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Sonntag, 15. September 2024

Eiskalte Typen auf heißen Öfen


Originaltitel: Uomini si nasce poliziotti si muore
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Ruggero Deodato

Inhalt:

Roms Unterwelt in Aufruhr. Zwei Polizeiagenten, Spezialisten einer Elitegruppe, haben dem Verbrechen den Kampf angesagt. Sie lassen ihren Gegnern keine Chance.

Review:

Ruggero Deodato ist dem gemeinen Filmfan eher als der Kerl bekannt, der einen der berühmt-berüchtigsten italienischen Kannibalenfilm überhaupt gedreht hat: Cannibal Holocaust. Nicht umsonst trägt er den ehrenvollen Titel des "Vaters der Kannibalenfilme". Das Drehbuch entstammt der Feder von Fernando Di Leo dem berühmten italienischen Noir- Regisseur und Autor der Milieu-Trilogie. Ursprünglich war ein homosexuelles Verhältnis zwischen den Hauptprotagonisten  Antonio und Alfredo anvisiert, was seitens Deodato aber verworfen wurde und er sie als Playboys darstellt. 

Die Geschichte von zwei jungen Polizisten, die in manchen Fällen weitaus gefährlicher sind als ihre Gegner kommt sehr gut an. Der Film ist ein Höllenspektakel aus Verfolgungsjagden, Schießereien, Brutalität und einem explosiven Thrill, wie man es sich nur wünschen kann. Ruggero Deodato nimmt das ihm anvertraute Genre voll und ganz auf, indem er alle wesentlichen Zutaten in seine Produktion integriert. Auch wenn Deodato kein Genrespezialist war, hat er einen gewagten Poliziottesco  erschaffen, der sich sowohl durch seine überzeugenden Actionszenen als auch durch die Originalität seiner Hauptfiguren auszeichnet. 

Mark Porell und Ray Lovelock sind in ihren Rollen hervorragend und wissen was sie zu tun haben. Ihre Arten bestehend aus Witz, Charmantheit, Draufgängertum und Eigensinn machen sie zu den "Anti"-Helden des ganzes Filmes, dem auch teilweise die Frauen zu Füßen liegen. Bei dem Charisma, der Soziopathie und der perfekten Chemie zwischen den beiden, empfinde ich es als schade, das nicht über eine Fortsetzung, gar eine Trilogie nach gedacht wurde, denn das Potenzial wäre sicherlich vorhanden gewesen. Und der geneigte Poliziottesco-Freund hätte es ebenfalls gedankt. 

Fazit: Einer der besseren und kraftvolleren Filme aus dem Reich der Polizieschi.  Der Film ist durchweg schnell, schmierig und gewalttätig. Obwohl er nicht die stärksten Handlungen oder Charakterisierungen hat, ist der Film freudig moralisch verwerflich und verrückt genug, um unterhaltsam zu sein. Es sind die nihilistischsten und beiläufig brutalsten Polizisten, die ich je in einem Film gesehen habe und mir persönlich das größte Vergnügen bereitet haben. Im Nachhinein bin ich umso froher, das ich dieses geniale Genre für mich entdecken konnte und, wenn auch etwas spät, eine große Freude daran habe derartige Perlen zu suchen, zu finden und mir einzuverleiben. 



 

Samstag, 14. September 2024

Die Rache des Paten


Originaltitel: Quelli che Contano
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Andrea Bianchi

Inhalt:

Amerika. Das Gangster-Management wird nervös über die Lage in Europa. Ein erbarmungsloser und grausamer Killer wird auf die Reise geschickt, um in Sizilien "für Ordnung zu sorgen". Der Grund: Zwei rivalisierende Banden, die den Devisen- und Drogenhandel durcheinanderbringen. Ein gnadenloser Kampf zwischen denen, die in der Macht das Recht suchen. Und ein heißer Reißer um einen Mann, der es versteht, Macht gegen Macht, Böses gegen Böses, Geld gegen Geld auszuspielen. Zwischen den knallharten Szenen um Wut und Aggression zeigt sich die Welt der Mafia in ihrer realistischen Form: Wer pariert wird verschont, wer reagiert wird vernichtet. 

Review:

Andrea Bianchi war mir bisher nur durch seinen erstklassigen Zombie-Horrorfilm DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES bekannt, weswegen ich umso gespannter war, wie seine Verläufe im italienischen Poliziottesco ein mag. Nun, ich hab mir ehrlich gesagt was anderes darunter vorgestellt als das, was er hier abliefert, will aber nicht unverschämt sein und leugnen, das der Film für das was ich unter einem Poliziottesco verstehe, recht unterhaltsam war. In manchen Situationen hat er so genau den Nerv bei mir getroffen, den er treffen sollte. Ein schmieriger, sadistischer italienischer Krimi-Thriller, der abliefert!

Es beginnt mit einem Auto, was von der Straße gedrängt wird und es zu zwei Todesfällen kommt. Die Polizei entdeckt jedoch, das sich in dem Auto die Leiche eines Kindes befand, woraufhin Untersuchungen statt finden und in der Leiche Heroin gefunden wird. Es stellt sich heraus, dass die sizilianische Mafia Heroin in den Leichen ermordeter Kinder schmuggelt, was der alten Mafia-Garde nicht so wirklich gefällt. Nach einer Mafia-Zusammenkunft wird entschlossen, den Mörder Tony Aniante nach Sizilien auszusenden, um zwei verfeindete Mafia-Familien gegeneinander auszuspielen. 

Mit Henry Silva hätte man die Rolle eines Mörders, der in den USA bei einer Ausbildung verschiedene Tötungstaktiken gelernt hat, nicht besser besetzen können. Mit seiner ernsthaften Miene und seinen toten Augen macht er den Eindruck, das er zu der Sorte Kerle gehört, mit der man sich besser nicht anlegt. Der Film besteht aus viel Machogehabe, Gewaltszenen, die man eher in einem Horrorfilm erwarten würde, einer Romeo & Julia-Story und einem ordentlichen Thrill. Die ganzen Vorgängen finden in einer nihilistischen Welt statt, in der es keinen Gott zu geben scheint. Zumindest gibt es einen örtlichen Pfarrer, der sich schon mit dem ganzen Treiben inzwischen arrangieren konnte, aber innerlich auch nicht wirklich glücklich über die Zustände zu sein scheint. 

Mit einem Poliziottesco hat der Film meiner Meinung nach nicht wirklich was zu tun, weil ich darunter eher Polizeifilme verstehe, dennoch empfand ich Bianchis Werk unterhaltsam genug, um mir den Abend zu versüßen. Der Film hat einen dezenten sadistischen Unterton, was sich besonders bei der Begegnung zwischen der geläuterten Ex-Hure Margie auszeichnet, die von Tony besonders hart ran genommen wird, was bei ihrem Gatten gegenüber mehr recht als schlecht ankommt, scheint er wohl darauf zu stehen, wenn man sich seine Holde zwischendurch ausleiht. Fans von Mafiathrillern dürfen bei der Rache des Paten nur zu gerne einen Blick riskieren, enttäuscht wird man sicherlich nicht. 


 

Die perfekte Erpressung


Originaltitel: Revolver
Herstellungsland: Italien, Frankreich, Deutschland
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Sergio Sollima 

Inhalt:

Vito Cipriani, Vizedirektor eines Mailänder Gefängnisses, ist ein rechtschaffener Mann, bis zu jenem Tag, als seine Frau Anna aus der ehelichen Wohnung entführt wird. Daraufhin wird er von unbekannten Tätern erpresst: Er soll dem Ganoven Milo Ruiz zur Flucht verhelfen. Gesagt, getan! Um sicher zu gehen, dass Anna nichts passiert, behält Cipriani Milo als Geisel zurück, um aus ihm heraus zu prügeln, wer hinter seiner indirekten Fluchthilfe steckt. Milo hat keine Ahnung, wer ihn auf freien Fuß sehen will. Gemeinsam machen sich die beiden unterschiedlichen Männer auf die Suche nach Anna, die bis nach Paris führt und zu einem Komplott, in das höchst einflussreiche Männer scheinbar verwickelt sind.

Review:

Wurde mal wieder Zeit für einen Poliziottesco der ruhigeren Art, der erst im weiteren Verlauf ein ordentliches Tempo zulegt. Regie bei diesem Meisterwerk italienischer Filmkunst, unter Beimischung mit franzöischem als auch westdeutschem Zutaten führte Serio Sollima. Für gewöhnlich zeichnet sich das Genre des Poliziotttesco dadurch aus, das ein brennender Zynismus und ein düsterer Ton das Geschehen anführen. Hier haben wir es eher mit dem Gegenteil zu tun, bei dem Pessimismus, Misstrauen und Argwohn das Bild zeichnen und es dazu kommt, das gute Leute dazu zwingt schlechte Taten zu begehen. 

