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Freitag, 22. September 2023

Gore - Die Meister des Blutes - Daniel Libbitz


Originaltitel: Gore - Die Meister des Blutes
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2002
Autor: Daniel Libbitz

Inhalt:

Das Kino war nicht mehr jung, als Herrschell Gordon Lewis in den frühen 60er Jahren eine neue Form der Exploitation erfand. Anstelle von hübschen Nackedeis setzte er auf Blut und Gedärme - der Gore- oder Splatterfilm war geboren. 

Seitdem haben sich Filmemacher überall auf der Welt angeschickt, die Grenzen auszuloten und sie immer weiter zu verschieben und zum Ende der 70er Jahre hin hatte die Effektepalette eine Qualität erreicht, die an Realismus nicht mehr zu wünschen übrig ließ. Zahlreiche Filmemacher haben sich im Laufe der Jahre am blutigen Handwerk versucht und dabei faszinierende, originäre Geschichten ersonnen, ebenso wie langweiliges Einerlei präsentiert - jeder nach seiner Coleur. 

Dieses Buch widmet sich all diesen Filmemachern, die den Horror zu einem Teil ihres Lebens gemacht haben. Nicht jeder von ihnen hat sich ausschließlich dem Genre gewidmet, doch viele sind ihm über die Jahre treu geblieben, wobei so manche Perle des Gore-Films das Licht der Welt erblickte. 

Mehr als zweidutzend Filmemacher aus der ganzen Welt werden hier mitsamt ihres blutigen Oeuvres vorgestellt - in Wort und vor allem auch in wunderbarer Bilderpracht. Tauchen Sie ein in die Welt des Blutes und erfahren sie über die Architekten der Furcht, was sie schon immer wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten!

Review:

Bei Filmbüchern verhält es sich bei mir so, dass zwar einige auf meiner Wunschliste stehen, aber sie mehr beiläufig den Weg in meine Sammlng finden. Grund für diese Beiläufigkeit ist zu allererst der, dass man nach Jahren des Sammlelns schon nahezu alles weiß, was man wissen muss und Bücher älteren Semesters einem nicht mehr viele Neues zu bieten haben. Anders sah es vielleicht vor über 20 Jahren aus, als Online-Enzyklopädien wie Wikipedia noch nicht vorhanden waren oder in den Kinderschuhen steckten oder das Internet noch nicht in jedem Haushalt anwesend war. Darum ist es immer wieder schön zu sehen, dass es in früherer Zeit Leute gab, die sich für die Filmfangemeinde, insbesondere der Horrorfangemeinde auf den Weg gemacht hat, um alles zusammen zu suchen was nur ging und es in Bücherform zu veröffentlichen. 

Ich kann mich noch sehr gut an mein allererstes Buch erinnern, was mit dem Thema Horrorfilme zu tun hatte. Es war das Horror-Lexikon von Christian Aster, was 1999 erschien und ich in der städtischen Bücherei damals gefunden habe. Ich muss da m die 13, 14 gewesen sein, auf jeden Fall noch unter 16, aber in dem jungen Alter ein begeisterter Horrorfan, hat man sich doch so manche Nacht um die Ohren geschlagen, um sich heimlich so manche Horrorstreifen rein zu ziehen, während der Rest des Hauses schläft. Das Horror-Lexikon lehrte mir so manchen Titel, an die ich zu der Zeit zwar nur schwer bis gar nicht ran kam, sich aber in mein Gedächtnis gebrannt haben, bis es irgendwann zur Erstsichtung kam. 

2002 erschien dann im MPW Verlag das bilderreiche und informative Buch GORE - DIE MEISTER DES BLUTES! Es war eines der Bücher, die nicht aus der Hand von Andreas Bethmann geschrieben wurde, der die Jahre davor zahlreiche Bücher zum Thema verfasst hat, die sich in der Horrorgemeinde auch großer Beliebtheit erfreuten, neben der DIE ANGST SITZT NEBEN DIR-Reihe von Frank Trebbin und wahrscheinlich vielen anderen Büchern. Die Gestaltung des Buches ist auch nach Jahren immer noch sehr schön und kommt mit einem Hardcover daher, was mir persönlich ohnehin immer am liebsten ist. Was auch ziemlich cool ist, das man sich entschieden hat, gleich zwei verschiedene Cover zu präsentieren, wobei mir das Cover mit den Zombies(?) besser gefällt und ich auch mein Eigen nennen darf. Auch vom Format ist es Over The Top, weil Großformat auf rund 230 Seiten. 

