Sonntag, 15. September 2024

Hetzjagd ohne Gnade


Originaltitel: La Città gioca d'azzardo
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1975
Regie: Sergio Martino

Inhalt:

Luca Antieri, von Beruf 'Falschspieler', verdient sich in Mailand seinen Lebensunterhalt mit gezinkten Karten. In einem renommierten Casino gewinnt er mit lockerer Hand eine hohe Geldsumme und zieht dabei besonders die Aufmerksamkeit des Inhabers auf sich. Luca bekommt ein Angebot das er nicht ablehnen kann: Er soll die Umsätze des Casinos verdoppeln. Das Spiel ist einfach, nicht jedoch die Beziehung zu Marie-Luisa, die Freundin von Kurano, in die sich Luca nach kurzer Zeit verliebt. Kurano ist der Sohn des Casinobesitzers und eine gewalttätige, tickende Zeitbombe die genug von der Bevormundung seines Vaters hat und dessen Geldgeschäfte neu organisieren will. Es kommt zur unvermeidbaren Auseinandersetzung zwischen Luca und Kurano. Luca werden die Hände zertrümmert...mit letzter Kraft kämpft er um alles, was für ihn noch eine Bedeutung hat: Marie-Luisa und ihre gemeinsame Zukunft!

Review:

Der Name Sergio Martino hat mir im voraus schon verraten, wie hoch der Unterhaltungswert von HETZJAGD OHNE GNADE werden würde. Ist Martino mir nicht unbekannt und konnte mich schon mit seinen Werken DIE INSEL DER NEUEN MONSTER oder DIE WEIßE GÖTTIN DER KANNIBALEN beeindrucken. HETZJAGD OHNE GNADE ist einer von mehreren europäischen sogenannten Heist-Filmen, die sich um Gaunereien und um die Planung, Durchführung und Folgen eines bedeutenden Raubüberfalls geht. Zu den traditionellen Hauptzutaten gehören hier ein romantischer Held mit Charaktertyp, der als sozialer Bandit agiert, eine vom eigenen Kerl unterdrückte Frau und moralisch verdorbener Kerl, der als Gegenspieler des Helden fungiert. 

In der Hauptgeschichte sehen wir den Trickspieler Luca Altieri, der bei illegalen Pokerspielen in Mailand teil nimmt und für den Besitzer der Spielhalle die Kundschaft ausnimmt und zehn Prozent Anteil bekommt. Als er sich in die Frau des Sohnes des Besitzers verliebt, hat der Sohn natürlich was dagegen und plättet Luca die Hände, was zur Folge hat, das er nicht mehr vernünftig mit den Karten umgehen kann. Das hat zur Folge, das sich Luca diese Sache nicht gefallen lässt und alles dran setzt Maria Luisa aus den Fängen des narzisstischen Kerls zu befreien und mit ihm die letzte Rechnung begleicht. 

Die Regie seitens Martino lässt sich als durchaus solide bezeichnen, was zur Folge hat, das der Film, der eine Laufzeit von über eineinhalb Stunden aufweist recht flott vorüber sind, ohne das man es merkt. Ein großer Vorteil ist, das dezente Prisen komödialen Inhalts sich perfekt mit den Action. und Thrillerszenen verbinden und ein anschauliches Werk dabei raus kommt, was unterhaltsam ist. Mit Luc Merenda in der Hauptrolle funktioniert der Film sehr gut, da er besagte komödiale Elemente sehr gut hin bekommt, ohne ins lächerliche abzudriften. Zeitgleich schafft er es auch, romantische Spielereien zu präsentieren, die nicht ins kitschige verfallen. 

Sehr zuvorkommend ist auch die Kameraführung, besonders bei den Pokerspielen, die "Flagge" zeigen, wenn sich die Einsätze erhöhen und zur Spannung beitragen. Selbiges gilt auch für die Darstellerriege, die für ihre Rollen bestens platziert wurden und mit ihrem Können den Film am Leben erhalten, ohne das es zu Schläfrigkeiten kommt. Ganz besonders sticht Dayle Haddon als einzige anwesend Frau hervor, die mit ihrer Schönheit vermutlich nicht nur Merenda in ihren Bann gezogen hat und durch ihr schauspielerisches Auftreten für die nötige Dramatik sorgt, die es zu bestaunen gibt. 

Fazit: Auch wenn manche Kritiken zu dem Film eher negativ ausfallen, würde ich das glatte Gegenteil behaupten. Es mag sein, das er seine Ecken und Kanten hat und man sich fragt, was er genau sein will. Ob eher ein Krimithriller im Zocker/Casino-Milieu oder eine Romanze mit etwas Biss, das mag jeder für sich selber entscheiden. Sehenswert ist der Film definitiv, nicht zuletzt wegen des bezaubernden Soundtracks von Luciano Michelini. 


 

Eiskalte Typen auf heißen Öfen


Originaltitel: Uomini si nasce poliziotti si muore
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Ruggero Deodato

Inhalt:

Roms Unterwelt in Aufruhr. Zwei Polizeiagenten, Spezialisten einer Elitegruppe, haben dem Verbrechen den Kampf angesagt. Sie lassen ihren Gegnern keine Chance.

Review:

Ruggero Deodato ist dem gemeinen Filmfan eher als der Kerl bekannt, der einen der berühmt-berüchtigsten italienischen Kannibalenfilm überhaupt gedreht hat: Cannibal Holocaust. Nicht umsonst trägt er den ehrenvollen Titel des "Vaters der Kannibalenfilme". Das Drehbuch entstammt der Feder von Fernando Di Leo dem berühmten italienischen Noir- Regisseur und Autor der Milieu-Trilogie. Ursprünglich war ein homosexuelles Verhältnis zwischen den Hauptprotagonisten  Antonio und Alfredo anvisiert, was seitens Deodato aber verworfen wurde und er sie als Playboys darstellt. 