Von einem Gefängnisdirektor wird die Frau entführt und er aufgefordert, den Knastinsassen Vito aus dem Gefängnis zu helfen, um ein schwerwiegendes Lösegeld zu fordern. Selbstverständlich ist der Herr Direktor von der Sache nicht ganz begeistert und versucht alles, um seine Frau wieder zurück zu bekommen. Anfänglich bleiben viele Fragen unbeantwortet, aber man stellt bald fest, das bei der ganzen Sache mehr dahinter steckt, als bisher angenommen. Der Direktor und der Entflohene schließen einen ungewöhnlichen Pakt, aus dem es kein Entkommen kommt und sie beide fest stellen müssen, das die Sache größer ist, als bisher angenommen. So wechseln allmählich beide ihre Angewohnheiten, bei denen der Teufel zum Engel und andersrum genauso wird. 

Obwohl es ein eher actionarmer Film ist, lebt er hauptsächlich von den Auftritten der Hauptdarsteller Oliver Reed, der den Gefängnisdirektor spielt als auch von Fabio Testi, der den Gefangenen Milo spielt. Nicht zu verachten ist auch die ebenfalls aufkommende Spannung, die den Zuschauer bis zum Ende begleitet und in den Film rein reisst und das reinste Vergnügen darstellt, wenn es darum geht, wie der Direktor alles in seine Macht stehende versucht, seine Frau wieder zurück zu bekommen. Auch wenn die Action nicht oft vertreten ist, ist sie dennoch meisterhaft in Szene gesetzt, die zu den Glanzpunkten des Filmes zählen. 

Ich hatte das ständige Gefühl, das mit Oliver Reed irgendwas nicht ganz stimmte, was sich mir bei meinen Recherchen auch bestätigt hat: Er scheint wohl damals ein Alkoholproblem gehabt zu haben, weswegen er oftmals am Set unter Alkoholeinfluss aufgetaucht ist und das nicht immer leicht gewesen sein muss bei den Dreharbeiten. Aber es gibt auch witzige Geschichten darüber, wie Reed den Handschellenschlüssel vor Wut weg geworfen hat in denen Testi steckt und der Schlüssel im Abwasserkanal landete, weswegen Testi zwei Stunden in Handschellen verbringen musste. 

Im Rahmen dessen, was ich in den letzten eineinhalb bis zwei Jahren alles an meinem inzwischen liebgewonnenen Genre des Poliziottesco kennen lernen durfte, platziert sich DIE PERFEKTE ERPRESSUNG weit oben zu den ganzen Lenzis, die ich mir anfänglich neben DER TOLLWÜTIGE hauptsächlich vorgenommen habe. Das Zusammenspiel von Oliver Reed und Fabio Testi ist unschlagbar und gibt dem Film genau das, was man sich von einem Film wie diesem erhofft. Neulinge auf diesem gebiet sollten sich unbedingt an den Film rantrauen, obgleich es anfänglich nicht nach Wunsch zur Sache geht und das Tempo erst noch aufkommt. 



 

Mittwoch, 6. März 2024

Milano Kaliber 9


Originaltitel: Milano calibro 9
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Fernando Di Leo

Inhalt:

Wieder einmal siedelte Fernando Di Leo eine filmische Kreation dort an, wohin der Normal-Sterbliche nie auch nur ein Füßchen setzen würde. Zieht man die unterste Schublade unseres sozialen Zusammenlebens, liegt die Welt vor uns, welche Fernando Di Leo erneut sehr heroisch und mit großem Pathos inszeniert. Milano Kaliber 9 als Klassiker zu bezeichnen, grenzt schon fast an eine Freveltat, bei diesem Werk sollte man die doppelte Sehgeschwindigkeit an den Tag legen und seine Erwartungen sehr hoch schrauben, der Streifen wird die spielend übertreffen. Wenn Mario Adorf wütet, weil er sich hintergangen fühlt, die vermeintlich Schuldigen in die Luft sprengt und dazu Luis Enriquez Bacalov eine bis ins Mark gehende, melancholische Klaviermelodie spielt, dann ist es Zeit, die eigene Anschauung vom italienischen Gangsterfilm zu definieren. 

Review:

MILANO KALIBER 9 ist ein gute, wenn auch meiner Meinung nach durchschnittlicher italienischer Kriminalfilm von 1972. Ich will nicht sagen, das der Film keinen Wert hat, nur bin ich seitens Umberto Lenzi und seinen Tiraden schon etwas zu sehr verwöhnt. Basierend auf einem hartgesottenen Roman von Giorgio Scarbanenco ist die Handlung im Grunde eine selbst erklärte Interpretation der Kriminalfilme von Jean-Pierre Melville, in der der grob aussehende Betrüger Ugo Piaza aus dem Gefängnis entlassen wird, aber der Verdacht besteht, das er die 300.000 Lire des Mafiabosses "Der Amerikaner" entwendet und versteckt haben soll. tatsächlich hat er das Geld nicht und sieht sich mit allerlei Typen konfrontiert, die wissen wollen, wo das Geld ist. Ob es die Polizei oder Schergen des Amerikaners sind, spielt dabei keine Rolle. 

Der Film bewegt sich knallhart als auch stilvoll und mit einem ordentlichen Tempo durch den Bildschirm. Tatsächlich setzte MILANO KALIBER 9 reichliche Maßstäbe, für mehrere nachfolgende italienische Kriminalfilme. Zu den weiteren Pluspunkten gehören die Angebote an interessanten Charakteren, einer fesselnden Geschichte und einer hervorragenden Umsetzung. Interessant zu wissen ist, das es sich bei MILANO KALIBER 9 um den ersten Teil einer Milieu-.Trilogie handelt, zu der sich noch DER MAFIA-BOSS - SIE TÖTEN WIE SCHAKALE und DER TEUFEL FÜHRT REGIE gesellen. Letztere beiden Filme stehen schon auf dem Stundenplan bei mir. 

Für Leute die sich gerade erst für das Genres des Euro Crime-Films interessieren, ist MILANO KALIBER 9 ein guter Einstieg. Mit einer respektablen Besetzung, einem eingängigen italienischen Soundtrack der Prog Rock-Band Osanna und ein paar ordentlich umgesetzten Wendungen in der Handlung am Ende ist es ein recht guter Film und einer der bekannteren Beiträge des Genres. Auch wenn ich andere Werke des Genres eher bevorzuge, hat der Film definitiv seine Momente, die man nicht mehr vergisst. Selbst Quentin Tarantino widmete in DEATH PROOF eine Hommage an MILANO NKALIBER 9, indem er eine Tanzszene mit Vanessa Ferlito in DEATH PROOF integrierte, die sich an dem Tanz von Barbara Bouchet orientierte. 

Fazit des Ganzen: ich würde behaupten, das es keinen besseren Einstieg in die gewalttätige Welt der italienischen Noir-Krimi-Thrillers gibt wie MILANO KALIBER 9. Klar, es gibt noch andere Vertreter die ebenso stark sind, aber mit diesem Film macht man garantiert nichts falsch. Fernando Di Leo fand hier seinen Ton und Rhythmus als auch die Anerkennung seines Publikums, das ihm nacheiferte. Der Erfolg des Filmes beschränkt sich nicht nur darauf: Der Film ist sowohl spektakulär als auch im Bewusstsein des Italiens seiner Zeit und der moralischen Entwicklung der Welt und spielt auf allen Ebenen. Wie immer an dieser Stelle gilt: Wer den Film noch nicht sein Eigen nennt, sollte dies zügig nach holen. 


 

Die Gewalt bin ich


Originaltitel: Il Cinico, l'infame, il violento
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1977
Regie: Umberto Lenzi

Inhalt:

Kommissar Tanzi brachte vor Jahren den gefürchtete Gangster Luigi, auch "der Chinese" genannt hinter Schloss und Riegel. Doch Luigi konnte sich aus dem Mauern los reisen und hat nur noch ein Ziel vor Augen. Rache! Er befehligt einen Auftragskiller, der sich Tanzi vornehmen soll. Als Tanzi eines Abends nach Hause kommt wird er von dem Killer überwältigt und verletzt, der Killer selbst denkt, dass Tanzi das zeitliche Gesegnet hat. Nun kann Tanzi das Gesetz in die eigene Hand nehmen und ist Luigi und seinen Männern schon auf den Versen. Doch Opfer sind auf beiden Seiten zu vernehmen.

Review:

Umberto Lenzi ist ein italienischer Regisseur, den man keinem vorstellen braucht, der sich mit dem Thema Poliziottesco befasst. Zum anderen ist er parallel einer der Großmeister des italienischen Horrorkinos. In den Jahren 1958-1992 erstreckte sich sein Talent in der Filmbranche und es entstanden 65 Filme verschiedener Genres. Bekannt wurde er vor allem durch seine Kriminal- und Thrillerromane. Viele seiner Filme sind Meisterwerke und gehören in den italienischen Film wie die Faust auf´s Auge. Das Drehbuch des Filmes ist das Werk mehrerer Autoren, einschließlich Lenzi selber, der an einigen Handlungssträngen des Filmes beteiligt war. Zusätzlich saßen berühmte Namen wie Sauro Scavolini, Ernesto Gastaldi und Dardano Sacchetti an dem Drehbuch. 

