Montag, 18. Dezember 2023

Der Schrecken aus der Meerestiefe


Originaltitel: Destination Inner Space
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1966
Regie: Francis D. Lyon

Inhalt:

Die toughe Crew einer Unterwasser-Forschungsstation unter der Leitung des wagemutigen Kommandanten Wayne (Scott Brady) hält Ausschau nach neuen Entdeckungen, doch was sie finden, übersteigt ihre kühnsten Vorstellungen. Denn ganz allein auf dem Grund des Meeres, werden sie plötzlich mit einem außerirdischen Terror aus der Tiefe konfrontiert. Einem unheimlichen Grauen, das noch niemand zuvor gesehen und scheinbar nur eine Mission hat: das Töten! Gibt es noch eine Hoffnung für das Überleben der Menschheit? 

Review: 

In den 1960ern hat man es sich das Geheimnis der Meere zunutze gemacht, um eine Menge Filme zu produzieren, die sich damit beschäftigen, was wohl unter den blauen Weiten schlummern mag. Die Idee dahinter gab es aber schon viel länger, beispielsweise könnte man da DEN SCHRECKEN AUS DEM AMAZONAS hinzunehmen, der schon in den 1950ern große Erfolge erzielen konnte, obwohl das Hauptmonster eher aus einem Fluss kam. Was würde dabei heraus kommen, wenn man die Geschichte eines Meeresmonsters mit der Geschichte aus DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT mischt? Richtig: DER SCHRECKEN AUS DER MEERESTIEFE, denn nichts anderes ist der Film. 

Eine Truppe an Forschern die sich unter dem Meer aufhält, beobachtet seit längerer zeit auf dem Radar ein Objekt, dessen Herkunft bisweilen unbekannt ist. Man stellt zeitig fest, dass es sich um ein USO handelt, ausgesprochen ein "Unidentified submerged object", ein nichtidentifizierbares Unterwasserobjekt, handelt. So begibt sich ein Teil der Forscher in das Objekt und bringt auch gleich eine Kapsel mit in das Forschungslabor, die ziemlich schnell wächst und sich als eine Kapsel entpuppt, aus der ein Seemonster schlüpft. So beginnt für die Forscher ein Kampf gegen das Seemonster, bei dem nur eine Partei gewinnen kann. 

DER SCHRECKEN AUS DER MEERESTIEFE ist absoluter 60er Jahre-Monstertrash wie man ihn kennt und vermutlich auch liebt. Ein großes Lob geht an den Designer des Monsteranzugs, der den Anzug entworfen hat. Herrlich schräg, aber passend zu der Zeit, aus dem dieses Gebilde kommt. Farblich hat man sich an ein helles meeresblau gehalten, bei dem nur die Körperflosse die vom Kopf über den Rücken geht, in rot gefärbt ist und das Gesicht geht schon in die Richtung des Fischmenschen aus dem Schrecken vom Amazonas. Man hat sich auch nicht davor gescheut, das Monster zeitig zum Vorschein kommen zu lassen, somit verschwendet man keine Zeit damit, schnelle Schnitte oder Schatten zu präsentieren, die die Warterei auf den Hauptstar des Filmes nur in die Länge zu ziehen. 

In Deutschland erschien der Film bisher nur auf einer 120 Meter langen Super 8-Filmrolle, bis sich Shamrock Media der Sache angenommen hat und ihn auf DVD und erstmalig auf Bluray veröffentlichte. Sehr schön anzusehen sind auch die Super 8-Fasusngen die mit an Bord sind und nur eine viertel Stunde gehen. Wer mit derartigem Monstertrash was anfangen kann, dem sei der Film empfohlen. 



 

Repligator


Originaltitel: Repligator
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1996
Regie: Bret McCornick

Inhalt:

In einer geheimen militärischen Forschungseinrichtung wird auf verschiedenen Gebieten geforscht, wobei die versammelten Wissenschaftler bemüht sind, möglichst die besten und meisten Forschungsgelder einzusacken. Dazu müssen sie ihre Projekte aber zum Laufen bringen und das Teleportationsexperiment mit dem Replicator hat einen unerwünschten Nebeneffekt: er transportiert das Versuchsobjekt zwar an einen Ort, verwandelt den Soldaten aber in eine - extrem erotische und sexuell aktive - junge Frau. Während anderweitig ein Gehirnwäsche-Projekt bevorzugt wird, bei dem man Attentäter erschaffen kann, führt eine Rücksendung durch den Teleporter zu noch mehr sexuellem Ungemach. Und sobald eines der Babes einen Orgasmus hat, verwandeln sich ihre Köpfe in den eines Alligators.