Die Geschichte von zwei jungen Polizisten, die in manchen Fällen weitaus gefährlicher sind als ihre Gegner kommt sehr gut an. Der Film ist ein Höllenspektakel aus Verfolgungsjagden, Schießereien, Brutalität und einem explosiven Thrill, wie man es sich nur wünschen kann. Ruggero Deodato nimmt das ihm anvertraute Genre voll und ganz auf, indem er alle wesentlichen Zutaten in seine Produktion integriert. Auch wenn Deodato kein Genrespezialist war, hat er einen gewagten Poliziottesco  erschaffen, der sich sowohl durch seine überzeugenden Actionszenen als auch durch die Originalität seiner Hauptfiguren auszeichnet. 

Mark Porell und Ray Lovelock sind in ihren Rollen hervorragend und wissen was sie zu tun haben. Ihre Arten bestehend aus Witz, Charmantheit, Draufgängertum und Eigensinn machen sie zu den "Anti"-Helden des ganzes Filmes, dem auch teilweise die Frauen zu Füßen liegen. Bei dem Charisma, der Soziopathie und der perfekten Chemie zwischen den beiden, empfinde ich es als schade, das nicht über eine Fortsetzung, gar eine Trilogie nach gedacht wurde, denn das Potenzial wäre sicherlich vorhanden gewesen. Und der geneigte Poliziottesco-Freund hätte es ebenfalls gedankt. 

Fazit: Einer der besseren und kraftvolleren Filme aus dem Reich der Polizieschi.  Der Film ist durchweg schnell, schmierig und gewalttätig. Obwohl er nicht die stärksten Handlungen oder Charakterisierungen hat, ist der Film freudig moralisch verwerflich und verrückt genug, um unterhaltsam zu sein. Es sind die nihilistischsten und beiläufig brutalsten Polizisten, die ich je in einem Film gesehen habe und mir persönlich das größte Vergnügen bereitet haben. Im Nachhinein bin ich umso froher, das ich dieses geniale Genre für mich entdecken konnte und, wenn auch etwas spät, eine große Freude daran habe derartige Perlen zu suchen, zu finden und mir einzuverleiben. 



 

Samstag, 14. September 2024

Die Rache des Paten


Originaltitel: Quelli che Contano
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Andrea Bianchi

Inhalt:

Amerika. Das Gangster-Management wird nervös über die Lage in Europa. Ein erbarmungsloser und grausamer Killer wird auf die Reise geschickt, um in Sizilien "für Ordnung zu sorgen". Der Grund: Zwei rivalisierende Banden, die den Devisen- und Drogenhandel durcheinanderbringen. Ein gnadenloser Kampf zwischen denen, die in der Macht das Recht suchen. Und ein heißer Reißer um einen Mann, der es versteht, Macht gegen Macht, Böses gegen Böses, Geld gegen Geld auszuspielen. Zwischen den knallharten Szenen um Wut und Aggression zeigt sich die Welt der Mafia in ihrer realistischen Form: Wer pariert wird verschont, wer reagiert wird vernichtet. 

Review:

Andrea Bianchi war mir bisher nur durch seinen erstklassigen Zombie-Horrorfilm DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES bekannt, weswegen ich umso gespannter war, wie seine Verläufe im italienischen Poliziottesco ein mag. Nun, ich hab mir ehrlich gesagt was anderes darunter vorgestellt als das, was er hier abliefert, will aber nicht unverschämt sein und leugnen, das der Film für das was ich unter einem Poliziottesco verstehe, recht unterhaltsam war. In manchen Situationen hat er so genau den Nerv bei mir getroffen, den er treffen sollte. Ein schmieriger, sadistischer italienischer Krimi-Thriller, der abliefert!

Es beginnt mit einem Auto, was von der Straße gedrängt wird und es zu zwei Todesfällen kommt. Die Polizei entdeckt jedoch, das sich in dem Auto die Leiche eines Kindes befand, woraufhin Untersuchungen statt finden und in der Leiche Heroin gefunden wird. Es stellt sich heraus, dass die sizilianische Mafia Heroin in den Leichen ermordeter Kinder schmuggelt, was der alten Mafia-Garde nicht so wirklich gefällt. Nach einer Mafia-Zusammenkunft wird entschlossen, den Mörder Tony Aniante nach Sizilien auszusenden, um zwei verfeindete Mafia-Familien gegeneinander auszuspielen. 

Mit Henry Silva hätte man die Rolle eines Mörders, der in den USA bei einer Ausbildung verschiedene Tötungstaktiken gelernt hat, nicht besser besetzen können. Mit seiner ernsthaften Miene und seinen toten Augen macht er den Eindruck, das er zu der Sorte Kerle gehört, mit der man sich besser nicht anlegt. Der Film besteht aus viel Machogehabe, Gewaltszenen, die man eher in einem Horrorfilm erwarten würde, einer Romeo & Julia-Story und einem ordentlichen Thrill. Die ganzen Vorgängen finden in einer nihilistischen Welt statt, in der es keinen Gott zu geben scheint. Zumindest gibt es einen örtlichen Pfarrer, der sich schon mit dem ganzen Treiben inzwischen arrangieren konnte, aber innerlich auch nicht wirklich glücklich über die Zustände zu sein scheint. 

Mit einem Poliziottesco hat der Film meiner Meinung nach nicht wirklich was zu tun, weil ich darunter eher Polizeifilme verstehe, dennoch empfand ich Bianchis Werk unterhaltsam genug, um mir den Abend zu versüßen. Der Film hat einen dezenten sadistischen Unterton, was sich besonders bei der Begegnung zwischen der geläuterten Ex-Hure Margie auszeichnet, die von Tony besonders hart ran genommen wird, was bei ihrem Gatten gegenüber mehr recht als schlecht ankommt, scheint er wohl darauf zu stehen, wenn man sich seine Holde zwischendurch ausleiht. Fans von Mafiathrillern dürfen bei der Rache des Paten nur zu gerne einen Blick riskieren, enttäuscht wird man sicherlich nicht. 