Zur Story des Filmes: Luigi Maietto entkommt aus dem Gefängnis. Er verurteilt sofort den Polizeiinspektor Leonardo Tanzi, der zur Verurteilung des Verbrechers beigetragen hat. Tanzi ist schwer verletzt, Informationen über seinen Tod werden jedoch veröffentlicht. Seine Vorgesetzten weisen ihn an, sich in der Schweiz zu verstecken. Tanzi beschließt jedoch, nach Rom zurückzukehren, wo Maietto Geschäfte mit dem brutalen Mafiaboss Frank Di Maggio abwickelt. 

Positiv hervor zu heben ist, das der Film eine Menge talentierter Darsteller aufweist und der Film zum Teil durch sie lebt. Maurizio Merli als Kommissar Tanzi, Tomas Milian als "Der Chinese" oder John Saxon als Mafiaboss Frank Di Maggio. Es macht schon viel aus, welche Rollen man mit wem besetzt, umso erfreulicher ist es, wenn die Rollen so besetzt sind, das man ihnen ihre Charaktere abnimmt. Schauplatz und Drehorte waren Mailand, Rom und Roccaraso und machten auf mich einen guten Eindruck und weisen einige schöne Bilder auf. Während der Dreharbeiten gab es zudem einige Unfälle: Maurizio Merli verletzte sich mit einer Pistole, aus der ein Leerschuss abgefeuert wurde, Gabriella Giorgelli bekam Schwefelsäure ins Gesicht, die zu schweren Verbrennungen auf ihrer Haut führte.

Fazit: DIE GEWALT BIN ICH ist ein sehr solider Krimi, der viel Freude bereitet. Die Handlung ist interessant und auf dem Bildschirm passiert immer etwas. Die Action hört keinen Moment auf, Langeweile kommt also nicht auf. Gute und erfahrene Schauspieler spielten ihre Rollen perfekt. Auch die audiovisuelle Seite liegt auf einem sehr hohen Niveau. Es gibt alles, was in einem Krimi-Actionfilm sein sollte. Fans des italienischen Polizeikinos und des Talents von Meister Umberto Lenzi werden sich bestimmt freuen.



 

Mittwoch, 21. Februar 2024

Die letzte Rechnung schreibt der Tod


Originaltitel: Milano violenta
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1976
Regie: Mario Caiano

Inhalt:

Ein Raubüberfall auf ein großes Industriegebäude. Die Polizei umstellt das Haus. Zwei der Gangster können mit dem Geld fliehen, die beiden anderen erzwingen durch Geiselnahme ein Fluchtauto. Doch sie kommen nicht weit, denn das Benzin geht aus. Einer der Gangster wird an der Tankstelle erwischt, der andere, aus Zuhälterkreisen, flüchtet verletzt zu einer Prostituierten. Von ihr erfährt er, dass die mit dem Geld geflüchteten Komplizen in einem alten Schlachthof untergetaucht sind. Die Jagd nach dem Geld beginnt, ein Komplize traut dem anderen nicht über den Weg, jeder will den Hauptanteil. Wer im Weg steht wird kaltblütig liquidiert. Die letzte Rechnung zahlt der Tod.

Review:

Das schöne am sammeln ist, das man manchmal nie weiß, was man wirklich bekommt. Guter Film? Schlechter Film? Zwar hege ich keine großen Zweifel am Poliziottesco-Genre, weiß aber auch, das mir nicht explizit jeder Film eines Genres gefällt. Umso schöner immer, wenn man im Nachhinein sagen kann, das man einen extremen Glücksgriff gemacht hat. DIE LETZTE RECHNUNG SCHREIBT DER TOD von 1976 ist so ein Fall. Allzu bekannt scheint der Film nicht zu sein, am ehesten vermutlich bei Kennern und engeren Freunden des Poliziottescos. Auch gibt es bis auf ein paar wenige DVD-Auflagen auch nur eine deutsche VHS von VTD Dr. Dressler innerhalb Deutschlands, das war´s dann auch schon. 
Es beginnt mit vier maskierten Männern, die die Kasse einer großen Firma in Mailand überfallen. Als die Polizei kommt, hauen zwei der Räuber mit dem Auto ab, die anderen beiden werden zurück gelassen. So kommt es zur Geiselnahme und zur Erpressung nach einem Auto, dem auch statt gegeben wird. Nach der Flucht stirbt einer der Räuber, so das nur noch der Kopf der Bande und zwei Komplizen am Leben bleiben, die parallel dabei sind, ihre Spuren zu verwischen. Doch Raoul, der Bandenkopf, kommt den beiden auf die Schliche und fordert seinen Anteil. 

Es ist kein Geheimnis, das der italienische Polizeifilm in den 1970ern große Erfolge verbuchen konnte. An den Erfolgen wollte auch Regisseur Mario Caiano anknüpfen, der bis dato nicht zu den bekanntesten Regisseuren gehörte. ich denke, seine Filme dürften bekannter gewesen sein. Mit MILANO VIOLENTA hat er einen extrem unterhaltsamen, düsteren, aber auch spannenden Film gemacht, der wohl bei jedem Zuschauer hoch gelobt werden dürfte. Die Schwerpunkte hier sind die Schießereien, die Verfolgungsjagden, aber auch die Action. Es mag sein, das andere Vertreter actionreicher sind, kann man sich hier nicht beschweren, das es zu handzahm zu geht. 

Mit Claudio Cassinelli hat man einen exzellenten Darsteller arrangiert, der hier richtig Vollgas gibt und einen der übelsten Typen mimt, die von seinen Kollegen verarscht worden ist. Zudem gehört er zu der Sorte, die über Leichen geht, nur um an sein Geld zu kommen. Passt natürlich gut in den Film und dank eines solchen Talents, vergeht auch die Zeit wie im Flug. Krimi-Exploitationfans werden hier bestens bedient. Eine Mischung aus hinreißender Musik, knallharten Gaunern, raue Atmosphäre und ordentliche Männergewalt bestimmen den Takt und macht dazu noch reichlich´ Spaß. 


 

Sonntag, 18. Februar 2024

Der Vernichter


Originaltitel: Il Giustiziere sfida la città
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1975
Regie: Umberto Lenzi

Inhalt:

Als Rambo nach vielen Jahren seinen alten Freund Pino und dessen Familie in Mailand besuchen kommt, bietet sein einstiger Gefährte dem kampferfahrenen Rambo die Möglichkeit, bei einem privaten Sicherheitsdienst anzuheuern, der aufgrund sich mehrender Entführungsfälle ein Geschäftshoch erlebt. Zwar lehnt Rambo zunächst dankend ab, als Pino jedoch auf der Suche nach dem gekidnappten Sohn eines reichen Industriellen der Verbrecherbande eines gewissen Conti in die Quere kommt und ermordet wird, schwört Rambo Rache und macht es sich zur persönlichen Aufgabe, Conti mit Gewalt zur Strecke zu bringen. 

Review:

Umberto Lenzi gehört zu den Vorreitern des italienischen Kriminal- und Polizeithriller-Genres der 1970er Jahre, wobei der in Kuba geborene Tomas Milian sein häufiger Hauptdarsteller war. DER VERNICHTER  ist ein Paradebeispiel für die gewalttätigen Actionfilme dieser Zeit und kann Lenzi mit Sicherheit als guten und sogar sehr talentierten Filmemacher bezeugen. In DER VERNICHTER, auch bekannt als FLASH SOLO spielt Milian einen harten, bärtigen Biker, Rambo, der verschiedene rote Hüte trägt. Nach Ankunft in einer alten Stadt, um einen Freund zu besuchen, gerät das ganze Thema ins schleudern, denn Rambos Freund wird umgebracht. So begibt er sich selber auf die Suche nach den Mördern und gießt bei seinem Unterfangen noch mehr Öl ins Feuer und es kommt zum Eklat an mehreren Stellen. 

Ins Leben gerufen wurde der Film auf Initiative von Tomas Milian hin. Drehbuchautor Vincenzo Mannino erhielt den Auftrag, eine Geschichte über einen Motorradfahrer namens Rambo und einen ehemaligen Polizisten zu schreiben, der nach Mailand fährt, um die Verschwörung zweier rivalisierender Gangsterbanden zu verfolgen. Die Motivation für die Aktion ist persönliche Rache und das Recht der eigenen Hand, allerdings ohne die sonstigen Erwägungen der Rechtfertigung der Rückzahlung. Was Rambo auszeichnet, das er ein gutes herz hat, trotz seines badass-artigen Auftreten, was ihn umgehend sympathisch macht und ihm auch eine interessante Persönlichkeit verleiht, die mancherorts nicht alltäglich ist. 