Inahltlich punktet das Buch in allen Belangen, ganz klar. Es handelt sich nicht um irgendein hingerotztes Standardwerk, sondern beleuchtet die Anfänge des Gorefilms bis zum Ende. Es beginnt mit einem Vorwort des Autors Daniel Libbitz, den Erklärungen zu Fachbegriffen wie Splatter, Gore, Exploitation, Giallo usw. Wenn man das hinter sich gebracht hat, erfolgt noch eine Vorstellung bekannter Horrorgrößen wie Freddy Krueger, Pinhead, Leatherface und Co. Anschließend geht es dann los und wer sich wirklich für das Thema als auch die Geschichte interessiert, darf sich freuen und in eine Welt voller Blut, Gedärme, Regisseure, den Geschichten drumherum und vielem mehr erfreuen.

Besprochen und vorgestellt werden wichtige ´Funktionäre´ des internationalen Horror- und Splatterfilms, angefangen mit dem Gründervater des Splatterfilms Herrschell Gordon Lewis über Größen wie Ruggero Deodato, Lloyd Kaufman, Stuart Gordon und selbst Andreas Bethmann, sind einige namhafte Vertreter dabei. In den Zwischenteilen der Vorstellungen findet man zudem auch kurze Steckbriefe zu anderen Regisseuren wie Olaf Ittenbach, William Lustig, Sean S. Cunningham, Brian Yuzna, Paul Naschy usw. Das manche Regisseure so eine kurze Vorstellung bekommen, finde ich ja schon schade, kann aber verstehen, dass eine Komplettvorstellung den Rahmen des Buches und somit auch den Preis gesprengt hätte.

Aus damaliger Sicht ein wirklich sehr gutes Buch mit viel Wissen, Filmographien der Regisseure, die man als eine Art Einkaufsliste betrachten konnte, vielen Bildern aus den Filmen der besprochenen Filmemachern, aber auch viele Informationen, die es wohl damals nicht so frei verfügbar gab, es sei denn man hatte seine Regale voller verschiedener Bücher zu dem Thema. Hier wurde soweit alles was wichtig ist in einem Band zusammen gefasst und stellt eine der schönsten Veröffentlichungen auf dem Sachbuchsektor zum Thema Horror- und Splatterfilm dar. Da ich von beidem, also Horror/Splatter und Büchern ein großer Fan bin und mich auch gerne mal zurück lege und mit einem Buch bestens abschalten kann, gehört GORE-DIE MEISTER DES BLUTES jetzt schon zu meinen Lieblingen die ich in meiner Sammlung habe und freue mich auf den zweiten Teil, der den Namen SPLATTER-DIE MEISTER DES BLUTES BAND 2 trägt. 


 

Dienstag, 30. Mai 2023

Ogrish - Jean Rises

 


Originaltitel: Ogrish
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2023
Autor: Jean Rises

Inhalt:

Der Büroangestellte Shin Akaktsuki verliert sich immer mehr in der Untergrundwelt der Hardcore-Porno-Industrie.

Als Pain macht er sich als Masochist einen Namen in Tokios SM-Szene und kostet die Grenzen jenseits des Vorstellbaren aus. Gen Li dreht regelmäßig Snuff-Filme für die Yakuza, sein Star ist der Sadist Gore, der seinem Namen alle Ehre macht. Doch der Vater eines ihrer Opfer sinnt auf blutige Rache und ist bereit, Unmenschliches dafür zu tun...