 

Die perfekte Erpressung


Originaltitel: Revolver
Herstellungsland: Italien, Frankreich, Deutschland
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Sergio Sollima 

Inhalt:

Vito Cipriani, Vizedirektor eines Mailänder Gefängnisses, ist ein rechtschaffener Mann, bis zu jenem Tag, als seine Frau Anna aus der ehelichen Wohnung entführt wird. Daraufhin wird er von unbekannten Tätern erpresst: Er soll dem Ganoven Milo Ruiz zur Flucht verhelfen. Gesagt, getan! Um sicher zu gehen, dass Anna nichts passiert, behält Cipriani Milo als Geisel zurück, um aus ihm heraus zu prügeln, wer hinter seiner indirekten Fluchthilfe steckt. Milo hat keine Ahnung, wer ihn auf freien Fuß sehen will. Gemeinsam machen sich die beiden unterschiedlichen Männer auf die Suche nach Anna, die bis nach Paris führt und zu einem Komplott, in das höchst einflussreiche Männer scheinbar verwickelt sind.

Review:

Wurde mal wieder Zeit für einen Poliziottesco der ruhigeren Art, der erst im weiteren Verlauf ein ordentliches Tempo zulegt. Regie bei diesem Meisterwerk italienischer Filmkunst, unter Beimischung mit franzöischem als auch westdeutschem Zutaten führte Serio Sollima. Für gewöhnlich zeichnet sich das Genre des Poliziotttesco dadurch aus, das ein brennender Zynismus und ein düsterer Ton das Geschehen anführen. Hier haben wir es eher mit dem Gegenteil zu tun, bei dem Pessimismus, Misstrauen und Argwohn das Bild zeichnen und es dazu kommt, das gute Leute dazu zwingt schlechte Taten zu begehen. 

Von einem Gefängnisdirektor wird die Frau entführt und er aufgefordert, den Knastinsassen Vito aus dem Gefängnis zu helfen, um ein schwerwiegendes Lösegeld zu fordern. Selbstverständlich ist der Herr Direktor von der Sache nicht ganz begeistert und versucht alles, um seine Frau wieder zurück zu bekommen. Anfänglich bleiben viele Fragen unbeantwortet, aber man stellt bald fest, das bei der ganzen Sache mehr dahinter steckt, als bisher angenommen. Der Direktor und der Entflohene schließen einen ungewöhnlichen Pakt, aus dem es kein Entkommen kommt und sie beide fest stellen müssen, das die Sache größer ist, als bisher angenommen. So wechseln allmählich beide ihre Angewohnheiten, bei denen der Teufel zum Engel und andersrum genauso wird. 

Obwohl es ein eher actionarmer Film ist, lebt er hauptsächlich von den Auftritten der Hauptdarsteller Oliver Reed, der den Gefängnisdirektor spielt als auch von Fabio Testi, der den Gefangenen Milo spielt. Nicht zu verachten ist auch die ebenfalls aufkommende Spannung, die den Zuschauer bis zum Ende begleitet und in den Film rein reisst und das reinste Vergnügen darstellt, wenn es darum geht, wie der Direktor alles in seine Macht stehende versucht, seine Frau wieder zurück zu bekommen. Auch wenn die Action nicht oft vertreten ist, ist sie dennoch meisterhaft in Szene gesetzt, die zu den Glanzpunkten des Filmes zählen. 

Ich hatte das ständige Gefühl, das mit Oliver Reed irgendwas nicht ganz stimmte, was sich mir bei meinen Recherchen auch bestätigt hat: Er scheint wohl damals ein Alkoholproblem gehabt zu haben, weswegen er oftmals am Set unter Alkoholeinfluss aufgetaucht ist und das nicht immer leicht gewesen sein muss bei den Dreharbeiten. Aber es gibt auch witzige Geschichten darüber, wie Reed den Handschellenschlüssel vor Wut weg geworfen hat in denen Testi steckt und der Schlüssel im Abwasserkanal landete, weswegen Testi zwei Stunden in Handschellen verbringen musste. 

Im Rahmen dessen, was ich in den letzten eineinhalb bis zwei Jahren alles an meinem inzwischen liebgewonnenen Genre des Poliziottesco kennen lernen durfte, platziert sich DIE PERFEKTE ERPRESSUNG weit oben zu den ganzen Lenzis, die ich mir anfänglich neben DER TOLLWÜTIGE hauptsächlich vorgenommen habe. Das Zusammenspiel von Oliver Reed und Fabio Testi ist unschlagbar und gibt dem Film genau das, was man sich von einem Film wie diesem erhofft. Neulinge auf diesem gebiet sollten sich unbedingt an den Film rantrauen, obgleich es anfänglich nicht nach Wunsch zur Sache geht und das Tempo erst noch aufkommt. 



 

Donnerstag, 12. September 2024

Family Recipe (A Texas Chainsaw Massacre Fanfilm)


Originaltitel: Family Recipe
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2023
Regie: Gus Trapani

Inhalt:

Zwei freunde, deren Auto auf der Straße stehen geblieben ist, weil das Benzin leer war, geraten an zwei Hinterwäldler, die ihnen nach dem Leben trachten. Es kommt zum Kampf um das nackte Überleben. 

Review:

Eine meiner absoluten Horror-Highlights und favorisierten Horror-Serien ist die von THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE! Es gibt meiner Meinung nach fast keine bessere ausser den üblichen Verdächtigen wie HELLRAISER, NIGHTMARE ON ELM STREET und diverse andere bekannte Horror-Stars. Auf Platz 1 hat es bei mir Leatherface geschafft. Leatherface ist nahezu schon eine Naturgewalt, die nicht so einfach tot zu kriegen ist und rückblickend auf sämtliche erschienene Filme kann man sagen, das der Kult um Leatherface unsterblich ist. 