Review:

Bret McCormick glänzt nicht unbedingt damit, hochwertigen Stoff auf Zelluloid zu bannen, aber das braucht er auch nicht, denn spätestens seit seinem unschlagbaren THE ABOMINATION weiß man, das er eher darauf programmiert ist, trashiges Kulturgut zu erschaffen, für das man einen achten Sinn haben muss, andernfalls wird man eher enttäuscht auf der Strecke bleiben. So kann man es auch bei seinem 1996 erschienen REPLIGATOR sehen, der nur für ein kleineres Publikum gemacht wurde, die Spaß an Hirn aus-Filmen haben. REPLIGATOR ist eine brachiale Mischung aus Science Fiction, Trash, etwas Horror und viel Exploitation, was mit einer kräftigen Dosis Komödie gewürzt ist. Kurz gesagt: Ein Fest für Anhänger des schlechten Geschmacks! 

Der Inhalt glänzt wohl am meisten: Eine Gruppe Wissenschaftler baut auf Kosten von Vater Staat eine Maschine, die man den Replikator nennt. Mit dem Replikator lässt sich Materie von einem Ort zum anderen transportieren, somit wird also nichts reproduziert. Man muss sich die Gerätschaft wie diesen Teleporter aus DIE FLIEGE vorstellen. So müssen US-Soldaten dafür herhalten, um die Maschine zu testen und ja, sie funktioniert, nur eben anders als erwartet, denn die Soldaten kommen als nymphomanische Frauen wieder zurück und verwandeln sich in Reptiloiden, wenn sie zu scharf werden. Das führt natürlich zu einem Kampf ums Überleben, und als ob das nicht schon genug wäre, verwandeln sich die von den Reptiloiden gebissenen in, im wahrsten Sinne des Wortes, schwule Zombies. 

So, was soll man sich bei der Inhaltsangabe denken? Dass es kein Film ist, den man sich mit der Familie anschaut sollte wohl klar sein. Wenn, dann geht er eher als Partyfilm durch, den man mit ein paar Bier und eventuell einer Tüte anschaut und sich an dem Szenario erfreut. Apropos erfreuen: Einen alten bekannten gibt sich hier via Cameo-Auftritt auch die Ehre: Gunnar Hansen, dem originalen Leatherface, der hier einen Wissenschaftler mimt, der eine Röntgenbrille erfunden hat, bei der man, wenn man sie auf hat, jeden nackt sieht, eine Erfindung die dem Colonel durchaus zusagt. Auch sonst gibt es eine menge Schauwerte bei REPLIGATOR: Sehr geile Alligator-Masken inkl. Kostüme, barbusige Damen, billigste CGI-Effekte beim Laserwaffengebrauch und ein Haufen Dialoge, die einem ein Grinsen ins Gesicht zaubern werden, was auch dem Umstand geschuldet ist, das jeder der Darsteller eine Menge Spaß bei den Dreharbeiten hatte und das mit einfließt. 

Auf die Frage woher Bret McCormick die Inspiration für den Film hatte, gab es seinerseits nur eine Antwort: Ehrfurcht vor Roger Corman und das er fünf Filme in einem Jahr macht. Na, das lasse ich nur zu gerne durchgehen, denn ich bin selber ein großer Roger Corman-Fan und liebe einen Großteil seiner Filme, so sind mir Anhänger von Corman sympathisch. Wer sich also einen quatschigen Science Fiction-Film mit dem nötigen Trash rein ziehen will, sollte sich auf die Suche nach dem Film machen und sich definitiv nicht von dem Cover der Whacked Movies-DVD täuschen lassen, denn die Kroko-Ladies rennen nicht im Bikini mit Alligatormaske herum, sondern bestehen von Kopf bis Fuß aus Schuppen. Sehr zu empfehlen ist die Bluray-Veröffentlichung von Visual Vengeance, die wie bei jeder ihrer Veröffentlichung wieder eine Menge Bonusmaterial dabei haben und eine erstklassige Veröffentlichung gemacht haben!