Nach meiner Einschätzung ist das nicht gerade der beste Film von Lenzi, aber steht immer noch weit genug vorne, um mit anderen Filmen Lenzi´s mithalten zu können. Mir selber wurde der Film bei der Suche nach diversen Poliziottesco empfohlen und wurde nicht enttäuscht. Milian ist unvergleichlich cool als der taffe Rambo, der Kinder liebt und einen coolen Biker-Cowboy-Stil kreiert, während sein Gesicht fast schlicht bleibt. Er, die guten Nebendarsteller und die spannungsgeladene, geradlinige Regie von Lenzi sorgen dafür, dass auch die gewaltfreien Szenen nicht langweilig werden. 

Fazit: Nachdem ich zuvor erst den Berserker gesehen habe, war ich schon drauf eingestellt, das es hier nicht weniger wild zu geht. Wurde aber in soweit "enttäuscht", das es hier doch ruhiger zugange ging, das aber dem Film keinen Abbruch tat. DER VERNICHTER ist entgegen seinem wilden deutschen VHS-Filmtitel trotzdem actionreich und spannungsgeladen. Was einem im Kopf bleibt, ist der einprägsame Satz Rambos: „Man beginnt in einem Loch, man ernährt sich durch ein Loch, man scheißt aus einem Loch, man landet in einem Loch." Wie recht er doch damit hat. 




 

Samstag, 17. Februar 2024

Der Berserker


Originaltitel: Milano odia: la polizia non può sparare
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Umberto Lenzi

Inhalt:

Der wahnsinnige Giulio und zwei Kollegen planen Marilu, die Tochter eines reichen Firmenchefs zu entführen um eine halbe Milliarde Lire Lösegeld zu erpressen. Kommissar Grandi wird auf den Fall angesetzt. Grandi bleibt nicht viel Zeit, sich Sache aufzuklären. Giulio bringt jeden um, der sich gegen ihn stellt, egal ob Freund oder Feind. Und Giulio hat nicht vor, Marilu nach Übergabe des Geldes am Leben zu lassen.

Review:

Der Begriff Poliziottesco passt bestens zu dem Film. Unfähige und korrupte Polizisten als auch gewalttätige Kriminalität stellen die Hauptmerkmale dieses Genres dar. Die 1970er Jahre waren aus filmischer Sicht in Italien nicht schlecht, sind zu der Zeit viele gute Filme produziert worden, was sich im Jahrzehnt darauf nicht sonderlich änderte. Jedoch gab es zu der Zeit in Italien auch dunkle Wolken zu verzeichnen, besonders aus politischer Sicht. Waren es damals die sogenannten "Anni di piombo", die "Jahre des Bleis". Benannt weil sowohl Links- als auch Rechtsextremisten Terrorakte verübten, darunter Bombenanschläge und politische Attentate. Die Behörden schienen nicht in der Lage zu sein, dieser instabilen und schrecklichen Situation irgendeine Form der Kontrolle zu verleihen, und die italienischen Filme dieser Zeit zeigten dieses Chaos und Misstrauen durch explizite Darstellungen von Verbrechen und Horror.

Der Horror wird hier in Gestalt eines Kriminellen namens Guilio Sacchi gezeigt, der die Entführung der Tochter eines wohlhabenden Geschäftsinhabers plant, bei dem am Ende 500 Millionen Lire zu erbeuten sind. Ziel ist es, anschließend keinen Finger mehr krumm zu machen. Da Sacchi ohne Eltern und Chancen auf der Straße aufgewachsen ist, schimpft er ständig gegen das System. Er glaubt, dass er ein Genie ist und Verbrechen begehen kann, weil die Welt ihm seinen Lebensunterhalt schuldet. Bei einem Banküberfall tötet er einen Polizisten, was dazu führt, das der Mord Wellen schlägt und bei seinem Auftraggeber raus fliegt. So zieht er fortan sein eigenes Ding durch und geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. 

Mailand kennt man eher als einen Ort an dem man als Nicht-Italiener Urlaub macht, doch wie Mailand hier dargestellt wird, erinnert es eher an ein gefährliches Pflaster, gemischt mit dem Reichtum als auch der Armut und Dekadenz der Gesellschaft. Die Straßen sind verkommen, die Wohnblöcke hatten auch schon bessere Zeiten und alles so trostlos. Exakt deswegen passt aber die Geschichte der Protagonisten und macht es noch räudiger als es eh schon ist. Regisseur Umberto Lenzi war in den 1970er Jahren einer der zuverlässigsten Namen der genreübergreifenden italienischen Klassiker und gewinnt immer mehr an Bedeutung, da jetzt die ganze Breite seines Schaffens gewürdigt werden kann. DER BERSERKER ist tatsächlich einer seiner besten Filme, die ich bisher gesehen habe und bin schon auf weitere Werke gespannt. 

Sehr zuvorkommend ist der schmierige Nervenkitzel der einen ständig begleitet, dazu noch Tomas Milian und Henry Silva, bei denen man manchmal das Gefühl hatte, das zwischen den beiden am Drehort ständige Wettkämpfe gegeben haben könnte, wer die bessere Schau vor der Kamera gibt. Meine Erwartungen wurden somit in vielen Punkten übertroffen. Ich konnte mir schon denken, das DER BERSERKER ein Knallerfilm ist, aber das er so extremst gut rein läuft, hätte ich nicht gedacht. In dem Punkt hat FilmART einen guten Riecher bewiesen, in dem sie den Film in der Reihe der Polizieschi Edition-Serie veröffentlicht haben. 



 

Mittwoch, 14. Februar 2024

Tote Zeugen singen nicht


Originaltitel: La Polizia incrimina la legge assolve
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Enzo G. Castellari

Inhalt:

Inspektor Belli (Franco Nero) ist einer Bande von Rauschgifthändlern und skrupellosen Killern auf der Spur. Von seinen Vorgesetzten hat er jedoch keine Unterstützung zu erwarten. Er ist auf sich allein gesetellt. Blind vor Wut versucht er im Alleingang, ohne jegliche Unterstützung die Jagd auf die Killer. Diese unbeschreiblich wahnsinnige Verfolgung der Bande beginnt. Wird es Inspektor Belli gelingen, die Killer zur Strecke zu bringen, ohne das Leben Unschuldiger aufs Spiel zu setzen?

Review:

TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT ist einer der größeren, bekannteren und erfolgreicheren Vertreter des italienischen Poliziottesco-Genres und prägte auch im Nachhinein eine Menge weitere Vertreter dieses Genres. Der Macher hinter dem Streifen ist  Enzo G. Castellari, Regisseur zahlreicher Spaghetti-Western. Zur Handlung In Genua versucht der ungestüme Kommissar Belli, das Drogenhandelsnetzwerk aufzuspüren, um an die Spitze zu gelangen. Angesichts einer weitläufigen Organisation und des Kampfes mit einem blockierten Verwaltungssystem werden seine Ermittlungen schnell zu einem Albtraum. 

Hier beleuchtet die Geschichte die Korruption der Honoratioren der Stadt, die von politischem Schutz profitieren. Es fängt mit einer langen Verfolgungsjagd in der Stadt Genua an, die sehr spektakulär von Rémy Julienne in Szene gesetzt wurde. Das Szenario entfaltet sich dann mit unbestreitbarer Meisterschaft und die Actionszenen sind durchaus gelungen. Nach heutigen Maßstäben kann man den Gewaltanteil als moderat bezeichnen. Franco Nero hat einen eher exzessiven Schauspielstil, besonders wenn er die Beherrschung verliert. Nichts was man nicht anderweitig schon gesehen hätte, denn meiner Erinnerung nach, hab ich ihn schon anderswo in einer ähnlichen Verfassung im Film  gesehen. 

Bei seiner Veröffentlichung feierte der Film international große Erfolge. Gedreht wurde in der italienischen Stadt Genua und genau die Orte geben dem Film einen ordentlichen Charme. Enzo G. Castellaris hartgesottener Krimi ist voller beeindruckender Actionsequenzen und intensiver Blicke. Es ist jedoch das Drehbuch und die Regie, die ihn von seinen Mitbewerbern abheben. In den frühen 1970er Jahren waren die Kinobesucher von Spaghetti-Western ausgebrannt, und so wandten sich Italiens Actionfilmemacher einem zeitgenössischeren Genre zu. Inspiriert durch den Erfolg von Hollywood-Action-Thrillern wie BULLITT oder FRENCH CONNECTION war das Genre „Poliziotteschi“ voller eigenwilliger Polizisten, die es mit skrupellosen Gangstern antraten, und wie die Spaghetti-Western lieferten diese italienischen Filme opernhafte Gewalt, wie man sie in amerikanischen Produktionen nicht findet.