So sah es auch Gus Trapani, der sich an die Arbeit gemacht hat, einen knapp 23-minütigen Kurzfilm zu drehen um Leatherface einen abgrundtiefen Tribut zu zollen und ihm ein kleines, aber feines Filmchen zu widmen. Für einen Fanfilm mit einer so kurzen Laufzeit hat der Film enorm viel Spaß gemacht und Trapani wusste was er zu tun hatte. Die Geschichte dreht sich um zwei Freunde deren Auto auf der Landstraße stehen geblieben ist. Die Jungs marschieren zur Tankstelle, werden aber vom "Besitzer" gefangen genommen, denn im Hintertürchen wartet Leatherface, um das Familienrezept am laufen zu halten. Es kommt zum Kampf um Leben und Tod. 

Gleich zu Beginn des Filmes wird man mit der handwerklichen Spezialeffekte-Kunst bekannt gemacht, die jedem Indie-Regisseur die Augen nässen dürfte. Selten hat man solche guten Masken, Horror/Splatter-Requisiten und eine Kulisse gesehen. Und das alles für einen Film, der nicht mal eine halbe Stunde geht? Respekt! Der Film nimmt auch schnell fahrt auf und man ist schon ordentlich gefesselt von dem Treiben auf dem Bildschirm. Auch Leatherface´ Erscheinung gibt mächtig Vollgas und man darf sich mit einigen Anspielungen auf die Originale konfrontiert betrachten. 

Dank eines dunklen Filters kommt eine dreckige Atmosphäre auf, wie man sie aus den Originalen schon kennt. Also es dann außerhalb der Metzgerkammer ins Finale geht wird man als Zuschauer noch damit verwöhnt, das der Filter ins gelbliche abdriftet und weitere traditionsgemäße Tributes gezollt werden. Ein herrlicher Horror-Traum schlechthin, bei dem der Regisseur als auch die Darsteller ihr Bestes gegeben haben und ihre Liebe zum Original unter Beweis gestellt haben. Hier galt nicht etwas zu machen, damit was gemacht wurde, hier wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. 

Fazit: Geil! Geil! Geil! Und zur Nachahmung empfohlen...zumindest die Produktion eines Filmes, bei dem man sein ganzes Herzblut rein steckt. Und ich kann mit höchster Sicherheit sagen, dass dieser Film JEDEM Texas Chainsaw Massacre-Fan definitiv gefallen wird, denn hier treffen Können samt einer guten Maske und einwandfreie Spezialeffekte aufeinander, wie man es nicht oft innerhalb der Independent-Szene sieht! Respekt und Grüße an Gus Trapani! 

Offizieller Stream zu Family Recipe:


Ausschnitte:







 

Mittwoch, 11. September 2024

X-Tro - Nicht alle Außerirdischen sind freundlich


Originaltitel: Xtro
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1982
Regie: Harry Bromley Davenport

Inhalt:

Der kleine Tony wird Zeuge, wie sein Vater Sam eines Nachts von Außerirdischen entführt wird. Seitdem plagen ihn furchtbare Albträume. Nach mehreren seltsamen Zwischenfällen taucht Sam plötzlich wieder auf, ohne eine Erinnerung daran, was mit ihm passiert ist. Doch Sam hat sich auf unerklärliche Weise verändert und er hat einen teuflischen Plan. Schon bald benimmt sich auch Tony merkwürdig. Als es zu den ersten Todesopfern kommt, wird klar, dass bösartige Mächte am Werk sind. Verzweifelt nimmt Tonys Mutter den Kampf gegen die fremde Bedrohung auf. 

Review:

Um einen genaueren Vergleich anstellen zu können, sollte ich mir vielleicht irgendwann die kommenden Jahre oder gar Jahrzehnte E.T. - DER AUSSERIRDISCHE nochmal anschauen, denn so oder so ähnlich kam mir X-TRO vor. Warum? Ganz einfach erklärt: Ein außerirdisches Wesen tritt in das Leben einer Familie ein. Besonders angetan von dem Alien ist der Junge, der drei Jahre zuvor seinen Vater verloren hat durch eine Alien-Entführung. Ab hier entfernen wir uns bei dem Vergleich. Es folgen verrückte Bilder, der zurückkehrende Vater entpuppt sich als Alien, der fleißig auf seine Art Nachkommen schaffen will und Schleim, Blut und eine ordentliche Dosis Bizarrheit bestimmen den Bildschirm. 

Das ist also X-TRO des Briten Harry Bromley Davenport aus dem Jahre 1982. Hat fast schon den Anschein als wollte er ALIEN gleich mit kopieren oder sich zumindest ein Stück des Erfolgskuchen unter den Nagel reißen. Nun, meiner Meinung nach ergibt der Film nicht wirklich Sinn, weil die Szenen wie ineinander geworfen wirken, von X-TRO keine Rede im Film ist und auch Fragen offen bleiben. Beispielsweise was mit der Französin passiert, die in diesem Kokon gefangen ist. Überlebt sie es oder schlüpft aus ihr noch so ein Alien raus? Wieso sieht der Vater samt Sohn aus wie Skeletor gegen Schluß? Was passiert mit den restlichen Alien-Eiern am Ende? Nun gut, vielleicht die Sache mit den Alien-Eiern in Teil 2 beantwortet. 

Was sich vielleicht bis hierher eher durchwachsen anhört, ist nicht schlecht gemeint. Freunde reizender Spezialeffekte kommen auf ihre Kosten und dürfen gleich zu Beginn eine genial aussehende Kreatur begrüßen, die nach ALIEN-Tradition gleich mal seine Zunge in einen Damenkörper fahren lässt und sein Aliensperma rein pumpt! Ja, rein pumpt! So schlüpft der verloren geglaubte Vater auch gleich als Erwachsener aus dem Körper der Dame. Telefonhörer schmelzen in seiner Hand oder es gibt zwischendurch mal blutigen Schleim. Nur Szenen mit dem tanzenden Clown fand ich zu albern, während der mannsgroße Actionman, der die Nachbarin killt von grotesk bis gruselig reicht. 