 

Sonntag, 17. Dezember 2023

Die letzte Fahrt der Demeter


Originaltitel: The Last Voyage of the Demeter
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2023
Regie: André Øvredal

Inhalt:

An Bord des russischen Handelsschiffs Demeter, das speziell für eine private Fracht gechartert wurde, passieren äußerst merkwürdige Dinge. Die unschuldig aussehende Fracht von vierundzwanzig nicht gekennzeichneten Holzkisten soll von den Karpaten bis nach London transportiert werden. Scheinbar dem Untergang geweiht, versucht die zunehmend verängstigte Besatzung alles, um die gefährliche Seereise zu überleben, wobei sie jede Nacht von einer furchteinflößenden Präsenz an Bord des Schiffes heimgesucht wird. Dem Kapitän (Liam Cunningham) bleibt nicht viel mehr übrig als dabei zuzusehen, wie ein Crewmitglied nach dem anderen spurlos verschwindet. Als die Demeter schließlich die Küste Englands erreicht, gleicht sie einem Wrack und von der Besatzung ist niemand mehr übrig.

Review:

Lange ist es her, das ich mir etwas mainstreamigeres angeschaut hab, weil die Auswahl manchmal recht schwer ist und ich nicht immer für sowas empfänglich bin, aber DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER hat mich schon die ganze Zeit interessiert, trotz das die Kritiken eher durchwachsen sind. Ich bin Filmen die das Thema Vampire beinhalten oftmals nicht abgeneigt, es sei denn, es handelt sich um Vampirfilme wie Twilight, die meines Erachtens alles andere als Vampirfilme sind, sondern regelrechte Beleidigungen gegenüber den finsteren Wesen der Nacht. Was würde ein Bram Stoker wohl darüber denken? Weiß man nicht, aber das soll auch nicht das Thema sein. Bram Stoker schon. Denn aus einem Kapitel aus seinem Roman Dracula dreht sich die letzte Fahrt der Demeter und zwar dreht es sich um die Kreuzfahrt eines Schiffs, auf dem 24 Holzkisten von Rumänien nach England transportiert werden müssen, es während der Fahrt jedoch zu unheimlichen bis tödlichen Zwischenfällen seitens des Vampirfürsten höchstpersönlich kommt.

André Øvredal Vampiradaption behandelt die Geschichte "The Captain’s Log" aus Bram Stoker´s Dracula. Wenn man die Promotion des Filmes nicht weiter verfolgt hat, hat man vermutlich einen langhaarigen Gary Oldman im Gedächtnis, den man hier zu sehen bekommt, aber dem ist nicht so. Dracula hat eher das Aussehen eines Nosferatus, der mit spitzen Zähnen und Glatze glänzt und einen unstillbaren Durst nach Blut hat. Auch hat man es sich nicht nehmen lassen, Dracula mitunter als eine menschengroße Fledermaus zu präsentieren, was zu den großartigen Szenen des Filmes gehört. Was auch sehr bemerkenswert war, wie die gebissenen enden, wenn das Sonnenlicht sie trifft, passt sehr gut in das Geschehen, insbesondere wie es umgesetzt wurde. 

Die Stärken des Filmes basieren auf die Charaktere, die über die üblichen Stereotypen eines Horrorfilms hinaus gehen. Jeder der Beteiligten hat seine eigene Geschichte zu erzählen und ist für den Film förderlich, ohne das es hingerotzt rüber kommt. Mit was man sich als Zuschauer anfreunden muss, ist, das sich der Film sehr langsam, aber stetig aufbaut und das könnte für manchen Zuschauer langatmig werden. Es wird bewusst Zeit damit verbracht um die wichtigsten Charaktere vorstellig zu machen, aber auch die Spannung langsam aufzubauen, die definitiv da ist. Zeitgleich wird es aber auch nicht langweilig, denn man verwebt geschickt die Eskalationen auf dem Schiff mit diversen Einfällen, sei es eine blinde Passagierin, die dazu dient Dracula am Leben erhalten oder die Angriffe von Dracula selber, die an manchen Stellen recht blutig ausfallen. 

