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Dienstag, 5. Dezember 2023

Wilde Mädchen des nackten Westens


Originaltitel: Wild Gals of the naked West
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1962
Regie: Russ Meyer

Inhalt:

Wenn Russ Meyers wilde Weiber gen Westen ziehen, sehen selbst rassige Rothäute blass aus. Ihre hellhäutigen Schwestern zaubern prall-bunte Akzente in die weite Prärie, und in den Saloons der Stadt schlagen sich die Cowboys um vollbusige Barfrauen. Ein Film, in dem Russ Meyer den Western von seiner skurrilsten Seite zeigt.

Review:

Wenn man dem Erzähler aus dem Off Glauben schenken soll, lief es im wilden exakt so ab: Stündliche Schießereien, nach denen man sich die Uhren stellen konnte, Frauen die ihre Kerle mit den Lassos fangen, Indianer die die Cowboys überfallen usw. Und wenn man Russ Meyer glauben soll, hatte der Großteil der Damen wohl zu wenige Klamotten für Obenrum. Egal wie man es dreht und wendet, sicher ist, das Russ Meyer allmählich einen Weg gefunden hat, seinen künstlerischen Stil zu festigen und in den meisten Fällen sind es bunte, fast schon psychedelische Film, deren hauptsächlicher Inhalt viel Humor und des Mannes liebstes Spielkind sind. Mit den WILDEN MÄDCHEN DES NACKTEN WESTENS scheute er sich nicht davor, das Western-Genre zu verhöhnen, es aber in einem positiven Kontext zu belassen. 

Eine wirkliche Handlung sucht man auch hier vergebens: Ein Besucher einer Geisterstadt trifft auf einem alten Sack, der aus dem Leben im wilden Westen zu erzählen weiß: Schießereien, Alkohol, Faustkämpfe, Streiche, Indianer auf der Suche nach Scalps und Tänzerinnen bestimmen das alltägliche Bild des wilden Westens. Doch eines Tages taucht ein unbekannter Fremder auf, dessen Ziel es ist, eintönige Normalität in das Western-Leben zu bringen.

Es gibt keine wirkliche Handlung, die Charaktere führen keine Dialoge und wie in den Vorgängerfilmen ist der allgemeine Rahmen eine Reihe von Gags, die nach dem Vorbild des Stummfilms vorgeschlagen werden. Eine Ausnahme bildet ein älterer Erzähler, dessen Aufgabe es ist, – an den Zuschauer gerichtet – in allgemeinen Worten die Entwicklung der verschiedenen Sketche zu erzählen. Obwohl es sich um einen dürftigen, geschichtsträchtigen und völlig improvisierten Film handelt, hinterlässt Meyer hier und da seine Spuren, die offensichtlich hervorstechen, wenn es um das Erotikgenre geht. Wohl anmerken muss man an dieser Stelle, das der Film zu keiner Zeit zu einem Erotikfilm wird, wie man es sich vorstellt, da das Geschehen von Anfang bis Ende sehr comichaft dargestellt wird. 

Wie es schon eher zur Gewohnheit geworden ist, gibt es auch hier keine Dialoge sondern nur die Erzählerstimme aus dem Off seitens des alten Sacks. Für die restliche Unterhaltung für die Ohren sorgt die Musik, die man eher aus Zeichentrickfilmen kennen dürfte. Aus heutiger Sicht für manchen Zuschauer wohl nichts besonderes, für das Jahr 1962 dennoch mancherorts ein halbwegs skandalöses Filmchen. Meiner Meinung nach einer der liebenswerteren Filme von Russ Meyer, der aufgrund seiner fast schon surrealen Art zu gefallen weiß und zu unterhalten vermochte, wenn auch die Laufzeit mit einer guten Stunde knapp, aber fein bemessen wurde, damit keine Langeweile entsteht. 


 

Freitag, 16. Juni 2023

Guinea Pig: Lucky Sky Diamond


Originaltitel: Rakkî sukai daiamondo
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Izo Hashimoto

Inhalt:

Eine junge Frau namens Yoko findet sich in einem Kellergewölbe wieder. Von ihrer Schwester und einem Arzt auf Drogen gesetzt, wollen diese sie von einer psychischen Erkrankung heilen. Doch was Yoko nicht ahnt ist, dass sie verschleppt wurde und die Entführer ganz andere grausame Pläne mit ihr haben.