Fazit: Durchschnittlicher Film, der mit kleinem Budget gedreht wurde, aber nette Spezialeffekte aufzuweisen hat. Die Story ist eher so lala bis halbwegs brauchbar. Ich hätte mir nur mehr Alien-Szenen gewünscht samt mehr Einsatz ebensolcher Kreaturen. Hätte man anders anpacken sollen, aber fand den Film auch nicht schlecht. Wird aber wohl eher bei einer einmaligen Sichtung bleiben. 


 

Zaat

Originaltitel: Zaat
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Don Barton, Arnold Stevens

Inhalt:

Der ehemalige Nazi-Wissenschaftler Dr. Kurt Leopold entwickelt in Cypress Groves, Florida aus DNA und speziellen giftigen Abwässern ein Destillat, dass es ihm ermöglichst, Menschen in fischähnliche Wesen zu verwandeln. Natürlich - wie verrückte Wissenschaftler nun mal so sind - probiert er es auch gleich an sich selbst aus und verwandelt sich in eine Mischung aus Mensch und Wels auf zwei Beinen, der fortan der spärlichen Bevölkerung der Gegend, dem Sheriff und diversen Regierungsbeamten ordentlich Stress macht.

Review:

Im Laufe der Jahrzehnte ab den 1950ern gab es eine beachtliche Anzahl Filme, die inhaltlich die Geschichten von humanoiden-tierischen Lebensformen thematisierten. Was sie alle dasselbe an sich hatten? Es waren Monster die meistens aus dem Wasser kamen, in vielen Fällen versteht sich. Los getreten dürfte das ganze das Monster aus DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS haben, etwas früheres fällt mir diesbezüglich auf Anhieb nicht ein. So entstanden immer wieder mal so cineastische Kuriositäten, mal mehr, mal weniger anschaubar. Und manche wurden richtige Trash-Klassiker, nach denen man sich anschließend die Finger leckt. 

ZAAT aus dem Jahre 1971 gehört nur bedingt dazu, ist aber einer der halbwegs besseren Erscheinungen, die ich bisher gesehen habe. Die Story behandelt einen alleinstehenden Wissenschaftler, der hoch hinaus will und eine Formel entwickelt, die es schafft, ihn in einen Fischmenschen zu verwandeln. Seiner Ansicht nach eignet sich niemand besseres als er selber, um sie zu testen, was auch prompt geschieht. Wels-DNA mischt sich mit menschlicher DNA und sorgt dafür, das er einen Feldzug gegen alle unternimmt, die ihn in vergangenen Tagen ausgelacht haben, zudem begibt er sich auch auf die Suche nach Frauenfleisch, um weitere Wesen seiner Art zu zeugen.

Mich hat der Film von seiner Machart und der Umsetzung sehr an den 1960er-Klassiker DER SCHRECKEN AUS DER MEERESTIEFE erinnert, weil der Film ebenfalls sehr günstig produziert rüber kommt, aber nicht uninteressant ist. Ebenfalls steckt auch bei ZAAT, was übrigens der Name dieser Formel ist, die der Wissenschaftler erfindet, ein Mensch in einem Gummikostüm, was sich auf die Jagd macht. Bemängeln muss ich das der Film nicht wirklich ein Reißer wie so mancher anderer Vertreter ist und nicht nur einmal mit Längen zu kämpfen hat, die langweilen. Etwas mehr Action hätte dem Film sicherlich gut getan. 

Das Budget lag bei 50.000 Dollar und Drehzeit belief sich auf 30 Tage. Die Besetzung kann man gerade noch so springen lassen. Für einen derartigen Film zwar ok, aber nichts, was einem im Nachhinein im Gedächtnis bleibt. Nach seiner Veröffentlichung unter mehreren Filmtiteln geriet er eine lange Zeit in Vergessenheit, bis 2012 eine DVD/Bluray-Combo erschien, die inzwischen ordentliche Preise veranschlägt, wenn man die Veröffentlichung sein Eigen nennen will. Fazit: Netter, aber durchschnittlicher Fischmenschen-Monsterfilm, der seine Momente hat und nur für Monsterfilmfans empfehlenswert ist. 



 

Zontar - The Thing from Venus


Originaltitel: Zontar - The Thing from Venus
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1967
Regie: Larry Buchanan

Inhalt:

Der Raketenwissenschaftler Curt Taylor (John Agar) startet einen neuen lasergestützten Satelliten in die Umlaufbahn, was seinem Kollegen Keith Ritchie (Tony Huston) gar nicht behagt, da er befürchtet, daß Aliens verhindern werden, daß sich die Menschheit ins All hinaus wagt. Prompt verliert man einige Zeit später die Kontrolle über den Satelliten, der in der Nähe der Kleinstadt Jackson niedergeht. An Bord: das Wesen Zontar, das sofort kleine Symbionten losschickt, die die entscheidenden Personen im weiteren Umkreis über eine Verbindung zur Wirbelsäule kontrollieren sollen. Schließlich muß Taylor einsehen, daß an Ritchies Ideen offenbar etwas dran ist, aber der Kollege ist keine Hilfe, denn er steht mit Zontar in Kontakt und sieht in dem Invasoren eine große Chance für die Erde...

Review:

Als B-Movie-Fan hat man manchmal das große Unglück, über Filme zu stolpern, die einem alles abverlangen. Vor allem Zeit, viel Zeit, die nicht enden zu wollen scheint. Aber man will es nicht anders, so bekommt man es nicht anders. So auch im Fall ZONTAR - THE THING FROM VENUS! Zontar ist eine US-amerikanische Science Fiction-TV-Produktion aus dem Jahre 1967, die von Larry Buchanan gedreht wurde und John Agar und Susan Bjurman in den Hauptrollen beinhalten. Der Film stellt zusätzlich ein schlechter Klon von Roger Corman´s IT CONQUERED THE WORLD von 1956 dar. 

