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Mittwoch, 6. Dezember 2023

Mudhoney


Originaltitel: Mudhoney
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Russ Meyer

Inhalt:

Es ist das Jahr 1933, mitten in der Depression und der Prohibition. Calif, ein Fremder mit einer Knast-Vergangenheit, kommt auf dem Weg von Michigan nach Kalifornien nach Spooner, Missouri. Er heuert bei Lute Wade an, um etwas Reisegeld zu verdienen, gerät jedoch in eine schlimme Familiensituation: Lutes Tochter ist mit Sidney verheiratet, einem nichtsnutzigen Betrunkenen, der das ländliche Äquivalent eines Bordells besucht und seine Frau schlägt. Er wartet darauf, dass Lute alles tut, um sein Geld zu bekommen. Als Sidney und ein örtlicher verrückter Prediger eine Verleumdungskampagne gegen Calif inszenieren, fällt es ihm schwer, seine Vergangenheit und seine wachsende Zuneigung zu Sidneys Frau zu verbergen.

Review:

Weltwirtschaftskrise 1933 USA: Der Umherziehende Calif McKinneys kommt auf seiner Durchreise nach Kalifornien in die Kleinstadt Spooner in Missouri. Dort arbeitet er via Gelegenheitsarbeit bei Lute Wade um ein paar Groschen in der Tasche zu haben. Mitbewohnt wird das haus noch von Hannah und ihrem dauerbesoffenen und prügelnden Mann Sidney, der Hannah regelmäßig verprügelt und sich anderweitig mit anderen Frauen vergnügt. Zwischenzeitlich fängt Kalif mit Hannah was an, was Sidney missfällt und er in der Stadt gegen Kalif hetzt und auch den Pseudopriester diesbezüglich involviert. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, brennt Sidney die Farm nieder um gegen Kalif anzustacheln. Doch wie es so in den meisten Fällen ist, gewinnt am Ende die Gerechtigkeit. 

MUDHONEY wurde nach einem Roman namens Streets Paved with Gold“ von Friday Locke produziert und ist bisher das längste, aber auch das durchschnittlichste Werk von Russ Meyer. Was war passiert? Wenn man die vorherigen Filme von Russ Meyer kennt, stellt sich einem die frage, wie so ein Film zustande kommen kann. Die Antwort dazu lautet, dass Meyer in eine Frau verliebt war und er die Produktion zu einem Glücksspiel gemacht hat. Man kann MUDHONEY dennoch nicht unterstellen, das er schlecht geworden ist, für einmal anschauen reicht es durchaus, aber es ist nicht das, was man sonst so kennt. 

Thematisch dreht sich das meiste hier um häusliche Gewalt. So gibt es mitunter einige Szenen, die recht unschön sind, wenn man weiß, das solche Dinge jeden Tag irgendwo auf der Welt passieren und von der Darstellung bei MUDHONEY gar nicht so weit her geholt ist. Auch gab es recht groteske Auftritte von manchen Darstellern, insbesondere von Maggie und Injoys, einem Mann, der im Bordell wohnt und ständig ohne guten Grund lacht. Glücklicherweise tauchen die beiden nicht allzu oft auf. MUDHONEY greift einige düstere Themen auf, aber die Einbeziehung mehrerer Charaktere, die als komische Erleichterung zu fungieren scheinen, lässt den Film etwas uneinheitlich wirken. Aber das Storytelling ist ziemlich gut und man kann wirklich sehen, wie Meyer als Regisseur wächst.

Fazit: Wenn man sich alle Russ Meyer-Filme vornehmen will, kommt man um MUDHONEY nicht drum herum. Man sollte aber nichts gravierendes erwarten. Die Handlung ist es vielleicht wert, aber mehr auch nicht. 