Review:

Die GUINEA Pig-Reihe ist in hiesigen Zeiten nichts mehr unbekanntes mehr, nahezu jeder Splatterfan der was auf sich hält, hat sie schon gesehen, zumindest aber schon was davon gehört, was unter anderem auch den amerikanischen Ablegern der GUINEA PIG-Reihe zu verdanken ist, die ein Remake der Reihe darstellen wollen/sollen, die sicherlich in US-Kreisen zum guten Ton gehören, siehe AMERICAN GUINEA PIG: BOUQUET OF GUTS AND GORE. Die Original-Reihe besteht offiziell aus sechs Teilen, zwei "Dokumentationen" und einem Zusammenschnitt aus den Teilen "Devil´s Experiment" und "Flowers of Flesh and Blood", was unter dem Zusatztitel "Slaughter Special" erschienen ist. Doch es gibt noch einen versteckten Bruder der Reihe, der zwar nicht offiziell zur Reihe gehört, aber als inoffizieller siebter Teil angesehen wird: LUCKY SKY DIAMOND. 

In den Wirren dieses Filmes begleiten wir Yoko durch ihre persönliche, in der sie sich wiederfindet, in dem sie wohl von ihrem Freund und ihrer Schwester entführt wurde. Ihr zukünftiges "Zuhause" stellt eine Art Klinikum dar, was eher einem verlassenen Ort gleicht, der wohl auch sehr isoliert von der Zivilisation zu sein scheint. Von Zeit zu Zeit wird sie von schrecklichen Visionen heimgesucht, in denen ihr Körper von innen heraus zerfällt und der gesamte Raum um sie herum mit Blut bedeckt ist. In Wirklichkeit leidet das Mädchen jedoch überhaupt nicht unter Wahnvorstellungen, und ihre Visionen werden pharmakologisch durch ein paar Ärzte hervorgerufen, die eine Art Freude daran haben, ihr Opfer zu foltern. Das Mädchen versucht, ihren Peinigern zu entkommen, aber das ist keine so leichte Aufgabe, vor allem, als sie auf der Straße auf eine mysteriöse, in Pappe „gekleidete“ Gestalt trifft.

Man kann sagen was man will, aber der Film ist ein sehr bizarrer und seltsamer Film, be dem man am Ende nicht weiß, was der Sinn dahinter ist. Eine Mischung aus Surrealismus, Paranoia, Groteske und Wahnsinn bilden die Eckpfeiler dafür definitiv. Die ganze Revue aus Farben und Klängen, die noch dazu blutgetränkt ist und die wir in diesen mehreren Dutzend Minuten erleben, ist eine Mischung, die man nicht oft findet und die eine ziemlich bleibende Spur im Gedächtnis hinterlässt. Allem voran das ewig gehende Geschrei von Yoko, was mitunter nervenzehrend sein kann, hinterlassen ihre Spuren. Der Film ist sowohl hinsichtlich der Gore-Effekte als auch der Szenografie sehr solide gemacht, was die erstaunliche Atmosphäre, die uns während der Vorführung begleitet, perfekt unterstreicht. Der Atmosphäre ist sehr wohl geschuldet, dass der Film seinem Kürzel LSD gerecht wird, denn so stelle ich mir einen geistigen Horrortrip auf LSD vor, wenn die Psyche in Kombination mit der Substanz aufs extremste eskaliert. 

Splatterfans die die Original-Reihe verehren dürfen einen Blick riskieren, aber sollten kein beinhartes Splatterfest erwarten, wie man es von der Reihe kennt, und doch gibt es trotzdem ein paar blutige Gore-Szenen zu bestaunen. Allenfalls sei der Film eher Leuten empfohlen, die auf experimentale Filme stehen, die zudem eine verstörende Atmosphäre bevorzugen. Warum es LSD bis heute noch nicht offiziell auf DVD geschafft hat, weiß ich nicht, denn unter Untergrund-Fans hätte er Potenzial, denn schlecht ist er nicht, definitiv nicht. Auf mich hatte er zudem eine ganz spezielle Wirkung, die sich erst im Nachhinein gezeigt hat und zwar haben mich manche Sachen bis in meine Träume heute Nacht verfolgt und das hat bisher noch kein Film geschafft. Hört sich jetzt vielleicht wirr an, ist aber kein Witz! Daher hat GUINEA PIG: LUCKY SKY DIAMOND einen besonderen Platz in meinem Leben verdient bzw. sich erarbeitet. 


 

Mittwoch, 8. März 2023

Gaia - Grüne Hölle


Originaltitel: Gaia
Herstellungsland: Südafrika
Erscheinungsjahr: 2021
Regie: Jaco Bouwer

Inhalt:

Bei einem Überwachungseinsatz in einem Urwald trifft eine Parkrangerin auf zwei Überlebenskünstler, die einen postapokalyptischen Lebensstil verfolgen. Der Junge und sein philosophischer Vater scheinen ihre eigene Religion zu haben und eine geheimnisvolle Beziehung zur Natur. Es gibt viele verdächtige Aspekte in ihrer Existenz, aber als die Hütte eines nachts von seltsamen, post-menschlichen Wesen angegriffen wird, erfährt sie, dass es eine größere Bedrohung in dieser aufstrebenden Wildnis gibt.