Ich bin überglücklich darüber, dass der Film nicht in der Neuzeit spielt wie es bei Filmen wie BLADE oder UNDERWORLD der Fall ist, denn damit ich kann ich nicht viel anfangen. Bei einem Vampirfilm genieße ich die Zeit in der der Film spielt, aber auch diese dunkel-düstere Atmosphäre trägt viel dazu bei, das es schauderlich ist und dem Stil eines Vampirfilms treu bleibt. Spannung und Atmosphäre bestimmen hier den Bildschirm und setzen eher darauf, Schauwerte zu präsentieren als Spektakeleien und Schockmomente. Hinter seiner fesselnden Erzählung ist DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER eine Hommage an den klassischen Horror und verleiht ihm gleichzeitig moderne Sensibilitäten. Der Fokus des Films auf psychologischem Terror und charakterbasiertem Geschichtenerzählen erinnert an die Horrorfilme vergangener Zeiten und entführt das Publikum an die Wurzeln des Genres, was bei mir sehr gut angekommen ist. 





 

Donnerstag, 7. Dezember 2023

Mondo Topless


Originaltitel: Mondo Topless
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1966
Regie: Russ Meyer

Inhalt:

Völlig oben ohne. Völlig hemmungslos. Der Hype, der in San Francisco begann, breitet sich nun in den USA und Europa aus.

Review:

1966 versuchte sich Russ Meyer am Mondo-Genre und ist dabei insofern gescheitert, weil MONDO TOPLESS nicht großartiges zu bieten hat ausser Oben Ohne-Girls, die man aus seinen Filmen kennt oder anderweitig ihr Dasein bis zu ihrem Auftritt fristeten. Es war Meyers erster Farbfilm nach einer Reihe an Schwarzweißfilmen, die er produziert und gedreht hat. Inhaltlich geht die Reise in den 1960er Jahren in San Francisco los, wo einige Stripperinnen zu Wort kommen und ein paar Kleinigkeiten zu erzählen haben. BH-Größen, bevorzugte Typen von Männer, berufliches gehört zum thematischen Repertoire des Filmes, was nach maximal 10-15 Minuten langweilig wird und man nur noch beschäftigt ist, zu hoffen, das der Film ein baldiges Ende erreicht. 

Mehr gibt es auch hier nicht zu sagen. Meyer wollte einen finanziellen Ausgleich schaffen, in dem er auf Gewinn programmiert war. Man kann sich anhand des Inhalts vorstellen, das genug Dollars in die Kassen gespült worden sind, war es doch sein erster Film, der non-stop barbusige Mädels zeigt. Doch ohne Handlung wirkt das ganze recht fad, für eine kleine Unterhaltung sorgt höchstens der Kommentator aus dem Off, wie man es aus zig anderen Mondofilmen kennt. 




 

Mittwoch, 6. Dezember 2023

Mudhoney


Originaltitel: Mudhoney
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Russ Meyer

Inhalt:

Es ist das Jahr 1933, mitten in der Depression und der Prohibition. Calif, ein Fremder mit einer Knast-Vergangenheit, kommt auf dem Weg von Michigan nach Kalifornien nach Spooner, Missouri. Er heuert bei Lute Wade an, um etwas Reisegeld zu verdienen, gerät jedoch in eine schlimme Familiensituation: Lutes Tochter ist mit Sidney verheiratet, einem nichtsnutzigen Betrunkenen, der das ländliche Äquivalent eines Bordells besucht und seine Frau schlägt. Er wartet darauf, dass Lute alles tut, um sein Geld zu bekommen. Als Sidney und ein örtlicher verrückter Prediger eine Verleumdungskampagne gegen Calif inszenieren, fällt es ihm schwer, seine Vergangenheit und seine wachsende Zuneigung zu Sidneys Frau zu verbergen.

Review:

Weltwirtschaftskrise 1933 USA: Der Umherziehende Calif McKinneys kommt auf seiner Durchreise nach Kalifornien in die Kleinstadt Spooner in Missouri. Dort arbeitet er via Gelegenheitsarbeit bei Lute Wade um ein paar Groschen in der Tasche zu haben. Mitbewohnt wird das haus noch von Hannah und ihrem dauerbesoffenen und prügelnden Mann Sidney, der Hannah regelmäßig verprügelt und sich anderweitig mit anderen Frauen vergnügt. Zwischenzeitlich fängt Kalif mit Hannah was an, was Sidney missfällt und er in der Stadt gegen Kalif hetzt und auch den Pseudopriester diesbezüglich involviert. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, brennt Sidney die Farm nieder um gegen Kalif anzustacheln. Doch wie es so in den meisten Fällen ist, gewinnt am Ende die Gerechtigkeit. 