Fazit: Erstklassiger Polizeifilm, der zwar anders war, wie was ich schon kannte, trotzdem sehr unterhaltsam, mit einer menge Action und einem Kommissar, der seinen eigenen Gesetze hat, was ihn irgendwie sympathisch macht. Wer gerne Zeit mit dem wilden italienischen Kino der 1970er verbringt, sollte sich TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT nicht entgehen lassen. Cleverer Italo-B-Movie mit einem coolen Plot, grandiosen Darstellern und einer unvergesslichen Musik, die von Guido De Angelis und Maurizio De Angelis beigesteuert wurde. 




 

Dienstag, 19. Dezember 2023

Visum für die Hölle


Originaltitel: Black Gunn
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Robert Hartford-Davis

Inhalt:

Mitternacht in Los Angeles. Drei Angehörige einer militanten schwarzen Bewegung überfallen ein Wettbüro der Mafia. Aber ihre Beute ist heißer als sie zunächst ahnten. Außer Geld findet ihr Anführer Scott die Kassenbücher der Mafia - in falschen Händen Dynamit gegen das Syndikat. Die Mafia muß handeln. Ein Killertrupp wird auf ihn angesetzt. Scott stirbt, bevor sein Bruder Gunn ihm helfen kann. Gunn will jetzt nur noch eines, den Mörder seines Bruders. 

Review:

Das VISUM ZUR HÖLLE, auch bekannt unter dem Originaltitel BLACK GUNN ist einer der früheren Blaxploitationfilme, die das Genre ausgeworfen hat. Mit am Start ist der US-amerikanischer American-Football-Spieler Jim Brown, der seine Schauspielkarriere 1964 begonnen hatte und in mehreren Spielfilmen sein Können unter Beweis stellte. Ein weiteres bekanntes Gesicht ist Martin Landau, der auch kein Unbekannter ist und in einer großen Reihe an Filmen mit gespielt hat, hier aber meines Erachtens etwas zu kurz kommt mit seinen Auftritten. 

Jim Brown spielt Gunn, einen Nachtclubbesitzer, dessen Vietnam-Veteranenbruder Scotty in Schwierigkeiten gerät, als seine ultramilitante Gruppe, die schwarze Aktionsgruppe, der Mafia ein Buch mit Namen und Informationen stiehlt. Die Mafia ernennt einen aufstrebenden Mann namens Capelli zum Leiter einer Task Force, die Scotty finden und das belastende Buch zurückfordern soll, bevor es veröffentlicht wird. Capellis Männer belästigen Gunn, um Scottys Aufmerksamkeit zu erregen. Als Scotty getötet wird, nimmt  Gunn seinen ganzen Mut zusammen und zieht sein eigenes Ding durch, indem er sich den Militanten anschließt und sich der Mafia stellt. Im Finale kommt es zu einem Blutbad epischen Ausmaßes, als Gunn und seine bis an die Zähne bewaffneten Kameraden das Drogenlager der Mafia belagern.

Es handelt sich um einen einfachen Film, der gut zu verfolgen ist und eine Menge Action bietet, bei der es dem Zuschauer sicher nicht langweilig wird. Schießereien und Schlägereien bestimmen oft den verlauf des Filmes und bieten das, was man als Actionfreund sehen will. Das souveräne Auftreten von Jim Brown tut sein übriges, das man sich komplett auf den Film einlassen kann und für gute eineinhalb Stunden unterhalten wird. Was den Film ausmacht, ist der fast schon klischeehafte Inhalt eines Blaxploitationfilms: Schwarze Militante, eine War On Drugs-Szene, Mafiastrukturen und ein dezenter Rassismus seitens der Schwarzen und den Weißen. Garniert wird das ganze mit einer coolen Musik, wie man es aus 1970er-Filmen kennt und mag. Es mag manche fahle Stellen geben, die den Film in die Länge ziehen, aber die sind nicht der Rede wert, das Komplettpaket unterhält auf jeden Fall. 

Fazit: Cooler Film, der mir gefallen hat, jedoch finde ich SLAUGHTER und AUSBRUCH DER VERDAMMTEN immer noch am besten, wenn man sich darauf bezieht, das Jim Brown eine der Hauptrollen hat. In den Anfängen der Blaxploitation war der Football-Star Jim Brown einer der ersten Superstars, der Muskeln und Klasse zu einem zweifäustigen, charismatischen Hauptdarsteller vereinte. So kann man sagen, das er es ist, der Filme erst gut aussehen lässt. Freunde des exploitativen Black Cinemas werden hier mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen. 


 

Sonntag, 12. November 2023

Die Kröte


Originaltitel: La Banda del Gobbo
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1978
Regie: Umberto Lenzi

Inhalt:

Vincenzo Marazzi , der Bucklige von Rom, kehrt zurück in seine alte Heimat. Immer auf der Suche nach dem schnellen Geld, plant er zusammen mit drei seiner ehemaligen Komplizen einen todsicheren Coup. Ein Geldtransport soll jegliche Sorgen für immer beseitigen. Marazzi hat jedoch nicht mit der Habgier seiner Mitstreiter gerechnet, und soll vor Ort getötet werden. Schwer verwundet kann er im Schutz der Kanalisation entkommen. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Monnezza schmiedet er einen teuflischen Plan, um sich an den Verrätern zu rächen.

Review:

2023 geht in meiner Chronik des Lebens definitiv als das Jahr ein, in dem ich ein Genre für mich entdeckt habe, was mich total fesselt und ich mich darauf freue, was im weiteren Verlauf noch für Schätze gefunden werden können. Es hat im Frühjahr damit angefangen, dass ich aus großem Interesse heraus DER TOLLWÜTIGE gesehen habe und auf Anhieb Gefallen daran gefunden habe, was mit LA SETTIMA DONNA weiter ging. Umso schöner ist es, dass es Labels wie FilmArt gibt, die sich unter anderem auf eine Reihe namens Polizieschi Edition konzentriert, die italienische Krimis veröffentlicht. Das andere ist, das ich ein großer Fan von Umberto Lenzi bin, der mir weitgehendst nur durch seine Kannibalenfilme und diverse andere Horrorfilme bekannt war, ich mich inzwischen auch mit seinen Krimifilmen beschäftige, die mir schon ein paar schöne Stunden bereitet haben. 

In DIE KRÖTE kam es zwischen Lenzi und Tomas Milan zu einer glanzvollen Zusammenarbeit, in der Milan sich einer Doppelrolle unterwarf, einmal als der Bucklige von Rom, zeitgleich aber auch als den Zwillingsbruder des Buckligen. Nach seinem Exil, in dem er sich befand, kehrt er wieder zurück nach Rom, um ein neues Ding zu planen, was gehörigst schief geht, weil seine Mittäter andere Pläne haben und er sich zum Ziel gesetzt hat, Rache auszuüben, die unter Mithilfe der befreundeten Prostituierten Maria statt findet. 

Grob übersetzt bedeutet LA BANDA DEL GOBBO, die Glöcknerbande und wäre wohl der treffendere deutsche Filmtitel als DIE KRÖTE. Es handelt sich um den dritten Teil einer Trilogie um den Schwerverbrecher Sergio Marazzi, der von Tomas Milan in allen drei Teilen gespielt wird. Nach den Drehs war das auch die letzte Zusammenarbeit zwischen Lenzi und Milan, weil es zu Differenzen der Ansichten zwischen den beiden Künstlern kam im Bezug auf den moralistischen Monolog über die wohlhabenden Klassen, einer Szene, die der Regisseur beim Schnitt gerne gestrichen hätte, die der Schauspieler jedoch verlangte, da er vertraglich dazu berechtigt war. 

Der Film beinhaltet das, was man von einem klassischen italienischen Krimi fast schon erwartet, weil es zum guten Ton gehört: Schießereien, mehrere Morde weil mit manchen abgerechnet werden muss, Verfolgungsjagden mit Sirenengeheul usw. Hinzu kommt in diesem Fall, das in manchen Szenen trashige Akzente gesetzt werden, die für ein paar Grinser sorgen dürften, aber nicht weil sie nicht ins Bild passen würden, sondern genau deshalb. Gemischt wird das ganze mit Dramatik und Action, wozu der geniale Soundtrack von Franco Micalizzi beiträgt, um das Gesamtkonstrukt unterhaltsam zu machen. Gute Darsteller, eine fetzige Kamerafahrt mit reichlich Action machen DIE KRÖTE zu einem erfolgreichen Spaziergang durch das italienische Krimigenre!




 

Samstag, 11. November 2023

Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache


Originaltitel: Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache
Herstellungsland: West-Deutschland
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Wolfgang Staudte

Inhalt:

Nach seiner geglückten Flucht aus dem Knast muss Bankräuber Willy Jensen feststellen, dass das Haus, in dem er seine Beute versteckt hatte, gerade abgerissen wurde. Er sucht seinen gesetzestreuen Bruder Heinz auf, der mittlerweile mit Willys Ehefrau Vera zusammen ist. Von Heinz ungewollt auf die Möglichkeit für einen Einbruch aufmerksam gemacht, tötet Willy bei der Tat eine Frau. Er nimmt Vera als Geisel und flüchtet Richtung Dänemark, verfolgt von der Polizei und Heinz.