Der geschichtliche Inhalt, der auch nicht gerade besser ist, erklärt sich folgendermaßen: Ein abtrünniger Wissenschaftler kommuniziert mit einer Kreatur von der Venus, die die Menschheit „retten“ will. Der Wissenschaftler ahnt nicht, welches Blutbad seine Bemühungen anrichten werden, den Außerirdischen auf die Erde zu bringen. Nun, wer das original von Corman kennt, wird sich hier dauerhaft gelangweilt vorkommen, weil nahezu 1:1 abgekupfert wurde und wie ein Aufguss daher kommt, der nicht mal im Ansatz versteht, zu unterhalten. 

Ein weiteres Problem an der Sache ist, das der Charme, den man im 1956er Original noch hatte, hier komplett den Bach runter geht und nicht erreicht wird. Ich denke, das einzig sehenswerte sind die Vögel, die eben nicht wie Vögel aussehen sondern nur sowas ähnliches darstellen. Der beste Part während des Films könnte man Zontar zusprechen, der ebenfalls extrem billig aus sieht, aber bei seinen Auftritten trotzdem noch etwas Spaß macht, weil er wie eine sehr schlechte Kopie des Vogelmonster aus DER SECHSTE KONTINENT aussieht, wenn man viel Phantasie hat. 

Fazit: Gnadenloser Z-Movie, der nicht umsonst auf Plex kostenlos zu streamen angeboten wird oder auf 50-Filme-Compilations auf US-amerikanischen DVDs vorzufinden ist. Da kann man sich die drei 3 Euro auf Amazon Prime gleich sparen, denn der Film wird höchstens nur was für hartgesottenste Z-Movie-Fans was sein, zu denen ich mich an dieser Stelle weniger zähle. 



 

Montag, 9. September 2024

Thanksgiving - Es ist angerichtet


Originaltitel: Thanksgiving
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2023
Regie: Eli Roth

Inhalt:

Nachdem Unruhen am Black Friday in einer Tragödie enden, terrorisiert ein mysteriöser, vom Thanksgiving-Fest inspirierter Killer die Einwohner von Plymouth in Massachusetts - der Geburtsstätte des berüchtigten Feiertags. Ein Einwohner nach dem anderen muss dran glauben. Wird die Stadt den Killer finden und den Feiertag überleben?

Review:

Was Eli Roth hier wieder auf die Menschheit los gelassen hat, ließ mir von Anfang bis zum Ende das Wasser im Mund zusammen laufen. Die Idee hinter dem Film, die schon in Roth´s Kindheit erste Formen an nahm, entstand 2007 während des Grindhouse Double Features zu PLANET TERROR und DEATH PROOF, in dem man einen Fake Trailer zu THANKSGIVING bastelte. Der Trailer kam beim Volk natürlich so gut an, das es nach einem Spielfilm schrie, was zu der Zeit noch unmöglich erschien, weil die passende Geschichte dazu fehlte. In der Zwischenzeit hat sich Roth eben mit den Produktionen zu INGLORIOUS BASTERDS oder THE GREEN INFERNO beschäftigt und ließ sein Projekt zu THANKSGIVING nebenher reifen. Bis es 2023 veröffentlicht wurde.

Roth hat such in der Horror-Szene der Masse bei vielen Zuschauern und Fans einen Platz im Herzen gesichert, gehört er schließlich zu den Könnern der Filmemacher, von denen man nur selten enttäuscht, so wie auch hier. Man erkennt die starke Inspiration zu den guten, alten 80er-Slasherfilmen, die man liebt und verehrt, wenn man was auf sich hält. Auch in puncto Storyline ließ man sich nicht lumpen und stellt dem Zuschauer John Carver vor, der aus historischer Sicht dafür bekannt war, das er der erste Unterzeichner des historischen Mayflower-Vertrags, der erste Gouverneur der Plymouth-Kolonie und der Mann, der Frieden mit der indianischen Wampanoag-Gemeinschaft aushandelte, war. 

Thanksgiving ist ein amerikanischer Feiertag, traditionell am vierten Donnerstag im November gefeiert, bei dem Familien zusammen kommen, ordentlich gegessen wird, ebenfalls traditionell Truthahn, Kartoffelbrei und Preiselbeersoße. Der folgende Freitag darauf ist der allseits beliebte "Black Friday", an dem viele Geschäfte Rabatte anbieten und die Shoppinglust der Kunden ausreizen. An dieser Stelle sei noch erwähnt, das dafür gesorgt werden will, das die Weihnachtsshoppingsaison eingeleitet werden soll. So beginnt der Film gleich damit, das einkaufswütige Kunden sich um ein Waffeleisen schlagen und es diesbezüglich auch zu Todesfällen kommt. Ja, um ehrlich zu sein, exakt so stelle ich mir manche Leute vor, wenn es darum geht, abzustauben. Seitens Roth aus ein satirischer Blick auf die Konsumkultur, wenn Black Friday eingeläutet wird. 

Aufgrund der tragischen Ereignisse in dem Einkaufszentrum hat sich eine langzeitige Trauer über die Stadt gelegt, bei manchem auch Hass auf ebenjene Anwesenden, die an diesem Tag dabei waren, wenn auch nur anwesend. Das hat zur Folge, das sich einer, der sich besonders davon ge- und betroffen von der ganzen Sache fühlt und macht, auf die Jagd geht. Und an vorderster Opfer-Front stehen natürlich eine Menge Teenager, die dem Killer zum Opfer fallen. Eben eine gesunde Mischung aus allem, denn der Bodycount im Allgemeinen kann sich sehen lassen und es wird nicht gerade zimperlich damit umgegangen, um seinen Schmerz des tragischen Verlustes, über den man erst viel später erfährt, zu kompensieren. 