MUDHONEY wurde nach einem Roman namens Streets Paved with Gold“ von Friday Locke produziert und ist bisher das längste, aber auch das durchschnittlichste Werk von Russ Meyer. Was war passiert? Wenn man die vorherigen Filme von Russ Meyer kennt, stellt sich einem die frage, wie so ein Film zustande kommen kann. Die Antwort dazu lautet, dass Meyer in eine Frau verliebt war und er die Produktion zu einem Glücksspiel gemacht hat. Man kann MUDHONEY dennoch nicht unterstellen, das er schlecht geworden ist, für einmal anschauen reicht es durchaus, aber es ist nicht das, was man sonst so kennt. 

Thematisch dreht sich das meiste hier um häusliche Gewalt. So gibt es mitunter einige Szenen, die recht unschön sind, wenn man weiß, das solche Dinge jeden Tag irgendwo auf der Welt passieren und von der Darstellung bei MUDHONEY gar nicht so weit her geholt ist. Auch gab es recht groteske Auftritte von manchen Darstellern, insbesondere von Maggie und Injoys, einem Mann, der im Bordell wohnt und ständig ohne guten Grund lacht. Glücklicherweise tauchen die beiden nicht allzu oft auf. MUDHONEY greift einige düstere Themen auf, aber die Einbeziehung mehrerer Charaktere, die als komische Erleichterung zu fungieren scheinen, lässt den Film etwas uneinheitlich wirken. Aber das Storytelling ist ziemlich gut und man kann wirklich sehen, wie Meyer als Regisseur wächst.

Fazit: Wenn man sich alle Russ Meyer-Filme vornehmen will, kommt man um MUDHONEY nicht drum herum. Man sollte aber nichts gravierendes erwarten. Die Handlung ist es vielleicht wert, aber mehr auch nicht. 



 

Motorpsycho


Originaltitel: Motorpsycho
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Russ Meyer

Inhalt:

Eine Motorradgang rast durchs Land und tyrannisiert die Bewohner. Nur der beherzte Tierarzt Maddox, dessen Frau schwer zugerichtet ins Krankenhaus eingeliefert wird, heftet sich an die Fersen der Gang. Von einem Schlangenbiss geschwächt, stellt Maddox den blutrünstigen Anführer der Bande in einem einsamen Canyon.

Review:

MOTORPSYCHO wurde vor den grandiosen Satansweibern von Tittfield gedreht und produziert und beschränkt sich auf ein Bikertrio, die vergewaltigend und mordend durch die Gegend zieht. Anführer der Bande ist ein ehemaliger Vietnam-Veteran, die einen sichtlichen Schaden vom Krieg davon getragen hat. Nachdem sie die Frau eines Tierarztes vergewaltigen und von einer ehemaligen Dirne den Mann töten, beschließen der Tierarzt und die Dirne auf die Jagd nach den drei Verbrechern zu gehen. 

Nachdem Meyer´s Filme auf heftigen Widerstand in der Zensurpolitik stießen, entschloss er sich einen aktionsorientierteren Film zu schaffen. Inhaltlich gelungen ist der Film an sich schon, jedoch gefällt mir der Nachfolgefilm um drei verbrecherische Stripperinnen um Längen besser, was nicht bedeutet, dass MOTORPSYCHO eine Gurke ist, er ist auf seine eigene Art und Weise gut und geht als Bikersploitation-Film perfekt durch. Veröffentlich während Meyer´s Gothic-Jahre stellt MOTORPSYCHO eine grausame Beschreibung der amerikanischen Gesellschaft, verloren zwischen zunehmender Gewalt und dem Kampf der Vietnam-Veteranen dar. 

Sehr bedacht wurde hier das Budget gehandhabt, wo Meyer mal wieder bewiesen hat, das man auch mit wenig Geld etwas größeres bzw. unterhaltsames erschaffen kann. Man muss dem Film auch zugute halten, das er einen exzellenten Soundtrack aufweist, der zum Film passt und die Wahl der Darsteller, sei es männlich oder weiblich, perfekt in das geschehen passt. Wer natürlich auf der Suche nach einem freizügigeren Meyer-Film ist, sollte bei MOTORPSYCHO das Weite suchen, weil es hier rein gar nichts zu sehen gibt und so mancher Freund der Busomanie am Ende enttäuscht sein dürfte. 