Review:

Wolfgang Staudte war in Regisseurkreisen in frühesten Jahren der Filmgeschichte schon eine wahre Größe. In den frühen 1930ern begann er sich mit einem Kurzfilm und wenigen Dokumentationen einen Weg in die deutsche Filmgeschichte zu ebnen, die auch viele Jahre lang ging, bis 1985 um genau zu sein. 1971 wurde ein west-deutscher Krimi von ihm veröffentlicht, der zu den besseren deutschen Krimis gehört, die ich kenne. Zugegebenermaßen bin ich nicht unbedingt der größte Fan von Krimis, jedoch gibt es aus den im Zeitraum der 1970er und 1080er zahlreiche Filme, die mir aus diesem Genre gefallen. FLUCHTWEG ST. PAULI gehört definitiv dazu, weil der Film den Charme eines 70er Jahre-Streifens enthält, der mich sehr anspricht und im Vergleich zu heutigen deutschen Produktionen eine wahrhaftige Augenweide ist. 

Was den Film ausmacht, sind die Drehorte, sprich: die "dreckigen" Settings, der düstere Stadtteil Hamburgs, der als verrucht und gottlos gilt und eine eigene kleine Welt mitten in Hamburg gilt. Es sind die herunter gekommenen Orte samt Etablissements, die dem Film das geben, was er braucht: Stil. Ein weiteres dickes Plus stellt die 70er Jahre-Atmosphäre dar, die zum Glanz des Filmes beisteuern, denn so kommt das nötige Maß an Stilness auf, die der Film auch braucht um den Zuschauer einzufangen. Ein großer und wichtiger Teil der Attraktion sind die Darsteller, die perfekt in ihre Rollen passen und ein jeder eine Sympathie mit sich bringt, was, selbst die, die sich gegen das Gesetz stellen und ihr eigenes Ding durchziehen.

Was sehr gut in den Film gepasst hat, war die Musik! Musik hat oftmals den Vorteil, das sie eine zusätzliche Atmosphäre erschafft und hier gibt sie dem Film die nötigen Kicks, die er braucht, um die Rasanz zu unterstreichen. Anderweitig sorgt sie auch dafür, das so ein Europloitation-Feeling aufkommt, wie man es nur aus Filmen des 70er-Jahrzehntgangs kennt, so isst nicht nur das Auge, sondern auch das Ohr mit und exakt das macht den Film zu einem spannenden und kurzweiligen Gesamtvergnügen. Freunde des Exploitation- und Eurocult-Kinos werden hiervon begeistert sein und sollten sich zurück lehnen, wenn der Film startet, denn er ist wie eine spritzige Achterbahnfahrt, die alles hat, was man braucht um am Ende mit einem Grinsen auszusteigen!



 

Samstag, 14. Oktober 2023

Straße zum Jenseits


Originaltitel: Across 110th Street
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Barry Shear

Inhalt: 

Cops gegen Killer: Abrechnung in Harlem. Drei Schwarze in Polizeiuniform überfallen die Zahlstelle einer Unterwelt-Gang und erbeuten 300000 Dollar. Bei dem Wahnsinnscoup schießen die Gangster sieben Männer, Mafiosi und Polizisten nieder. Am Tatort trifft der altgediente Harlem-Cop Frank Mattelli auf den schwarzen Polizeidetektiv Pope. Captain Mattelli fühlt sich ausgebootet und will den Fall auf seine Art klären. Während die beiden Polizisten ihren Privatkrieg austragen, beginnt New Yorks Unterwelt zu brodeln. Für Mafia-Boss Don Gennarro und “Doc” Johnson, Führer der schwarzen Harlem-Gang, geht es um die Macht jenseits der 110. Straße. In den Häuserschluchten von New York beginnt eine blutige Jagd auf die Geldräuber.

Review:

STRASSE ZUM JENSEITS ist ein 1972 entstandener Kriminal-Actionfilm, der aus der gleichnamigen Novelle von Wally Ferris entstammt. Man kann gut und gerne behaupten, dass der Film einer der gewalttätigsten Filme aus den 1970ern ist, wenn man das Genre des Horror- und Splatterfilms aussen vor lässt. So wie auch damals sind auch heute noch viele der Themen, die in dem Film behandelt werden aktuell: Rassismus, Kriminalität, Armut und Reichtum, es hat sich im Laufe der letzten 50 Jahre nicht all zu viel verändert. 

Im Film dreht es sich um drei Verbrecher, die eine Transaktion eines Syndikats verhindern, bei der der Mafia 300.000 Dollar durch die Lappen gehen und das will sie nicht auf sich sitzen lassen. Zu dem ganzen gesellen sich noch ein weißer, eher rassistisch angehauchter Polizist, der kurz vor der Pension steht und ein schwarzer Polizist, der alles dafür tun würde, also fast alles, um Anerkennung zu bekommen. Beide versuchen und geben ihr Bestes, den Fall zusammen abzuschließen, bevor ganz Harlem in einer Fülle von Gewalt und Blut durchtränkt wird. 

Meiner Meinung nach ist der Film ein unterschätzter Thriller aus den 1970ern, der dank Wicked Vision in der Black Cinema Collection endlich die nötige Anerkennung bekommt, die er verdient. Es handelt sich um einen recht dreckigen Kriminalfilm mit einer ordentlichen Dosierung Drama und Thriller, der zudem von guten Darstellern verkörpert wird, aber auch sehr gute Drehorte wie das originale Harlem benutzt, um der ganzen Szenerie seine nötige Authentizität zu verleihen. Ich denke, anders wäre das auch nicht möglich gewesen, galt Harlem damals noch als das Dreckloch von um den Central Park und New York. 

Man kann den Film nicht als puren Blaxploitationfilm betrachten, denn das ist er nicht und es fehlt auch zu viel von dem übertriebenen Inhalt, den man aus Exploitationfilmen kennt. Ich denke, der Film sollte damals eher zum Denken anregen, auch weil die Jahre vor der Veröffentlichung für die schwarze Bevölkerung ziemlich hart war und es auch in der Unterwelt nicht besser aussah und man sich beweisen musste, bevor man sang- und klanglos unterging. Korruption, Rassismus und das totale Chaos sind hier an der Tagesordnung und unterm Strich hat keiner von den ganzen Beteiligten erlösende Eigenschaften. 


 

Sonntag, 8. Oktober 2023

Die Gefangene des KuKluxKlan

Originaltitel: Storm Warning
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1950
Regie: Stuart Heisler

Inhalt:

Marsha Mitchell, ein reisendes Modemodel, macht in einer Stadt im Süden Halt, um ihre Schwester zu besuchen, die ein Ku-Klux-Klan-Mitglied geheiratet hat. Marsha sieht, wie der KKK einen Mord begeht, und hilft Bezirksstaatsanwalt Burt Rainey dabei, die Kriminellen vor Gericht zu bringen.

Review:

DIE GEFANGENE DES KU-KLUX-KLANS, im Originaltitel auch unter STORM WARNING bekannt, ist ein US-amerikanischer Kriminalfilm aus dem Jahre 1950, der sich der Thematik des KuKluxKlans widmet, zeitgleich aber auch ein Powerfrauen-Film, in dem Ginger Rogers die Hauptrolle spielt. Die 1911 geborene Schauspielerin hat bis zum Dreh des Films schon eine weitreichende Erfahrung in der Schauspielerei gehabt und glänzt hier in einer Rolle, die wie für sie geschaffen schien. Weitere namhafte Darsteller sind Ronald Reagan, der 17 Jahre nach Erscheinen des Films Gouverneur von Kalifornien wurde und es sogar bis zum Amt des Präsident der Vereinigten Staaten in den 1980ern geschafft hat. Eine weitere Berühmtheit des Filmes stellt die Schauspielerin Doris Day dar, deren Namen es bis auf den Walk of Fame geschafft hat. Unter´m Strich ein Film mit einer für damals, hochkarätigen Besetzung. 

Die Geschichte handelt von einer Frau, die ihre Schwester in den Südstaaten besucht und Zeuge eines Mordes seitens des KKKs wird. Bei ihrer Schwester angekommen, fällt sie fast vom Glauben ab, denn einer der KKKler ist der Ehemann ihrer Schwester und ab da geht es dann schon los, spannend zu werden. Marsha Mitchell klärt ihre Schwester auf, was sie gesehen hat und so gerät der Stein ins Rollen, weil es zu einer Gerichtsverhandlung kommt und sie gezwungenermaßen eine Falschaussage tätigt. Doch der Spuk ist trotz des guten Ausgangs für den KKK für Marsha noch nicht vorbei, bis es zu einem Showdown zum Schluss kommt. 

