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Sonntag, 19. November 2023

Black Emanuelle


Originaltitel: Emanuelle nera
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1975
Regie: Bitto Albertini

Inhalt:

Die Reporterin Mae Jordan, besser bekannt als Emanuelle reist nach Nairobi, um dort Landschaftsaufnahmen zu machen. Aufgenommen wird sie vor Ort von dem Ehepaar Gianni und Ann Danieli. Aber schnell stellt sich heraus, dass die kesse Emanuelle neben ihren Fotos auch ganz andere Sachen im Kopf hat.

Review:

BLACK EMANUELLE aus dem Jahre 1975 gilt als einer der repräsentativsten Filme des exotischen Erotik-Genres angesehen, nicht ganz unschuldig dürfte daran die Exploitation-Ikone Laura Gemser sein, die mit diesem Film ihren Durchbruch in der Filmlandschaft erlangte. Auch aus privater Sicht verhalf ihr der Film zur Glückseligkeit, da sie am Set mit Gabriele Tinti zusammen arbeitete, der später ihr Ehemann werden sollte. Der Film selber ist der Startschuss der darauf hin folgenden Black Emanuelle-Saga, die insgesamt 6 Filme umfasst. Jedoch wird der Name Black Emanuelle auch bei weiteren Filmen benutzt, um den Film für den Zuschauer schmackhaft zu machen. 

Black Emanuelle ist nicht nur der erste Film der sehr langen Saga, sondern wahrscheinlich auch der beste auf rein erotischer Ebene. Hier und da gibt es innerhalb der Reihe Filme, die vielleicht inhaltlich interessanter, aber aus erotischer Sicht selten so sorgfältig kuratiert sind. Als der Film 1975 in die Kinos kam, erlangte er den Respekt amerikanischer Kritiker, die feststellten, dass „selbst die erotischsten Szenen einen erheblichen künstlerischen Wert haben“. Der Film konzentriert sich eigentlich ausschließlich auf Erotik, denn  Handlung ist fast nicht vorhanden: Emanuelle stellt sich einer Gruppe von Menschen vor und lernt sie nach und nach, einen nach dem anderen, „im biblischen Sinne“ kennen. 

Abgerundet wird der Film mit Musik von dem italienischen Komponisten Nico Fidenco, die zum Film und Zeitgeist passen. Von den Drehorten wurde den ganzen Drehs über Nairobi auserwählt, nur wenige Schauplätze wurden in Rom benutzt für den Dreh, so kommt auch ein exotisch-sommerlicher Flair, der den Zuschauer in kälteren Regionen bzw. kalten Jahreszeiten in wärmere Gefilde transportiert. Zu den größten Werken, die Laura Gemser beinhalten, kann man BLACK EMANUELLE nicht zählen, weil man als Filmkenner schon bessere Filme mit ihr gesehen hat, aber dennoch sollte man zumindest einmal einen Blick riskieren, um sich ein Bild zu verschaffen, wie die Anfangsjahre der Indonesierin verlaufen sind mit denen sie so berühmt geworden ist. 

Fazit: Wer mehr auf Erotik anstatt einer Handlung steht, macht hier nichts falsch. ich habe durchaus etwas mehr Handlungsspielraum vermisst, aber war auch nicht gelangweilt vom Film, weil er ein Top-Set aufweist, Grindhouse-lastig ist vom Bild und reizende Bilder anzubieten hat, die jedem Sexploitation-Gierling gefallen dürften. 



 


 

Sonntag, 12. November 2023

Foxy Brown


Originaltitel: Foxy Brown
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Jack Hill

Inhalt:

Foxy Brown liebt einen Undercover-Drogenfahnder. Als er ermordet wird, schwört sie seinen Mördern Rache. Als Callgirl verschafft sie sich Zugang zum inneren Kreis der Drogenbosse. Doch Foxy muss erkennen, dass die Korruption weiter nach oben reicht, als sie denkt. Ihre gnadenlose Jagd führt sie von einem abgelegenen Drogenlabor in ein Flugzeug und damit zu einem atemberaubenden Kampf über den Wolken. Doch das ist erst das Vorspiel: Foxy bringt die Killer ihres Freundes auf eine Art und Weise zu Boden, die diese sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht hätten ausmalen können! 

Review:

Nach dem grandiosen Blaxploitation-Burner COFFY sollte ein Sequel erscheinen, der den Namen BURN, COFFY, BURN tragen sollte, jedoch in FOXY BROWN umgeändert wurde. American International entschied, das Fortsetzungen nicht genug Geld einbringen, so entschied man sich zu diesem Entschluss. Inhaltlich geht es in einen  recht ähnliche, fast schon identische Schiene wie bei Coffy: Eine Frau auf der Suche nach Rache, die gegen ein kriminelles, weißes Drogen- und Prostitutionsumfeld kämpft. Der Unterschied besteht unter anderem darin, dass der Klamottenstil hier viel poppiger ist und für 70er Jahre-Vintagefans ein heftiger Augenschmaus ist. 