Tief in den dunklen Ecken von Tokios Hardcore-Porno-Szene gibt es zwei Männer, deren Namen zum Schaudern einladen: Pain und Gore. Shin Akaktsuki und Gen Li sind gefangen in einem Abgrund von Perversion und Gewalt, getrieben von ihren tiefsten Obsessionen und von der Yakuza kontrolliert. Doch ihre kranken Machenschaften haben Konsequenzen, als der Vater eines ihrer Opfer einen blutigen Rachefeldzug startet. In diesem Extrem-Horror- Roman erleben Sie eine Welt jenseits des Vorstellbaren, voll von expliziter Vergewaltigung, Folter, Blut und Gewalt. Nur für Leser mit starken Nerven und einem Faible für das Grauen.

Review:

Meine Freundin fragte ich mich erst die Tage ob ich gerne lese. Meine Antwort darauf war hieb- und stichfest: Ein klares Ja! Das letzte Buch was ich gelesen habe ist leider schon eine lange Weile her, weil man es mit diversen Hobbys, die ich so habe, nicht immer leicht hat. Und Zeit? Erst recht nicht. So gleicht es schon nahezu einem Sakrileg, wenn man sich ausgerechnet für ein Buch die zeit nehmen kann und es auch schafft, es durch zu lesen. So hat sie mich damit schwerst überrascht, dass sie den aktuellen Roman meines Lieblingsautors Jean Rises bestellt hat, und ja, damit hat sie es geschafft meine Eier in einen Schraubstock zu treiben, denn der nun rezensierte Titel stand schon lange auf meiner Wunschliste, aber wie es manchmal so ist, wenn man sein Hauptaugenmerk auf seine Filmsammlung richtet, verschwinden dann viele Wünsche in der Versenkung, bleiben aber nicht vergessen. 

Heute morgen stellte ich dann fest, dass in meinem Blog der 200ste Beitrag fällig wurde und sie durfte sich einen Film raus suchen, den wir uns als nächstes rein ziehen werden, damit ich ihn besprechen kann. Selbstverständlich hätte ich nicht mit irgendeinem Titel vorlieb genommen, es sollte schon ein Film sein, der auch in meinen Blog passt, ganz klar. Doch dann kurz darauf klingelte es an der Tür und was kam an? Nach dem ich selber schon nicht mehr dran gedachte habe: Das lang ersehnte Büchlein, von dem ich mir inhaltlich auf Grund des grandiosen Titels schon viel erhoffte: OGRISH von Jean Rises, dem Mann für´s literarische Grobe. Und schon war uns beiden klar, was und wem ich meinen 200sten Beitrag widmen würde, es würde kein Film sein, sondern zum ersten mal in meinem Blog vertreten: Ein Roman! So habe ich dann angefangen zu lesen und den ganzen Tag damit verbracht mir Seite für Seite ins Hirn einbrennen zu lassen.

Doch vorweg noch eine kleine Info am Rande: Ich selber beschäftige mich schon seit jüngste Jahren mit dem Thema Horrorfilm, die Jahre darauf dem Splatterfilm und seit 2010/2011 mit den Themen Snuff, diversen Bereichen des japanischen Untergrund-Fetischs, zahlreichen Mondos & Shockumentarys und diversen Webseiten, deren Urvater die allseits bekannte Shock Website "Rotten.com" ist und habe dementsprechend auch viele kommen und gehen sehen. Im Death Addict-Board bin ich damals zu Bestzeiten des Boards als Donator eingestiegen, weil es damals die reizendste Seite mit einer tollen Community war, die ich kannte. Auch wenn es viele Leser nicht verstehen werden, warum man sich auf derartige Seiten oder Boards begibt: Es ist die nahezu schon ´krankhafte´ Faszination zu Tod, die mich seit Jahren begleitet, in psychologischen Fachkreisen unter dem Namen "Thanatophilie" bekannt. Heißt: Ich geile mich nicht an dem Gezeigten auf, es ist und bleibt die Faszination, und wenn wir mal ehrlich sind: Man kann das Übel der Welt nicht verleugnen, es ist da, gestern, jetzt und auch morgen, und solange die menschliche Spezies Bestand hat, wird es auch so bleiben, ob man will oder nicht. 


