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Samstag, 17. Februar 2024

Der Berserker


Originaltitel: Milano odia: la polizia non può sparare
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Umberto Lenzi

Inhalt:

Der wahnsinnige Giulio und zwei Kollegen planen Marilu, die Tochter eines reichen Firmenchefs zu entführen um eine halbe Milliarde Lire Lösegeld zu erpressen. Kommissar Grandi wird auf den Fall angesetzt. Grandi bleibt nicht viel Zeit, sich Sache aufzuklären. Giulio bringt jeden um, der sich gegen ihn stellt, egal ob Freund oder Feind. Und Giulio hat nicht vor, Marilu nach Übergabe des Geldes am Leben zu lassen.

Review:

Der Begriff Poliziottesco passt bestens zu dem Film. Unfähige und korrupte Polizisten als auch gewalttätige Kriminalität stellen die Hauptmerkmale dieses Genres dar. Die 1970er Jahre waren aus filmischer Sicht in Italien nicht schlecht, sind zu der Zeit viele gute Filme produziert worden, was sich im Jahrzehnt darauf nicht sonderlich änderte. Jedoch gab es zu der Zeit in Italien auch dunkle Wolken zu verzeichnen, besonders aus politischer Sicht. Waren es damals die sogenannten "Anni di piombo", die "Jahre des Bleis". Benannt weil sowohl Links- als auch Rechtsextremisten Terrorakte verübten, darunter Bombenanschläge und politische Attentate. Die Behörden schienen nicht in der Lage zu sein, dieser instabilen und schrecklichen Situation irgendeine Form der Kontrolle zu verleihen, und die italienischen Filme dieser Zeit zeigten dieses Chaos und Misstrauen durch explizite Darstellungen von Verbrechen und Horror.

Der Horror wird hier in Gestalt eines Kriminellen namens Guilio Sacchi gezeigt, der die Entführung der Tochter eines wohlhabenden Geschäftsinhabers plant, bei dem am Ende 500 Millionen Lire zu erbeuten sind. Ziel ist es, anschließend keinen Finger mehr krumm zu machen. Da Sacchi ohne Eltern und Chancen auf der Straße aufgewachsen ist, schimpft er ständig gegen das System. Er glaubt, dass er ein Genie ist und Verbrechen begehen kann, weil die Welt ihm seinen Lebensunterhalt schuldet. Bei einem Banküberfall tötet er einen Polizisten, was dazu führt, das der Mord Wellen schlägt und bei seinem Auftraggeber raus fliegt. So zieht er fortan sein eigenes Ding durch und geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. 

Mailand kennt man eher als einen Ort an dem man als Nicht-Italiener Urlaub macht, doch wie Mailand hier dargestellt wird, erinnert es eher an ein gefährliches Pflaster, gemischt mit dem Reichtum als auch der Armut und Dekadenz der Gesellschaft. Die Straßen sind verkommen, die Wohnblöcke hatten auch schon bessere Zeiten und alles so trostlos. Exakt deswegen passt aber die Geschichte der Protagonisten und macht es noch räudiger als es eh schon ist. Regisseur Umberto Lenzi war in den 1970er Jahren einer der zuverlässigsten Namen der genreübergreifenden italienischen Klassiker und gewinnt immer mehr an Bedeutung, da jetzt die ganze Breite seines Schaffens gewürdigt werden kann. DER BERSERKER ist tatsächlich einer seiner besten Filme, die ich bisher gesehen habe und bin schon auf weitere Werke gespannt. 

Sehr zuvorkommend ist der schmierige Nervenkitzel der einen ständig begleitet, dazu noch Tomas Milian und Henry Silva, bei denen man manchmal das Gefühl hatte, das zwischen den beiden am Drehort ständige Wettkämpfe gegeben haben könnte, wer die bessere Schau vor der Kamera gibt. Meine Erwartungen wurden somit in vielen Punkten übertroffen. Ich konnte mir schon denken, das DER BERSERKER ein Knallerfilm ist, aber das er so extremst gut rein läuft, hätte ich nicht gedacht. In dem Punkt hat FilmART einen guten Riecher bewiesen, in dem sie den Film in der Reihe der Polizieschi Edition-Serie veröffentlicht haben. 