Fazit zu dem ganzen: MOTORPSYCHO kann man durchweg als guten Begleitfilm zu den Satansweibern von Tittfield durchgehen lassen und sollte man sich als erstes anschauen, wenn man bei den Satansweibern einen Bezug zu Haji und der Wüste haben will. Empfiehlt sich zumindest es so zu machen. Auch wenn es hier keine Krawallnudel ala Tura Satana zu bestaunen gibt, hat der Film dennoch einiges zu bieten und vermag dem Zuschauer zu gefallen. 



 

Die Satansweiber von Tittfield


Originaltitel: Faster, Pussycat! Kill! Kill!
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Russ Meyer

Inhalt:

Drei Stripperinnen, die ein junges Mädchen als Geisel genommen haben, treffen auf einen verkrüppelten alten Mann, der mit seinen zwei Söhnen in der Wüste lebt. Als sie erfahren, dass er eine Summe Geld versteckt hat, beginnen die Frauen, ihn in eine Intrige zu verwickeln.

Review:

Nach Sichtung dieses Filmes ist mir klar, woher die der Einfluss auf den 2009 erschienen Neo-Exploitationfilm BITCH SLAP stammt. DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD dienten als nahezu exakte Vorlage zu dem Streifen und könnte als die Ur-Version durchgehen, die jedem Exploitationfan Spaß macht. Der Film ist eine Fortsetzung des Meyer-Films MOTORPSYCHO, bei dem die Geschlechterrollen nur getauscht werden und hier drei knallharte Frauen den Ton angeben und es sich nicht leugnen lässt, das sie ihre Arbeit bestens verrichten. Aus Gründen der niedrigen kosten von 45.000 Dollar wurde der Film in schwarzweiß gedreht, büßt aber nichts von seiner Originalität ein. Interessant ist die Aussage der feministischen Filmkritikerin B. Ruby Rich, die den Film in den 1970ern als frauenfeindlich darstellte, ihn aber in den 1990ern feierlich lobte. 

Das größte Plus in dieser Produktion machte wohl Tura Satana, die bisher in der Filmwelt eher unbekannt war und hier einen kleinen Durchbruch in ihrem Bekanntheitsgrad erlangte, sie ist es auch, die den Film aufgrund ihres Daseins lebhaft macht und einige spektakuläre Szenen aufzuweisen hat, die dem Film den nötigen Kick geben, weiterhin gebührt Lori Williams ein großes Lob, die mit ihrer großen Klappe, dem Film einen frechen Touch verleiht. Viele betrachten den Film als einen Höhepunkt in der Karriere Meyers, was man durchaus so unterschreiben kann, weil er damit einen Kultfilm des Exploitationgenres geschaffen hat, wie es zu der Zeit nur wenige gab. 

Die Geschichte um drei Stripperinnen, die man eher als Rowdys bezeichnen könnte und in der Wüste auf einen alten Krüppel samt seinen Söhnen inklusive Geisel treffen scheint erstmal nichts besonderes, jedoch bringen sie in Erfahrung, das in der Gegend eine Menge Geld versteckt sein muss, weswegen man versucht Intrigen zu schaffen, die jedoch nicht ganz gelingen wollen. Mich persönlich hat die Familie um den alten Krüppel eher an die Texas Chainsaw Massacre-Familie erinnert, weil mit dem größten und stärksten Sohn was nicht zu stimmen scheint und sein Bruder als der normalste durch gehen kann. 

Im Verlauf des Filmes bildet sich bei jedem der Beteiligten eine Ein-Mann/Frau-Gruppierung, bei dem alle anfangen verrückt zu werden und anfangen, gegeneinander zu kämpfen. Es ist eine sehr schnelle Geschichte voller Ereignisse, die schwer zusammen zu fassen ist und in der staubigen Wüste Amerikas spielt, die Russ Meyer so am Herzen liegt. Es ist ein Film, der angesichts des hektischen, manchmal sogar übertriebenen Tempos nie müde wird. Zusammenfassend ein wahres Meisterwerk, das eine ganze Reihe von Kuriositäten mit sich bringt, die den Streifen noch legendärer und kultiger machen. Wer ihn also noch nicht gesehen hat, sollte das dringend nach holen, denn auch ich habe das ganze viel zu lange aufgeschoben und bereue es es inzwischen, nicht schon vor über zehn Jahren damit angefangen zu haben, mich mit den Russ Meyer-Filmen zu beschäftigen, obwohl das schon seit damals mein Plan war, aber wie es manchmal ist. 