Nun zum Buch: Ich habe mir absichtlich keine einzige Bewertung auf Amazon oder sonst wo zu OGRISH durch gelesen, weil ich mich vorbehaltslos überraschen lassen wollte, was der feine Herr hier auf die Menschheit los lässt. Ich habe zwar die Screenshots seinerseits, die Kurzrezensionen beinhalten, grob überflogen und wusste, dass es ein Roman der Extraklasse sein werden würde, der nicht für jedermann ist. Ich denke, es wird den ein und anderen Leser des Buches geben, der sich den Roman mehr wegen des bluttriefenden Inhalts durch liest und ihm/ihr manche Begriffe oder Filme unbekannt sind, jedoch glaube ich auch, dass es unter den Lesern viele eingefleischte Horror- und Splatterfans gibt, die insbesondere mit den Überschriften eines jeden Kapitels was anfangen können. 

Inhaltlich dreht es sich um einen jungen Kerl namens Shin, der nach und nach seine masochistische Ader in sich findet und seinen Masochismus immer weiter in die Extreme treiben will, bis hin zu seinem eigenen Tod. Im Laufe des Buches gibt er sich nach einer ziemlich schmerzhaften Erfahrung den Namen PAIN und steigt in der Tokioer SadoMaso-Szene zu einem kleinen Star auf. 

In einer anderen Geschichte begleiten wir den Snuff-Filmer Gen Li, der für die Yakuza regelmäßig Snuff-Filme dreht. Sein Star, der dafür verantwortlich ist, dass jedes Opfer auf die grausamste und brutalste Art in das Reich des Todes geschickt wird, ist sein Kameraliebling namens GORE...Doch Gore ist nicht der Mensch für den man ihn halten könnte. 

In der dritten Geschichte, wird die junge Hotaru, die Tochter von Zuko, von den Yakuzas entführt und dient als Hauptdarstellerin des nächsten Snuff-Films. So begibt sich der Zuko auf die Suche nach den Übeltätern, um kurzen Prozess mit allen Beteiligten zu machen. 

Alle drei Geschichten werden im Laufe des Buches miteinander verwoben und verbunden und bilden einen blutigen, brachialen, gewalttätigen Roman, der nahezu jede Grenze überschreitet, die man nur überschreiten kann. Als ob das noch nicht genug ist, bekommt man mitunter auch Einblicke in die Themen Snuff, japanischer Porno-Untergrund und die japanische Fetisch-Szene, die gespickt ist von Zoophilie, Play & Pain, SadoMaso, Koprophilie und Urophilie. Ich meine, es ist bei Kennern nichts Neues, dass die Japaner ziemlich ungewöhnliche Vorlieben in puncto Fetisch haben und die werden hier für den Leser so detailliert für das geistige Auge dargestellt, das man in manchen Fällen einen umgangssprachlich "guten Magen" haben muss, wenn man sich den Roman bis zum Ende durch lesen will. 

Wo der Roman in der ersten Hälfte mit allerlei Fetischen und Brutalitäten überwiegt, wartet er in der zweiten Hälfte mit einer gehörigen Dosis Action auf, die den Ekel-Bereich weitgehendst verlässt, um ans Eingemachte für manche Protagonisten zu gehen, um am Ende mit einer reizenden Überraschung zu glänzen, die wie das offene Ende eines Filmes rüber kommen. Und so "ärgerlich" ein offenes Ende manchmal sein mag, umso größer wiegt die Vorfreude auf, dass das noch nicht das Ende war, denn Jean hat sich was richtig großartiges einfallen lassen und sich dazu bewogen OGRISH 2 und OGRISH 3 raus zu klatschen, die jeweils in anderen Ländern spielen. Wo genau? Das bleibt an dieser Stelle geheim, sofern es nicht schon woanders ausgeplaudert wurde, denn wer es wissen will, holt sich das Buch und begibt sich in eine Welt, die sich jenseits von allem Schein-Guten der Welt bewegt und kämpft sich durch eine Welt die vermutlich in der Realität nur im tiefsten Untergrund bewegt, zu der nur sehr wenige Zugang haben. Von meiner Seite aus gibt es eine sowas von klare Kaufempfehlung und weiterhin getreue Unterstützung gegenüber dem Buch und dem Autor, die ich sonst keinem Autor zusage!