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Freitag, 24. Juni 2022

Mondo Siam

Originaltitel: Mondo Siam
Herstellungsland: Thailand/Kambodscha/Laos/Deutschland
Erscheinungsjahr: 2020
Regie: Rene Wiesner

Inhalt:

Episodenartige und fragmentarische Geschichten auf dem Boden des historischen Siams um Leben und Tod, Gefangenschaft und Freiheit, Hoffnung und Verzweiflung, und Wahnsinn und Vernunft. Ein Anti-Reisefilm, der sich inhaltlich am Mondofilm and stilistisch am nonverbalen Film orientiert. Der Himmel wird zum Zirkuszelt in dieser Kuriositätenschau aus dem Leben und dem Alltag Südostasiens.

Review:

Ich hoffe ich liege nicht falsch damit, wenn ich sage, dass MONDO SIAM ein, wie ich es bezeichnen würde, Neo-Mondofilm ist. Ausser älteren Genrebeiträgen wie MONDO CANE, SHOCKING ASIA, DAS IST AMERIKA oder GUINEA AMA würde mir auf Anhieb nichts einfallen was neuerer Wäre, außer vielleicht Filme wie OROZCO, THE ELBALMER, oder die Anfang der 2000er entstandenen Filme MARASMA MILANO oder OH! UOMO. MONDO SIAM ist einer der neuesten Mondofilme dieser Art und 2020 entstanden von Rene Wiesner. 

Rene ist bekannt dafür, ein Ass im Neo-Mondo-Sektor zu sein, das hat er auch in der Vergangenheit bestens bewiesen, seine Liste an Filmen ist durchaus lang, jedoch kenne ich bis auf Lopburi noch keins seiner Werke, was umgehend nachzuholen sein wird um auf dem Laufenden zu sein. 

MONDO SIAM ist sein erster Langfilm und hat mich sofort überzeugt, allein deswegen schon, weil eines der für mich interessanteren Länder näher beleuchtet wurde: Thailand. Thematisch befasst sich der Film mit dem Tod, aber auch das Leben in anderen Kulturen. Gedreht wurde in Thailand, Kambodscha und Laos, sehr schöne Länder die zudem eine schöne Kultur mit sich bringen. Leider hat auch jede Kultur ihre Schattenseiten, hier zum Beispiel sind es die Tierquälereien die mir sauer aufgestoßen sind. Ich denke dass Tiere keine Attraktionen für irgendwelche Schaulustige, Geldverdiener oder sonst was sein sollten, sondern sie in ihre Heimat, der freien Natur besser aufgehoben sind anstatt eingesperrt in Käfigen zu sein oder für Selfies oder Urlaubsfotos missbraucht werden sollten. 

Ansprechender fand ich dann schon die Aufnahmen der Toten und mumifizierten Leichen. So etwas wäre, wenn mich nicht alles täuscht, in Deutschland undenkbar, weil man hier ein ganz anderes Bild zum Tod hat und dies zum Teil auch christlicher Natur ist. Auch interessant zu sehen war die rituelle Schlachtung eines Tieres. Da ich selber schon Erfahrung in dem Beruf habe, fragte ich mich, wie die Leute das Fleisch haltbar machen ohne Kühlung, für mich wäre dieser "Gaumenschmaus" sicherlich nichts. 

Den Filmtitel hat man sehr gut gewählt. Siam war bis 1939 der Name für das heutige Thailand und wurde von 1946 bis 1949 nochmal benutzt und seitdem nie wieder. Den Begriff Mondo kommt aus dem italienischen und heißt übersetzt soviel wie "Welt", somit könnte MONDO SIAM quasi "Welt von Thailand" heißen, womit man gar nicht so falsch liegen würde. Selbstverständlich soll das Ganze auch eine Anspielung auf die guten, alten Mondofilme der 60er und 70er sein, nur mit dem kleinen Unterscheid, dass hier authentisches Filmmaterial verwendet wird und MONDO SIAM alles andere als eine Pseudo-Doku ist. 

Sehr gut war, dass der Film ohne Kommentatoren auskommt und man nur als Zuschauer agieren kann, der mit den Klängen von meditativ-spiritueller Musik umgarnt wird. Für die Musik zeichnet sich Stephan Ortlepp/Musica Non Grata aus. Da ist es nahezu schon interessant zu wissen, dass Stephans Wurzeln im Black Metal liegen(Guter Mann!)! Das lässt einen fast im Film versinken und eine Art visuelle Reise in den fernen Osten machen. Anhand der Schnitte, der Kamerafahrten und der Produktion fühlt man sich nahezu wie als ob man live am Geschehen dabei wäre. Somit kann sich jeder selber ein Bild über das Gesehene machen, ohne beeinflusst zu werden von der Meinung eines Kommentators. 

Der Unterhaltungswert war sehr hoch, jedoch gibt es eine kleine Kritik. Ich hätte mir insgeheim mehr erhofft, dass man mehr sowas in die Richtung von Addio Uomo gemacht hätte, insbesondere unter Miteinbeziehung des Museum Of Death, aber das obliegt dem Filmemacher immer selber, was er in seinem Film einbaut und was nicht. Summa summarum eine großartige Dokumentation über den Tod in einer uns fernen Kultur zu der wir nur sehr wenige Einblicke in die Hintergründe zu diesem Thema haben!