Es lässt sich mit Sicherheit nicht abstreiten, dass Pam Grier das non plus ultra des Filmes darstellt und in ihrer Rolle auch hier voll auf geht und zu überzeugen weiß. Somit gilt ihre Figur, in der sie sich hineinzwängt nicht umsonst als Kultfigur und steht leitend für die unabhängige und kraftvolle Frau, im damals noch für Frauen schwierigeren Amerika bzw. der ganzen Welt. Parallel entwickelt sich der Film auch zu einem der bedeutendsten Blaxploitationfilmen der 70er Jahre, der aus einem bunten Cocktail aus Thrill, Action, Sex, Drogen, Drama und Gewalt besteht,  alles basierend auf einer einfachen und sehr unterhaltsamen Rachegeschichte mit Anmerkungen zu Korruption oder moralische Anmerkungen in Familien- und Liebesbeziehungen.

Auch darf man nicht vergessen, das die Musik eine große Rolle spielt, die von Willie Hutch stammt und dem ganzen einen funky Touch gibt und zu dem Blaxploitation-Vergnügen einlädt, wie man es kennt und liebt. Typischerweise für diese Genre ist, das die schwarze Frau, sofern sie die Hauptrolle spielt, eine Heldin darstellt und das ist sie hier auch. Von Rache getrieben durchläuft sie bis zum Schluss manchmal mehr, manchmal weniger die Hölle, um am Ende ans Ziel zu kommen und jeden fertig zu machen, der für ihr ´Unglück´ verantwortlich ist. 

Keine Frage, FOXY BROWN gehört zu den ganz großen Klassikern des Exploitation-Genres und sollte jedem Bahnhofskino- als auch Grindhouse-Enthusiasten ein Begriff sein, zumindest einmal vor die Glotzer gekommen sein, weil man andernfalls einen sehr geilen Film verpasst, der mit eine Reihe grandiosen Darstellern gespickt ist und imho eins der psychedelischsten Intros vorzuweisen hat, das es gibt. 


 

Samstag, 11. November 2023

Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache


Originaltitel: Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache
Herstellungsland: West-Deutschland
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Wolfgang Staudte

Inhalt:

Nach seiner geglückten Flucht aus dem Knast muss Bankräuber Willy Jensen feststellen, dass das Haus, in dem er seine Beute versteckt hatte, gerade abgerissen wurde. Er sucht seinen gesetzestreuen Bruder Heinz auf, der mittlerweile mit Willys Ehefrau Vera zusammen ist. Von Heinz ungewollt auf die Möglichkeit für einen Einbruch aufmerksam gemacht, tötet Willy bei der Tat eine Frau. Er nimmt Vera als Geisel und flüchtet Richtung Dänemark, verfolgt von der Polizei und Heinz.

Review:

Wolfgang Staudte war in Regisseurkreisen in frühesten Jahren der Filmgeschichte schon eine wahre Größe. In den frühen 1930ern begann er sich mit einem Kurzfilm und wenigen Dokumentationen einen Weg in die deutsche Filmgeschichte zu ebnen, die auch viele Jahre lang ging, bis 1985 um genau zu sein. 1971 wurde ein west-deutscher Krimi von ihm veröffentlicht, der zu den besseren deutschen Krimis gehört, die ich kenne. Zugegebenermaßen bin ich nicht unbedingt der größte Fan von Krimis, jedoch gibt es aus den im Zeitraum der 1970er und 1080er zahlreiche Filme, die mir aus diesem Genre gefallen. FLUCHTWEG ST. PAULI gehört definitiv dazu, weil der Film den Charme eines 70er Jahre-Streifens enthält, der mich sehr anspricht und im Vergleich zu heutigen deutschen Produktionen eine wahrhaftige Augenweide ist. 

Was den Film ausmacht, sind die Drehorte, sprich: die "dreckigen" Settings, der düstere Stadtteil Hamburgs, der als verrucht und gottlos gilt und eine eigene kleine Welt mitten in Hamburg gilt. Es sind die herunter gekommenen Orte samt Etablissements, die dem Film das geben, was er braucht: Stil. Ein weiteres dickes Plus stellt die 70er Jahre-Atmosphäre dar, die zum Glanz des Filmes beisteuern, denn so kommt das nötige Maß an Stilness auf, die der Film auch braucht um den Zuschauer einzufangen. Ein großer und wichtiger Teil der Attraktion sind die Darsteller, die perfekt in ihre Rollen passen und ein jeder eine Sympathie mit sich bringt, was, selbst die, die sich gegen das Gesetz stellen und ihr eigenes Ding durchziehen.

