Posts mit dem Label Geschicht werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Geschicht werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 31. Januar 2024

Komm nach Wien, ich zeig dir was!


Originaltitel: Komm nach Wien, ich zeig´ dir was!
Herstellungsland: Österreich, Deutschland
Erscheinungsjahr: 1970
Regie: Rolf Thiele

Inhalt: 

Mizzi – dies ist der Name des ewig Weiblichen in Gestalt einer vorgeblich „typischen“ Wienerin, die über die Jahrhunderte durch Charme, Liebreiz und Verführungskünste so manches Mal den Lauf der Geschichte gelenkt oder beeinflusst hat. Mizzi, das ist in dieser Zeitreise jedes Mal eine andere, hübsche Wienerin, die in jeder der Episoden mit vollem Körpereinsatz das Ihre tut, um die martialischen „Herren der Welt“ zu becircen, auf das diese sich mehr der Liebe in den Boudoirs als dem Krieg auf dem Schlachtfeld und der Eroberung hingeben mögen.

Review:

Es ist schon schade, was im Zeitalter von High Definitin, revolutionärer Technik und dem Aufstieg modernerer Medien und Abstieg alter Medien alles in Vergessenheit gerät. Wenn sich weiterhin keiner darum kümmert, das manche Filme nochmal neu aufgelegt werden, gelten sie irgendwann mal als filmhistorische Museumsstücke, die nur noch exzessiven Sammlern bekannt sind, die sich thematisch mit solchen Schmuckstücken auseinandersetzen. Einer von vielen Filmen ist die deutsch-österreichische Softie-Schmuddel-Komödie KOMM NACH WIEN, ICH ZEIG DIR WAS! aus dem Jahre 1970. Regie zu dieser erotisch-komödiantischen Revue ist Rolf Thiele. Ex-NSDAPler, studierter Philosoph und Soziologe, Mitgründer der Filmaufbau GmbH Göttingen, deren Ziel es war/ist, in einer Zeit (Nachkriegszeit) der materiellen und geistigen Trümmer zum Neuaufbau der Kultur in Deutschland beizutragen.

Im Sommer 1969 entstand der Film in den österreichischen Städten Wien, Salzburg, Mauterndorf und am Attersee. Für das Drehbuch zeichnet sich der Autor Joachim Fernau verantwortlich, der auf Grund seiner Vergangenheit als Kriegsberichterstatter der Waffen-SS, ein umstrittenes Dasein führte. Inhaltlich führt uns der der Sprecher Dietmar Schönherr durch die geschichtlichen Episoden, die Hauptprotagonistin Mizzi während des Filmes durchläuft. Mizzi stellt die menschliche Verkörperung der "typischen" Wienerin dar, deren Einfluss durch die gesamte Epoche der österreichischen als teilweise deutschen Geschichte geht. Durch Charme, Liebreiz und Verführungskünste hat sie oftmals den lauf der Geschichte beeinflusst und gelenkt, was hier in erotischer Absicht zur Schau gestellt wird. 

Es beginnt zur Zeit der römischen Herrschaft über Mitteleuropa zur Zeit der Spätantike, bevor es in die Zeit der Pest und Verwüstung weiter geht. Anschließend führt die Zeitreise in die Zeiten des Wiener Kongresses in den Jahren 1814/1815, Sigmund Freud bekommt man zu Gesicht bevor es in die dunkle Geschichte Europas über geht und Mizzi es mit dem deutschen Reichskanzler Adolf Hitler zu tun bekommt, der bekanntlich österreichischer Herkunft ist. Abschließend endet die Reise in der Nachkriegszeit in der Mizzi die Ereignisse, die zur Wiedererlangung der österreichischen Souveränität im Jahre 1955 führen, beiwohnt. 

Ich muss zugeben, ich habe mich mit der Geschichte Österreichs noch nie befasst, aber fand diese Art von geschichtlicher Unterhaltung nicht schlecht, besonders von der Umsetzung her. Innerhalb der geschichtlichen Episoden in denen sich Mizzi befindet, bekommt man eher das Gefühl, sich einen historischen Film anzuschauen anstatt eines Erotikfilms. Denn Erotik wird hier nur leicht dosiert eingesetzt, da  hat man schon wesentlich erotischere Filme aus den 1970ern gesehen. Für die Bauten und Kostüme war Maleen Pacha zuständig, die sehr detailgetreu gearbeitet hat und  einem das Gefühl eines historischen Films gegeben hat. Die Kino-Uraufführung fand am 4. Februar 1970 in Stuttgart statt, was mich als gebürtiger Oberschwabe besonders freut, wenn ein uralter Film im schönen Baden-Württemberg uraufgeführt wurde. 

Etwas schmunzeln musste ich als die Epoche des zweiten Weltkrieges im Film angebrochen ist, weil Hitler höchstpersönlich zu sehen ist und von Achim Hammer dargestellt wurde. Man kann dem ganzen durchaus einen satirischen Aspekt vorwerfen, weil böse Zungen behaupten, man hätte im Bezug auf die Thematik der Türkenbelagerung und des dritten Reiches eine bestimmte Botschaft dahinter gehabt, was aber absoluter Blödsinn ist. 

Leider hat es KOMM NACH WIEN, ICH ZEIG DIR WAS! nie  weiter als auf VHS geschafft. Die einzigsten bekannten Video-Kassetten die bekannt sind, sind VHS der Labels Atlas Video, Famous Er und Monte Video. Wie es bei unserem österreichischen Nachbarland mit Veröffentlichungen aus sieht, weiß ich nicht. Fazit zu diesem Schmankerl aus einer wundervollen Zeit des deutschen Films: Es ist kein Meilenstein und auch kein Ernst Hofbauer-Film, aber für ein einmalige Sichtung, durchaus interessant. Wer hier einen Erotikfilm sucht, der an andere Klassiker aus diesem Jahrzehnt anknüpfen kann, wird hier am Ende wahrscheinlich mehr enttäuscht sein, denn allzu schmutzig geht es hier nicht zu und macht nur einen kleinen Teil dessen aus, als was der Film bezeichnet wird.