Review:

Der griechischen Mythologie nach ist Gaia ein gigantisches Lebewesen, was für die ganze Erde steht bzw. was die Erde als organisches Lebewesen betrachtet. Und mal ehrlich: Kann man das ganze so sehr als eine Sage abtun? Ich denke nicht! Nu zu schade, dass es große Industrien und ihre Marionetten es anders sehen und sie mit aller Macht und des Geldes wegen, zerstören. Und genau das hat einer der drei Hauptprotagonisten in GAIA - GRÜNE HÖLLE auch erkannt und gilt in diesem Film als Aussteiger. 

GAIA stellt für den Regisseur Jaco Bouwer seinen Debütfilm dar und ist ein definitiv gelungener Natur-Horrorfilm, der Elemente aus Fantasy mit Bodyhorror eindrucksvoll miteinander kombiniert. Einen ähnlichen Film gab es 2008 schon mal mit dem Namen RUINEN. Ich persönlich finde Gaia aber um Längen besser, auch wegen dem Inhalt dessen, dass man hier wert gelegt hat, eine sehr spezielle Lebensform der Erde mit einzubauen: Pilze. Ich will jetzt keinen Vortrag über Pilze halten, wer sich damit etwas auseinander setzen will, kann und sollte sich mit Mykologie befassen. 

Besonders gefallen haben mir diese humanoiden Pilzkreaturen die im Film als Fungus bekannt sind. Als Pilzkenner wird man sicherlich schnell erraten haben, dass der Name aus dem lateinischen Wort Funghi kommt was übersetzt Pilz bedeutet. Funghus sind wie so Art Pilz-Zombies, die blind sind und sich nur auf ihr Gehör verlassen können, zudem sind sie ziemlich gefährliche Bestien und kommen meiner Meinung nach viel zu selten zum Einsatz, was dem dem Film aber keinen Zacken aus der Krone bricht. 

Auch nett anzusehen war, was passiert, wenn man in dem Wald stirbt bzw. von den Funghus angegriffen wird: Man verwest nicht, sondern aus den Körpern selber wachsen Pilze und mit der Zeit wird man selber zu einem dieser schaurig-faszinierenden Kreaturen. Und auch hier darf man den Machern ein großes Lob aussprechen, wie man das ganze umgesetzt hat. Ein Lachen konnte ich mir dennoch nicht verkneifen, weil es extremst genial aussah, wie dem Begleiter der Hauptprotagonistin beispielsweise Pilze aus den Augen, aber auch dem ganzen Körper wuchsen. 

Gegen dreiviertel des Filmes kommt man zu einer Szene, die Freunden der Ethnobotanik, des Schamanismus und Erfahrenen von psychedelischen Pflanzen/Substanzen wohl bestens gefallen dürfte: Der Hauptprotagonistin wird mittels eines Blasrohrs ein weißes Pulver ins Gesicht geblasen. Ich tippe sehr stark darauf, dass das eine Anspielung auf den rituellen Gebrauch von gemahlenen Yopo-Samen darstellen soll, da mir diese Zeremonie bei den Schamanen nicht unbekannt ist, zumal der Wirkstoff von Yopo-Samen einen psychedelischen Trip auslöst, den die Dame dann auch hat und gekonnt umgesetzt werden konnte. 

Ein weiterer Pluspunkt ist der geniale Score! Erinnerte mich einfach nur zu sehr an psychedelische Trance-Drums, die aber nur kurz eingesetzt wurden um die Atmosphäre und Bedrohlichkeit in manchen Szenen zu unterstreichen. Davon hätte es gerne etwas mehr sein dürfen. Gedreht wurde der Film in Südafrika im Tsitsikamma-Nationalpark. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, viel Natur, dichte Wälder, einfach der Traum eines jeden Naturliebhabers schlechthin. 

In eigener Sache möchte ich hinzufügen, dass man hier definitiv seine Rückschlüsse ziehen kann. Man sollte die Natur und die gesamte Erde beschützen und ehren und man täte sich durchaus gut daran, zurück zu einem natürlichen Bewusstsein zu kehren anstatt sich der ganzen Moderne der Neuzeit hinzugeben. Der Darsteller der den Vater des Jungen spielt trifft mit seinem Denken exakt die Punkte des Denkens mit denen ich mich selber auch identifiziere und halte weitgehendst auch nichts von der modernen Zivilisation und dem ganzen Gebilde, mit dem man sich tagein tagaus auseinander setzen muss, daher klarer Fall von Solidarität meinerseits für ihn!