 

Mittwoch, 29. November 2023

Sommerkälte


Originaltitel: Sommerkälte
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2016
Regie: Dorian Valentino

Inhalt:

Ein Mann, einsam und sozial isoliert, begibt sich auf die Suche nach seinem verlorenen Kind. Der Glaube gibt ihm Hoffnung. Doch schon bald muss er erkennen, dass ihm Gott selbst in diesen schweren Zeiten nicht zur Seite steht. Allein gelassen. Allein mit seinem Fleisch, in einer Welt aus Trümmern. Nur der Tod bleibt stets sein treuer Begleiter. Träume von Dauer verzehren den Augenblick. Der Mann tritt seine letzte Reise an.

Review:

Von UltraVisual Films erschien heute die limitierte Retro Edition zu dem deutschen Untergrundfilm SOMMERKÄLTE. Wie mir bekannt ist, war der Film ein eher gesuchter Titel, da eher damals 2016 in einer Mini-Auflage veröffentlicht wurde und seitdem nie wieder, so mancher darf sich auf diese Veröffentlichung freuen, weil besonders das Poster mit dem Artwork von Timur Güler wunderschön geworden und künstlerisch auf höherem Niveau anzusiedeln ist. Ich selber habe den Film nie so wirklich auf dem Schirm oder auf meiner Suchliste gehabt, weswegen mir die Veröffentlichung gerade recht kam und ich ein Label wie UltraVisual Films gerne unterstütze. Aber kann der Film überhaupt was? Zumal es ein Blindkauf war und mir auch der Name Dorian Valentino nichts sagte, wohl aber der Name Thomas Goersch. 

Ich bin intuitiv an den Film so ran gegangen, das ich einen Film erwartete, der ziemlich große Einflüsse von Marian Dora haben dürfte, wie Recht ich doch hatte. Der Unterschied an der Sache ist: Es gibt nicht diese Dora-typischen Bilder, bei denen sich manchem der Magen umdrehen würde, aber es herrscht vom Klanggebilde und dem melancholisch-depressiven Gesamtkonstrukt eine gewisse Dora-Aura, die ich sehr begrüßte. Die Geschichte erzählt uns vom Leben eines jungen Manns, der sein Kind verloren hat und quasi Wege aus der Trauer sucht und sie so "verarbeitet", in dem er Puppen verstümmelt und vergräbt. Zeitgleich versucht er auch an seinem Glauben fest zu halten, der im weiteren Verlauf bricht und ihm der Tod als eine bessere Glaubens-Alternative erscheint, auf den er metaphorisch in Form eines Mannes trifft und ihm auch folgt. 

Wie schon die Klänge ein Schmaus für das stilvolle Ohr sein dürfte, ist es auch die philosophische Ader in Form von Sätzen, die man zu hören bekommt. Es ist keiner dieser Filme, in denen Dialoge vorkommen, sondern das gesprochene Wort eines Sprechers aus dem Off führen den Zuschauer durch den Film und das Leben des Hauptprotagonisten. Leider gibt es auch einen Kritikpunkt zu vermerken und zwar gab es auch Opfer zu bekunden, die nicht hätten sein müssen: Tiere. Man kann darüber streiten ob man Insekten für einen Film töten darf oder nicht, ich meine, bei einer Nacktschnecke, die eh nur Schaden anrichten ist es mir egal, aber bei einem Igel sehe ich da schon eher Probleme, da hätte es auch eine Tierleiche von der Straße getan, ehrlich gesagt, in frühen Morgenstunden findet man davon genug.

Fazit: Bis auf den Igel, der sein Leben lassen musste, kann man den Film durchaus empfehlen, wenn man auf ein philosophisches Untergrund-Drama steht und keine Ekelfilm erwartet, nur weil sich der Regisseur Dorian Valentino nennt. Mein Gefühl sagte mir schon die ganze Zeit, das sich das Pseudonym von Meister Dora vermutlich ableitet, ich kann mich aber auch täuschen. Sehr schön anzusehen war der pure Nihilismus und der Abfall vom Glauben zu Gott, den ich auch als einen Kritik an die Gesellschaft bezeichnen würde, den der Film damit aussprechen will. Eventuell hätte man hier mit Sepia-Filtern arbeiten können, um dem Film eine gewisse zusätzliche Atmosphäre verleihen zu können, dennoch spreche ich dem Regisseur mein vollstes Kompliment für sein Debüt aus.