 

Dienstag, 5. Dezember 2023

Lorna - Zuviel für einen Mann


Originaltitel: Lorna
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1964
Regie: Russ Meyer

Inhalt:

Lorna ist seit einem Jahr mit Jim verheiratet, aber sexuell immer noch nicht zufrieden. Während Jim im Salzbergwerk arbeitet, wird sie von einem entflohenen Sträfling vergewaltigt, verliebt sich jedoch in ihn. Unterdessen machen Jims Freunde ihm wegen Lornas angeblicher Untreue das Leben schwer, ohne zu ahnen, wie nah sie am Ziel sind. Der Ärger beginnt, als Jim früher von der Arbeit nach Hause kommt, weil ihr Jubiläum ist.

Review:

LORNA ist der erste Film, bei dem Russ Meyer einen ernsteren Gang wagte und sich von den Komödien entfernte, um einen dramatischen Film zu machen, der einen gewissen Thrill zum Schluss hin beinhaltet. Gleichzeitig verbindet er mit der Story auch eine Romanze, die mit Gewaltspitzen gespickt und für den damaligen Zeitgeist durchaus sexploitativ verarbeitet, aber immer noch zurückhaltend produziert wurde. LORNA war der erste von drei Filmen, die Meyer mit Lorna Maitland drehte und bis zu diesem Punkt sein teuerster Film. Ursprünglich war die Rolle von Lorna Maria Andre angeboten worden, jedoch war Meyer mit ihrer Brustgröße nicht einverstanden, weswegen Meyer´s Frau und Geschäftspartnerin Barbara Ann Popejoy entdeckt, die den Künstlernamen Lorna Maitland erhielt, gecastet wurde und die Rolle dann auch bekam. 

Zum Zeitpunkt des Drehs war Maitland schwanger und gab das Baby auch nach der Geburt zur Adoption frei. Der Film wurde im September 1963 zehn Tage lang in Schwarzweiß gedreht, hauptsächlich auf der kleinen Hauptstraße, die durch Locke, Kalifornien, verläuft. Bei Erscheinen des Filmes waren die Aufschreie nicht weit und in Maryland, Pennsylvania und Florida wurde der Film strafrechtlich aufgrund von Obszönitäten verfolgt. Dem Erfolg schadete das ganze jedoch nicht und der Film spielte fast eine Million Dollar ein. Meyer konnte es den Ausstrahlungen in diversen Auto- und Bahnhofkinos verdanken, das der Film so viel Geld einspielt, selbst in manchen Arthouse-Kinos hatte der Film ein paar Auftritte. 

Die Geschichte ist zwar nicht gerade das heißeste Eisen, aber wirkte auf mich sehr unterhaltsam: Der liebende Ehemann, die Frau, die aus ihrem Trott der Ehe raus will, Freunde des Ehemannes, die sich über ihn  lustig machen und hänseln, das seine Frau ihn betrügt, während er auf der Arbeit ist und ein geflohener Sträfling, der sich Lorna schnappt und sie ihm verfällt. Zum Schluss hin kommt es zum erbitterten Kampf zwischen Sträfling und Ehemann, bei dem Lorna samt dem Sträfling ihr Leben lassen müssen. Sowas nennt man im schlimmsten Fall höhere Gerechtigkeit. 

Das Schauspiel als auch die Dialoge empfand ich als sehr unterhaltsam und die Zeit verging wie im Flug, war das der erste Film von Meyer der Spielfilmlänge aufweisen konnte und ebenso schnell wieder vorbei war. Ehrlich gesagt muss ich gestehen, dass das bisher der beste Russ Meyer-Film ist, den ich bisher gesehen habe, wobei ich noch ziemlich am Anfang seines Schaffens stecke und noch viele weitere Filme kommen. Anders als das Filmplakat vermuten lässt, ist es auch kein Film, der durchdringend nur aus Erotik besteht, denn der hält sich sehr stark zurück und bietet nur sehr wenige erotische Versatzstück, die auch vollkommen reichen und den Fokus auf die Dramatik und Moral hinter der Geschichte richten.