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Klan als korrupte, betrügerische Organisation und nicht als Vehikel des Hasses dargestellt wird. Es gibt auch sehr wenige nicht-weiße Gesichter im Film, was dem Film ein paar negative Kritiken eingebracht hat. Man darf und sollte dennoch nicht vergessen, sofern man sich mit der Materie des Films auseinander gesetzt hat, dass es ein klarer Anti-Klanfilm ist, der aufzeigen will, was der Klan wirklich ist, ohne auf den mit ihm verbundenen Rassismus einzugehen, was eine willkommen Abwechslung ist im Gegensatz zu den meisten KuKluxKlan-Filmen. 

DIE GEFANGENE DES KU-KLUX-KLAN ist ein klaustrophobischer und düsterer Film und Regisseur Stuart Heisler und sein Kameramann Carl Guthrie machen uns stets die Macht der Masse und die Isolation des Einzelnen bewusst. Aber es ist kein Film, den der Zuschauer so schnell vergessen wird. Wer sich entscheidet, den Film anzuschauen, dem wird die Gewalt der letzten zehn Minuten wahrscheinlich noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben, denn diese Bilder und die klaustrophobische Atmosphäre, die durch den Film erzeugt wird, schnüren einem sprichwörtlich den Hals zu. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es das war, was die Drehbuchautoren wollten.





 

Donnerstag, 21. September 2023

Note 7 - Die Jungen der Gewalt


Originaltitel: I ragazzi del massacro
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1969
Regie: Fernando Di Leo

Inhalt:

Einige Jugendliche haben sich in einem Klassenraum ihrer Schule betrunken und in ihrem Rausch die Lehrerin vergewaltigt und scheinbar auch ermordet. Der Polizeikommissar, der den Fall übernimmt steht vor der schwierigen Aufgabe die labilen Täter zu verhören und den oder die Mörder herauszufiltern. Zur Seite steht ihm dabei die Psychologin Livia. Doch die Befragung und Ermittlungsarbeit gestaltet sich noch schwerer als die Beiden es ohnehin schon geahnt haben. Einer der Gruppe begeht sogar Selbstmord. Werden sie etwa von einem mysteriösen Dritten bedroht und erpresst? Als sie den sensibelsten Jungen der Verdächtigen bei sich aufnehmen und schon fast Familienalltag mit ihm verbringen erhärtet sich für Kommissar Lamberti dieser Verdacht.

Review:

Neulich beim shoppen mit meiner Freundin ist mir ein Film ins Auge gefallen, von dem ich bisher weder was gesehen noch gehört habe. Selbst der Titel war mir nicht geläufig, der Inhalt mehr oder weniger. Erinnerte mich eher an sowas wie DIE KLASSE VON 1984 oder MASSAKER IN KLASSE 13. Das ich es aber mit einem Film zu tun bekommen würde, der alles andere als mit den beiden benannten Filmen vergleichbar wäre, hätte ich nicht gedacht und was das wichtigste an der Sache ist: Ich wurde von diesem mir bislang unbekannten Film nicht enttäuscht! Von Fernando Di Leo war mir bisher nur DAS SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL mit Klaus Kinski bekannt und den Film fand ich extremst geil und unterhaltsam, nach dieser zweiten Erfahrung des filmischen Schaffens des Regisseurs, werde ich meine Augen definitiv offen halten, denn der Filmstil sagt mir zu. 

Es dreht sich um eine Schulklasse, die inhaftiert verhört und inhaftiert werden, weil sie im Alkoholrausch gemeinschaftlich ihre Lehrerin gequält, vergewaltigt und ermordet haben. Nachdem der Kommissar nichts aus ihnen raus bringt, kommt es im Knast zusätzlich noch zu dem Zwischenfall, dass sich einer der Jungs, der wie es scheint, der unschuldigste von allen ist, das er sich umbringt. So setzt der Kommissar seien ganzen Ehrgeiz ein um den Übeltäter zu finden, der am Schluss zutiefst verwunderlich ist, weil er im ständigen Hintergrund gestanden und gearbeitet hat. 

Entstanden ist die Story nach einem Roman von Giorgio Scerbanenco, der unter dem Namen I ragazzi del massacro 1968 veröffentlicht wurde und in der Duca-Lamberti-Reihe erschien. Nachverfilmt wurde der Film 1969 in Italien. Mich wundert es, dass es schon damals in den 1960ern solche gewagten Themen in Filmen gab und auch so umgesetzt wurde, denn manche Szenen sind alptraumhaft und erinnern, sofern man solche Filme kennt, an diverse Vergewaltigungsfilme. Was hier sehr stark zum Ausdruck kommt ist die sensationelle Kamerafahrt, die das ganze zu einem Alptraum werden lässt. Das andere ist jedoch das Schauspiel eines jeden Einzelnen, als auch die Erzählstruktur des Films. 

Besonders spannend ist, dass der Täter, der im Gesamten für alles verantwortlich ist nahezu bis zum Schluss geheim bleibt und man mit rätseln kann. Stellenweise dachte ich, dass Livia etwas damit zu tun haben könnte, weil oftmals von einer "Sie" seitens der Jungs gesprochen wurde und die Kamera oftmals zu Livia ging, sie aber nicht viel zu sagen hatte bei manchen Dingen, so führt man den Zuschauer bewusst auf eine falsche Fährte um am Ende das Rätsel zu lösen und sowas finde ich stark und empfinde solche Filme als wahre Kunst. Eine amüsante Mischung aus Thriller und etwas Drama samt Krimi, gepaart mit einem sozialkritischen Kontext wird einem hier geboten, wie man es selten zu Gesicht bekommt. Diesen Film sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man darauf stößt.



 

Freitag, 4. August 2023

Die Klette


Originaltitel: Un Detective
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1969
Regie: Romolo Guerriri

Inhalt:

Privatdetektiv Stefano Belli soll dem englischen Photomodell Sandy die Aufenthaltsgenehmigung entziehen und sie nach London zurückschicken, weil sie, nach Meinung des reichen Anwalts Fontana, seinen Sohn Mino finanziell ausnimmt. Dann geschieht ein Mord! Hat Sandy ihn begangen? War es Mino? Und welche Rolle spielt seine äußerst attraktive Stiefmutter Vera? Um das Gestrüpp der Lügen zu durchdringen und dem Täter auf die Spur zu kommen, muß sich Belli mitunter ziemlich unfeiner Methoden bedienen. Immer tiefer zieht es ihn in den Dschungel der italienischen Unterwelt der Via Vento Wie eine Klette hängt er sich den Verdächtigen an die Fersen.

Review:

Nachdem ich am italienischen Poliziotti-Genre zwischenzeitlich Blut geleckt habe, erschien es mir nahezu schon als eine Lebensaufgabe mich weiter und näher an diesem mir bisher vorbei gegangenen Genre zu beschäftigen und mir nach und nach ein paar Vertreter dieses Genres einzuverleiben. Den Anfang machte vor ein paar Monaten meine persönliche Nummer Eins, die den Namen DER TOLLWÜTIGE trägt und meine Erwartungen sind demnach recht hoch angesetzt, nochmal in den Genuss eines Filmes dieser Art zu kommen. Jedoch gehe ich auch realistisch an die Sache ran und weiß, dass nicht alle gleich gut sein werden und es mitunter ein paar Filme gibt, die mich nicht allzu vollständig befriedigen werden. 

DIE KLETTE stammt aus dem Jahre 1969 und wir begleiten den Ermittler Beli, der von Franco Nero gespielt wird, bei einem Fall, bei dem es aufzuklären gilt, wer den ´Betrüger´ Romanis umgebracht hat. Des weiteren wird er mit dem Auftrag seitens des Anwalts Fontana anvertraut, das Model Sandy Bronson des Landes zu verweisen, weil sie ihm ein Dorn im Auge ist, da sie mit seinem Sohn zusammen ist und scheinbar nur auf Kohle aus ist, so verschlägt es Belli an mehrere Fronten innerhalb seiner Ermittlungen. 

Was ziemlich auffällig ist, wäre, das Belli mit seinen Zeugen ziemlich unliebsam vor geht. Wenn er nicht die gewünschte Antworten bekommt, dann hagelt es einfach mal ein paar Schellen, bei Leuten die nicht gleich spuren wie er will, ebenso, so muss das Lebe als italienischer Bulle wohl das ´schönste´ sein was es gibt. Es lässt sich aber nicht bestreiten, dass er in seinen Ermittlungen gründlich genug vor geht, um an sein Ziel zu kommen und sich alles und jedem anhaftet, um von A nach B zu kommen. Somit kreuzen eine Menge Individuen seinen Weg, von der geheimnisumwitterten, jüngeren Frau des Anwalts, über eine heroinsüchtige Sängerin (Die einen guten Monatslohn hat) bis hin zu zu Leuten die mit dem Mordfall wenig zu tun haben. 