 

Sonntag, 30. April 2023

La Settima Donna


Originaltitel: La Settima Donna
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1978
Regie: Franco Prosperi

Inhalt:

Nach einem Banküberfall suchen sich drei Gangster eine Bleibe, wo sie sich verstecken können, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Dummerweise fällt die Wahl auf eine Villa, wo Schwester Christina mit einer Gruppe junger Mädchen gerade ein Theaterstück einstudiert. Schon nach kurzer Zeit eskaliert die Situation und eines der Mädchen wird von den Eindringlingen brutal vergewaltigt... 

Review:

Allmählich finden sich bei mir immer mehr italienische Perlen ein, von denen ich zuvor nur hin und wieder mal gehört habe, aber nie so wirklich wahr genommen habe. Doch zum Glück gibt es Label wie Camera Obscura, die sich solchen italienischen Wundern angenommen haben und die Italian Genre Cinema Collection an den Tag gelegt haben, die bisher nur so gestrotzt hat vor Filmen, die zu den sehenswertesten des italienischen Kinos gehören. Nur die deutschen Titel klingen mir manchmal zu reißerisch, denn bei JUNGE MÄDCHEN ZUR LIEBE GEZWUNGEN könnte man auch an einen Schmuddelfilm denken, bei VERFUCHT ZU TÖTEN vermutlich an einen Horrorfilm, aber weder noch trifft auf den Film zu, es handelt sich nur um einen erstklassigen Rape n Revenge-Thriller aus des Altmeisters Francesco Prosperi Hand. Übersetzt bedeutet der Titel übrigens "Die siebte Frau", der sich, wie ich finde, viel angenehmer anhört für solch ein Kunstwerk von Film!

Die Storyline klingt auch ganz gut: Drei Männer, die zuvor eine Bank überfallen und einen der Angestellten umgebracht haben, befinden sich auf der Flucht und stoßen auf eine Villa, die von einer Ordensschwester und ihren Internatsschülerinnen bewohnt wird, die ein Studienseminar abhalten. Für die drei Herren scheint es das Paradies auf Erden zu sein, insbesondere für den perversen Lüstling Mario. So nimmt die Ungnade seinen Lauf bis es zur ersten Vergewaltigung kommt. 

Francesco Prosperi ist beileibe kein Unbekannter im italienischen Filmuniversum, jedoch muss angemerkt werden, dass es sich nicht um den Franco Prosperi handelt, der für die MONDO CANE-Reihe verantwortlich ist. Hiesiger Prosperi´s Wirken konnte man unter anderem auch bei MONDO CANNIBALE 3 bewundern, als auch als Drehbuchschreiber zu Filmen AMAZONIA - KOPFJAGD IM REGENWALD. Für das amerikanische Publikum wurde der Film als THE LAST HOUSE ON THE BEACH heraus gegeben, wogegen man die Nähe zu Wes Craven´s THE LAST HOUSE ON THE LEFT gesucht hat, zumal man hier von besagtem Film inspiriert wurde. 

Ab dem Eintreffen in die Villa herrscht den halben Film über eine bedrückende Atmosphäre, weil es ständig bedrohlich für Damen ist und man nicht weiß, wie weit die drei Räuber noch gehen werden. Man muss den Akteuren zu gute heißen, dass sie einen soliden Gebrauch von ihrer Schauspielkunst machen, um auf den Zuschauer einen ernst wirkenden Eindruck zu hinterlassen. Glücklicherweise unterließ Prosperi es, die Gewaltakte ins Explizite zu reißen, das hätte den Film dann doch wahrscheinlich ´kaputt´ gemacht und hat die Gewaltschau etwas seichter dargestellt, wie man es aus anderen Genrevertretern kennt. 

Da ich derzeitig im italienischen Thriller-Bereich auf "Brautschau" bin, lasse ich mich gerne zu weiteren Filmen dieser Art beraten, weil ich den italienischem Film allgemein positiv eingestellt bin und gerne ein paar Tipps annehme, die solide und in diesem Fall keine Zeitverschwendung sind.