu können, dennoch spreche ich dem Regisseur mein vollstes Kompliment für sein Debüt aus. 



 

Samstag, 29. April 2023

What´s wrong with you?


Originaltitel: What´s wrong with you?
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2019
Regie: Sebastian Zeglarski

Inhalt:

Ein Mann wird durch einen Schicksalsschlag vollkommen aus der Bahn geworfen. Sein Leben gerät aus den Fugen, als er mit den Abgründen seiner Seele konfrontiert wird. Seine Existenz besteht nur noch aus Wahnvorstellungen und Albträumen.

Review:

Der deutsche Untergrund-Filmemacher Sebastian Zeglarski hat 2019 einen Film erschaffen, der sich etwas von dem abgrenzt  was man sonst so von ihm kennt. Wenn man bedenkt, dass man seinerseits sonst nur Schlachtplatten gewohnt sind, die für den hiesigen Gorebauern ein wahres Freudenfest sein dürfen, wird bei WHAT´S WRONG WITH YOU? eine ruhigere Schiene eingeschlagen, die sich wie gesagt zwar von einen anderen Werken abhebt, aber deshalb nicht schlechter geworden ist, eben mal was neues, man muss sich ja schließlich weiter entwickeln in manchen Sachen und kann nicht nur starr auf einem Standpunkt stehen bleiben. 

Wir begleiten in dem Film einen Mann, der von Sebastian selber gespielt wird, bei dem wohl derzeitig alles schlecht läuft...So macht es den Eindruck, anhand der Rückblenden, die man zwischendurch zu sehen bekommt. Komplett aus der Bahn geworfen wird er, als er anfängt Filme zu schieben, in denen sich seine Wahnvorstellungen und Alpträume mit der Realität vermischen und er immer tiefer in seine seelischen und tiefsten Abgründe abrutscht. Zudem erscheint ihm ständig ein maskierter Typ..Ob der Maskierte sein Alter Ego in einer transzendentalen Welt ist, die in diese Welt gekommen ist? 

Ich unterscheide inzwischen zwischen den Begriffen Amateur und Independent: Als Amateurfilme würde ic eher die "schlechter" umgesetzten Filme bezeichnen, deren Inhalt billig produziert wurde und man ihnen das auch ans sieht, bei Independent-Produktionen sieht man den Filmen definitiv an, dass die Umsetzung, die Effekte und Bearbeitung samt allem was dazu gehört, schon etwas professioneller abgelaufen sind und WHAT´S WRONG WITH YOU? gehört mit Sicherheit in den Independent-Bereich, was man dem Film selbst nur zu gut ansehen kann. 

Es gibt diese Szenen, bei denen man sich noch an A FUCKING CRUEL NIGHTMARE zurück erinnert, und zwar die, in denen man sich in einem Raum befindet, der mit Alufolie ausgekleidet ist und es ziemlich derb zur Sache geht, sprich: Mit der Bohrmaschine im Kopf des Protagonisten rum bohren, den Kopf der Freundin des Mannes mit dem Hammer bearbeiten usw., aber auch der maskierte Typ bzw. die anderen maskierten Leute, die man im Wald antrifft, gehören dazu und lassen Erinnerungen wach werden, was für mich persönlich schon sowas wie Zegarskis Markenzeichen darstellen, im positiven Sinne natürlich.

Der Ablauf des Filmes ist sehr surreal an manchen Stellen, während die Abläufe die tagtäglich bei dem Protagonisten ablaufen eher alltäglich und nach dem dem dritten mal dezent zu gewöhnlich sind, da freut man sich schon eher drauf, bis es wieder los geht mit den Träumen, Halluzinationen oder wie man diese Segmente bezeichnen will. Dennoch gehört an dieser Stelle gesagt, dass diese Alltags-Szenen sogar wichtig sind um Verständnis aufbringen zu können, warum der Mann überhaupt solche Gedankengänge mit sich führt. 

Wie schon erwähnt ist das ein eher ruhigeres Werk von Sebastian, weiß aber trotzdem mit eine gesunden Dosis Härte aufzuweisen die brutal, aber sehr gut von den Effekten her, umgesetzt worden sind. Allgemein bleibt Sebastian seinem experimentiellem Stil treu und erschuf einen Mix aus Experimentalfilm, Surrealfilm, Splatterfilm und Melancholie, bei der die ausgewählte Musik von Axl Wild Productions, European Breakwdown und Donner Music ihren atmosphärischen Zusatz erzeugen. Wer also mal was neues interessantes sehen will, ohne Lust auf ständiges Torture Porn-Gematsche zu haben, darf sich nur zu gerne an WHAT´S WRONG WITH YOU?  bedienen, weil es eine ganz neue Seite seitens des Regisseurs ist, die er uns zu zeigen hat.