DIE KLETTE basiert auf den Roman Macchie di belletto von Ludovico Dentice, was 1968 erschienen ist und wurde am 6. September 1969 der Öffentlichkeit vorgeführt. Der Name Belli wird 1973 in dem Film HIGH CRIME nochmals verwendet, jedoch liegt der Unterschied darin, dass er nicht den korrupten Polizisten spielt, wie man ihn hier sieht. Sehr auffällig ist, dass das Drehbuch derart verworren geschrieben wurde, das man stellenweise gut aufpassen muss, um noch mit zu kommen. Man wird schnell ins Getümmel geworfen, ohne das es eine Einleitung gibt und die Charaktere folgen Schlag auf Schlag. 

Nichts destotrotz ist DIE KLETTE ein Top-Film aus den späten 1960ern, der es trotz allem vesteht zu unterhalten. Ein großes Plus meinerseits ist, dass man bis zum Ende am rätseln ist, wer es nun gewesen sein könnte und wenn man schon denkt, dass es nun raus ist, gibt es eine Wendung, die man eventuell vermutet hätte, aber sich nicht sicher ist ob es das nun war. So bleibt es den ganzen Film über spannend bis zum Finale. Für Fans des Genres ein originelles und angenehmes Werk, was Beachtung verdient hat und nicht in Vergessenheit geraten sollte. 


 

Sonntag, 16. Juli 2023

Die brennenden Augen von Schloss Bartimore


Originaltitel: The Gorgon
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1964
Regie: Terence Fisher

Inhalt:

Eine Mordserie versetzt das Dorf Vandorf in Angst und Schrecken. Jedes der Opfer ist zu Stein erstarrt. Nachdem ein junges Mädchen namens Sacha auf die gleiche schreckliche Weise sterben muss, fällt der Verdacht auf ihren Freund. Als ihn ein Suchtrupp an einem Baum erhängt findet, steht für die Dorfbewohner fest, dass er das böse Genie hinter den Verbrechen war. Sein Vater, Professor Heitz, bittet Professor Namaroff um Hilfe, da dieser etwas über eine zeitgenössische Gorgone weiß. Namaroff will von dem Fall jedoch nichts wissen, bis Heitz, der den Gerüchten über üble Machenschaften auf Schloss Baltimore auf den Grund gehen will, die Gorgone trifft und selbst versteinert. Doch erst nachdem Heitz’ zweiter Sohn und dessen Freundin eine Nacht des Schreckens erlebt haben, kommt die wahre Identität der Gorgone endlich an den Tag.

Review:

Hammer Films! Ein Studio, das seinen Namen mit atmosphärischem Gothic-Horror aus den frühen 50er Jahren identifizierte und globale Superstars wie Christopher Lee und Peter Cushing hervorbrachte . Dieses besondere Duo, eines der beliebtesten in der Geschichte der Horrorszene, spielt die Hauptrolle in diesem typischen Beispiel des Hammer-Treibens unter der Regie des vielleicht beliebtesten Schöpfers der Ära, Terence Fisher, der sich mit den Dracula-Filmen einen Namen im Pantheon von Hammerfilm gemacht hat. Mit DIE BRENNENDEN AUGEN VON SCHLOSS BARTIMORE hat sich Fisher der griechischen Mythologie bedient und ein reizvolles Filmwerk erschaffen.

Der Film ist thematisch ein sehr interessanter Film, weil er sich mit eine der drei Gorgonen befasst, Medusa. Für mich war Medusa schon immer eine der gruseligsten als auch interessantesten Monster aus der griechischen Mythologie und hat mich somit auch schon immer sehr fasziniert. In Desmond Davis KAMPF DER TITANEN von 1981 hat man, wenn ich mich nicht irre, die wohl best-aussehendste Medusa auf die Welt los gelassen, wie man es sich nur vorstellen kann. Aus heutiger Sicht habe ich bisher noch in keinem Film ein genialeres Design einer Medusa gesehen, was ene Mischung aus eine Frau und einem gigantischen Schlangenwesen war. Aber zurück zu den brennenden Augen. 

Die Storyline ist eher mittelmäßig und hätte ausgeklügelter ausfallen können. Erst wird der eine getötet, dann der andere usw. usf.  Ich wünschte, das alles hätte zu einer spannenderen Geschichte verarbeitet werden können, die etwas spannender und gruseliger wäre. So gleicht der Film eher einem Art Krimi mit einer gesunden Dosis Fantasy, betrachtend auf das Vorkommen der Medusa. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Design der Medusa: Der ursprüngliche Plan bestand darin, echte Schlangen für die Haare der Gorgone zu verwenden, stattdessen gibt es kitschige kleine Gummischlangen, die aus ihrem Kopf herausspringen. Die Filmemacher haben gute Arbeit geleistet und versucht, dies mit den Aufnahmen zu umgehen, aber die Albernheit des Gorgon-Kostüms schadet dem Gesamtprodukt.

Der große Ausgleich zu allem sind glücklicherweise die Auftritte von Christopher Lee und Peter Cushing. Es sind Darsteller die man kennt und liebt, ohne Zweifel. Ein weiteres bekanntes Gesicht ist Patrick Troughton, den man als "Doctor Who" kennen dürfte, jedoch ist es oftmals schwierig hn direkt auszumachen, weil er in jeder seiner Filmrollen meistens anders aus sieht und man schon genau hinschauen muss. Im Gesamten ist der Film sehr unterhaltsam, auch wenn es etwas denkwürdig erscheint, dass man eine Kreatur aus der griechischen Mythologie in einer gotischen Umgebung platziert. 



 

Sonntag, 30. April 2023

Der Tollwütige


Originaltitel: La Belva col mitra
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1977
Regie: Sergio Grieco

Inhalt:

Der skrupellose Nanni Vitali flieht, mit drei anderen Verbrechern, aus dem Gefängnis. Er hat nur ein Ziel vor Augen, nämlich diejenigen zu töten, die damals seine Inhaftierung veranlasst haben. Kommissar Santini wurde auf ihn angesetzt und muß hilflos mit ansehen, wie der Psychopath mordet und vergewaltigt. Inzwischen hat Nanni den Vater und die Schwester des Kommissars in seine Gewalt gebracht. Ein hohes Lösegeld und freier Abzug werden gefordert. 

Review:

Den heutigen tag werde ich mir wohl im weiteren Verlauf meines Daseins rot im Kalender anstreichen müssen, weil es die Entjungferung meinerseits in einem Genre war, wo ich nie gedacht hätte, dass ich daran Gefallen dran finden würde: Dem Genre des Poliziottesco! Großartigerweise war DER TOLLWÜTIGE blindlings mein erster und hat mir gleich so gut gefallen, dass ich meine Augen jetzt offen halten werde und mich mehr mit diesem grandiosen Genre befassen werde, was auch nicht schaden kann, denn 80-90% nur Horror wird allmählich langweilig und bietet soweit auch nichts mehr neues. Bis auf weiteres!

Nanni Vitali, der sehr eindrucksvoll von Helmut Berger gespielt wird, flieht mit einer Bande anderer Verbrecher aus dem Gefängnis um eine Tour des Verbrechens und der Verwüstung hinter sich zu lassen. Zu seinen Opfern gehören ein Informant, diverse Polizisten, eine Lady namens Giuliana, der Vater des Hauptkommissars Santini und seine Schwester. Nanni tut alles dafür, um nicht geschnappt zu werden und geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, bis es Santini gelingt am Ende doch noch zu schnappen um ihm das Handwerk zu legen. 

Inspiriert wurde der Film von dem Schwerkriminellen Italiener Renato Vallanzasca, der für zahlreiche Raubüberfälle, Morde und Entführungen bekannt war und dem italienischen Gesetz in den 7ern und 80ern das Leben schwer machte. Er gilt als einer der abscheulichsten Kriminellen in der italienischen Justizgeschichte und wurde insgesamt zu vier lebenslangen Haftstrafen und 295 Jahren Gefängnis verurteilt und verbrachte davon 52 Jahre im Gefängnis, zahlreiche Gefängnisunruhen und Fluchten mit inbegriffen. 

DER TOLLWÜTIGE ist ein rasanter Film, der einem wenig Luft zum atmen lässt, weil ständig irgendwas passiert und los ist, es grenzt nahezu schon an einem Actionfilm, wenn man es genau nimmt. Dem Großteil des Filmes wird Nanni gewidmet, der es faustdick hinter den Ohren hat, er scheint ein extremst narzisstischer Typ zu sein, gepaart mit einer reichlichen Dosis Psychopathie, den einfach nichts außer sich selber und sein Vergnügen, was er an seinem Tun und Handeln hat, interessiert.  

Mich hat der Film definitiv umgehauen und zeigt nur mal wieder auf, dass die besten Filme nach wie vor immer noch in früheren Zeiten gemacht wurden. Unter anderem ist es auch dem phantastischen Soundtrack zu verdanken, der den Film kräftig würzt und zu der rauen Atmosphäre des Filmes passt. Ein weiteres großes Plus ist dem Overacting von Helmut Berger zu verdanken, der in seiner Rolle einfach aufgeht, sowohl als auch den anderen Akteuren, die einfach nur zu gut in ihre Rollen rein passen.