Garniert wird der Film mit prisenhaften Darbietungen aus Komödie, die aber nie zu sehr ins Gewicht fällt, Mystery, reichlich Horror und einem ordentlichen Thrill, der mich gut gefesselt hat. Ich gebe nur zu gerne zu, das ich mich bei Mainstream-Horror immer wieder mal schwer tue und dem "Subgenre" so gut es geht aus dem Weg gehe, aber ich kenne auch einige Werke von Eli Roth und bin mir um seiner Schaffenskunst als Regisseur bewusst, weswegen ich THANKSGIVING im Hinterkopf behalten habe und froh darüber, dem Film eine Chance gegeben zu haben, denn Enttäuschung sieht anders aus. 

Also große Klasse empfand ich die sportlichen Kills, die der Film zu bieten hat und vieles mal was neues war, aber es auch für manchen hart ins Gericht ging. Ebenfalls geht ein großer Pluspunkt an die Auflösung, wer jetzt nun wirklich der Killer ist. Mein Verdacht lag anfänglich auf zwei Personen, deren Namen ich unerwähnt lasse, um spoilerfrei zu agieren, war zutiefst überrascht, wer denn nun wirklich hinter der Maske steckte und das Gefühl, was ich am Anfang hatte in Sachen "Da geht doch was!", hat sich dann wiederum bestätigt. Solche Filme feier ich, bei dem man am Ende doch noch damit überrascht wird, das der Killer jemand ist, den man am wenigsten auf dem Schirm gehabt hätte. 

Fazit: 2025 soll die Fortsetzung zu THANKSGIVING kommen und ich freue mich schon sehr darauf. So wie es bei HOSTEL der Fall war, war die Fortsetzung HOSTEL 2 ebenfalls ein megageiles Stück Horrorfilm, was bei den meisten gut angekommen ist. So erhoffe ich mir bei der Fortsetzung zu THANKSGIVING eine noch wildere und blutigere Action, die nur zu gerne den Hahn aufdrehen darf. THANKSGIVING an sich sei uneingeschränkt jedem empfohlen, der mit den Arbeiten von Roth im Durchschnitt mehr anfangen kann und Anhänger des Künstlers ist. Eine willkommene Abwechslung im Gegensatz zu manchem Schmodder, den man einem immer mal wieder vorsetzt! 


 

Donnerstag, 5. September 2024

Ameisen - Die Rache der schwarzen Königin


Originaltitel: It Happened at Lakewood Manor
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1977
Regie: Robert Scheerer

Inhalt:

Neben Lakewood Manor, einem altehrwürdigen Hotel, wird ein neues Kasino unter der Aufsicht des Vorarbeiters Mike gebaut. Bei der Aushebung des Fundaments zerstört er einen Bau einer Kolonie von Killerameisen. Losgelassen auf die Menschheit, werden die Ameisen todbringend, da sie giftige Insektizide in der Nahrung zu sich genommen haben, die in das Erdreich eingedrungen waren. In einer wütenden Masse wimmelnd, stürzen sich die nun giftigen Ameisen auf ihr nächstgelegenes Opfer - die Einwohner von Lakewood Manor. Nach einer Reihe wilder Angriffe, in denen die Ameisen einige Menschen töteten, gelingt es ihnen, eine Gruppe von Leuten in dem Hotel gefangen zu halten. Die entsetzten Menschen flüchten in das oberste Geschoß des Hotels. Draußen versuchen Polizei und Feuerwehr die Ameisen zurückzuhalten. Sie ziehen einen Graben um das Hotel. Gasolin wird in den Graben gegossen und angezündet. Ein meterhohes Feuer soll die Ameisen fernhalten. Während das Feuer vor dem Hotel wütet, kämpfen die eingeschlossenen Leute um ihr Leben.

Review:

Die goldenen 70er haben nicht nur einmal einwandfreie Tierhorrorfilme hervor gebracht, die bestens unterhalten. Bezieht man sich auf Ameisenhorrorfilme ist auch hier Facettenreichheit geboten. Es scheint, als ob die kleinen unscheinbaren Wesen schon immer das Potenzial hatten, als mordende Monster zu dienen. Die "Hauptschuld" daran trägt der 1954 erschienene FORMICULA; bei dem Riesenameisen die Menschheit bedrohen. Exakt dasselbe Thema wurde dann auch in BIG´s IN DER GEWALT DER RIESENAMEISEN aufgegriffen, der ebenfalls wie die schwarze Königin 1977 erschien. Wer von den beiden zuerst da war, ist mir leider nicht bekannt, tippe aber darauf das es die Riesenameisen waren und man an diesem Erfolg anknüpfen wollte. 

Geschichtlich merkt man dem Film an, das es eine reine TV-Produktion war, dementsprechend hat man sich mit dem Drehbuch nicht so wirklich die Mühe gemacht, etwas investigatives einzubauen. Das Lakewood Manor Hotel, dessen Aussenbereich derzeit renoviert wird, wird zu Beginn Schauplatz eines Todes seitens der Bauarbeiter. Man weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was die Ursache dafür ist. Nach mehreren Angriffen seitens der Ameisen stellt der Bauarbeiterchef fest, das es sich um Ameisen handeln könnte und versucht das an die Öffentlichkeit im Hotel zu bringen. Als er anfänglich noch belächelt wird, gräbt er die Stelle des Unfalls um und sorgt dafür, das Scharen von Ameisen das Hotel überfallen und es zum Kampf ums Überleben kommt. 

Drehbuchautor Guerdon Trueblood scheint wohl ein Faible für Tierhorror zu haben, war das Drehbuch nicht das erste im Bezug zum Thema angriffslustige Tiere im Film und schrieb auch die Drehbücher zu DER WEISSE HAI 3, TARANTELN: TÖDLICHE FRACHT und MÖRDERBIENEN GREIFEN AN. Das Ziel war es nicht, das Genre neu zu erfinden und Dank des Budgets verspürt man die Nähe eines typischen B-Movies, der mit billigen, aber charmanten Effekten arbeitet und eine unterhaltsame Geschichte liefern. Die Botschaft hinter dem Film sollte klar sein: Haltet unsere Umwelt als auch Natur sauber und euch passiert nichts. 