Was sehr gut in den Film gepasst hat, war die Musik! Musik hat oftmals den Vorteil, das sie eine zusätzliche Atmosphäre erschafft und hier gibt sie dem Film die nötigen Kicks, die er braucht, um die Rasanz zu unterstreichen. Anderweitig sorgt sie auch dafür, das so ein Europloitation-Feeling aufkommt, wie man es nur aus Filmen des 70er-Jahrzehntgangs kennt, so isst nicht nur das Auge, sondern auch das Ohr mit und exakt das macht den Film zu einem spannenden und kurzweiligen Gesamtvergnügen. Freunde des Exploitation- und Eurocult-Kinos werden hiervon begeistert sein und sollten sich zurück lehnen, wenn der Film startet, denn er ist wie eine spritzige Achterbahnfahrt, die alles hat, was man braucht um am Ende mit einem Grinsen auszusteigen!



 

Freitag, 3. November 2023

Basket Case - Der unheimliche Zwilling


Originaltitel: Basket Case
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1982
Regie: Frank Henenlotter

Inhalt:

Belial und Duane werden als siamesische Zwillinge geboren. Da die Mutter bei der Geburt stirbt, entlädt sich der Fluch des Vaters über beide. Mit 14 Jahren läßt der Vater sie gegen ihren Willen operieren und Belial, der als Mißgeburt an der Seite Duanes angewachsen war, landet als lebensunfähig und tot auf dem Abort. Duane spürt jedoch, daß sein Bruder noch lebt, rettet ihn, und beide beschließen den blutigen Rachefeldzug gegen alle Beteiligten an ihrer gewaltsamen Trennung.

Review:

1982 war für Frank Henenlotter ein gutes Jahr, weil er da sein Spielfilmdebüt gab, nachdem er es erstmal 1972 schaffte, einen Kurzfilm mit dem Namen SLASH OF THE KNIFE eine kleinere Berühmtheit zu erlangen. Nach dem BASKET CASE eher gemischte Kritiken erhielt, steigerte er sich zu einem Kultfilm, bei dem es sich um verschiedene Themen dreht. Zum einen das Monster in uns selber, zum anderen das Thema Abtreibung, bei dem man vor der Qual der Wahl steht, das "Ungewollte Kind" zu vernichten oder am Leben zu erhalten. Sehr kunstvoll als auch metaphorisch steht an dieser Stelle Belial, bei dem man als Zuschauer abwägt, ob man Mitleid mit ihm empfindet oder nicht, weil er so wie er liebt auch hasst, sich jedoch am Ende für den Hass entscheidet, vor dem auch sein eigener Bruder nicht gerettet werden kann. 

Die Geschichte handelt von dem jungen Duane, der im ursprünglichen Sinne einen siamesischen Zwilling am Leib trägt, der total deformiert ist und monströs dargestellt wird. nach einer unfreiwilligen Operation, wird ihm der Zwilling entfernt und in den Müll geworfen. Nur Dank der Fähigkeit auf telepathische Weise zu kommunizieren, wird Belial von Duane gerettet und führt mit ihm ein Zusammenleben, was darauf bedacht ist, sich an allen Beteiligten zu rächen, die für ihre Trennung verantwortlich sind. 

Meine Meinung zu dem ganzen ist, dass BASKET CASE einer der genialsten Exploitation-Horrorfilme der 1980er ist, weil der Film bezüglich dieses Genre-Mixes alles richtig macht. Die schlichte Kinematographie, der dreckige Look, die ganze Dekadenz die New York bietet bilden ein zünftiges Gesamtpaket, was mit der Geschichte der Zwillinge und Belial verfeinert wird. Wie sehr wünsche ich mir, den Film in einem räudigen Bahnhofskino in den 80ern mitten in New York zu sehen, ein Traum der leider nie in Erfüllung gehen wird, weil die Zeiten des wilden Bahnhofkinos schon längst zum alten Eisen gehören. 

Gelungen ist die Umsetzung von Belial selber, der wohl der Star des Filmes darstellt: Ein fleischiger Klumpen mit rasiermesserscharfen Zähnen und einem Brüllorgan, wie man es nur selten in einem Film sieht. Die Bewegungen wurden mit Stop Motion umgesetzt, während die Handgreif-Szenen mit einem Handschuh, in dem Henenlotters Hand drin steckt, umgesetzt worden sind. Sehr cool waren auch die Drehorte, die dem Film diesen dreckigen Grindhouse-Look verleihen: Als Bar diente ein Sadomaso-Club in Manhattan, bei dem die ganzen Sextoys versteckt werden mussten, für das Hotel war das damalige Broslin Hotel vonnöten, was eher wie eine üble Absteige anstatt ein Hotel erscheint. 

BASKET CASE gehört unumstritten zu den Filmen, die man gesehen haben muss, wenn man was auf sich hält. Vorzugsweise man beschäftigt sich mit solcherlei Filmen und lernt sie weitgehendst zu lieben und schätzen. Nachträglich gab es sogar zwei Fortsetzungen, die eine gut gemacht Trash-Trilogie bilden und jeder Film seine eigene bzw. die weitere Geschichte um Belial erzählt. Trasher, Grindhousler und Bahnhofskinojunkies werden mit BASKET CASE von vorne bis hinten bedient und werden ihre Zeit, die sie für den Film investieren garantiert nicht bereuen.