Glücklicherweise gehört der Film zu den Werken, die trotz einer guten Laufzeit von eineinhalb Stunden keine Langeweile aufkommen lassen. Als Zuschauer ist man gespannt auf die nächsten Schritte und fiebert fast schon mit, das alles gut ausgehen möge. Die Musik tut ihr übriges, um den Nervenkitzel zu wahren, wenn eine Front Ameisen durch den Bildschirm krabbelt und man fast schon das Gefühl hat, es krabbelt auf einem selber rum. Seitens Filmjuwelen darf man sich in Deutschland über eine Veröffentlichung auf Bluray freuen, was 2024 erschienen ist und ein liebevolles Kleinod in jeder Tierhorrorsammlung ist.


 

Nekro Fuck Maniac


Originaltitel: Nekro Fuck Maniac
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 2017
Regie: John Shaw

Inhalt:

Ein geisteskranker Kerl hat seinen Spaß mit einer Leiche und Leichenteilen.

Review:

NEKRO FUCK MANIAC ist einer der seltensten Shot On Video-Filme aus dem englischen Untergrund. Erschienen 2017 auf DVD-R seitens des Regisseurs, wurde er nur noch einmal von dem damaligen deutschen Untergrundlabel Gorecollector´s Films veröffentlicht, anschließend nie wieder. Warum, ist mir nicht bekannt, wird aber wohl seine Gründe haben. Eventuell wegen des sehr verstörenden Inhalts? Wer weiß. Sehenswert ist der Film allemal, wenn man auf Hardcore Sickos steht. 

In der knappen Stunde begleiten wir einen Kerle, den ich mal Maniac nenne, der in seinem Raum, in dem er sich befindet, eine verrottete Leiche auf einem Seziertisch liegen hat. Es beginnt damit, das die Leiche von dem Maniac sexuell missbraucht und vergewaltigt wird. Danach geht die Party erst richtig los. Es wird an ihr herum geschnitten, die Organe entfernt und siehe dar, auch ein ungeborenes Baby kommt zum Vorschein, dem es auch nicht besser ergeht und missbraucht wird, zumindest nicht sexuell, aber an der Nabelschnur bzw. dem Langdarm aufgehangen zu sein, scheint zum guten Ton zu gehören. 

Nachdem der Maniac damit fertig ist, geht es mit einem abgeschnittenen Kopf weiter, dem die Schädeldecke entfernt und das Hirn heraus genommen wird, bevor der Hohlraum des Schädels ebenfalls sexuell missbraucht wird. Selbiges passiert mit dem abgetrennten Kopf danach, ohne sexuellen Missbrauch. Im Kern ist der ganze Film eine abartige Perversion und Gorefest, was jedem Gorehound das Wasser im Munde zusammen laufen lässt und alles andere als ein Familienfilm. Besonders stechen die sehr gut gemachten Spezialeffekte vor, die sehr an El Gore´s SNUFF TAPE ANTHOLOGY erinnern.

Gehalten wird der komplette Film in schwarzweiß, was ich als kleinen Minuspunkt bezeichne, weil mir Farbe lieber gewesen wäre und das die Schockwirkung nochmal um einiges angehoben hätte. Gerade mal 58 Minuten geht das ganze Spektakel und wird mit elektronischen Geräuschen und auch mal Death Metal unterlegt. Regisseur John Shaw ist in Insiderkreisen kein Unbekannter in der Szene und hat schon ein paar anderweitige filmische Experimente hervor gebracht, die jedoch ebenso schwer zu finden sind, das man es fast schon aufgibt danach zu suchen. Trotzdem eine hartes Stück Film, der bei höherem Bekanntheitsgrad sicherlich polarisieren würde.


 

Mittwoch, 4. September 2024

Sleepaway Camp 3: Teenage Wasteland


Originaltitel: Sleepaway Camp 3: Teenage Wasteland
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1989
Regie: Michael A. Simpson

Inhalt: 

Maria ist auf dem Weg zum Feriencamp "New Horizons", als sie plötzlich von einem Müllabfuhrwagen überrollt und getötet wird. Angela, die Fahrerin, gibt sich als Maria aus und trifft mit den anderen Besuchern im Camp ein. Niemand weiß, dass Angela "Erzieherin" in einem nahegelegenen Camp war, in dem 13 Besucher auf schreckliche Weise von ihr verstümmelt und ermordet wurden. Niemand ahnt, wieviel Hass sich hinter ihrem lachenden Gesicht verbirgt. Ein abgrundtiefer Hass auf alle Camp-Besucher, die zusammen fröhliche Ferien verleben wollen, aber in Angelas Augen vorlaute und verdorbene Teenager sind, denen man nur mit besonders ausgefallenen "Methoden" den entsprechenden Gehorsam beibringen kann. Und Angela macht sich lächelnd an ihr grausames Werk - bis nur noch zwei Besucher übrigbleiben.

Review:

Während zwischen dem ersten und dem zweiten Teil 5 Jahre lagen, liegt zwischen dem zweiten und dem dritten Teil gerade mal ein Jahr im Bezug auf die Veröffentlichung. Hier führte wie bei Teil 2 Michael A. Simpson Regie, nur merkt man, das es hier mit der Produktion etwas zu schnell von statten ging. Grund dafür ist, das man den dritten Teil zeitgleich mit dem zweiten Teil gedreht hat. Inhaltlich geht es auch hier wieder um dieselbe Thematik: Angela nistet sich in eine Truppe Camper ein, indem sie sich als Maria ausgibt, die sie gleich zu Beginn mit einem Lastwagen tötet und treibt ihr Spiel weiter, in dem sie alle, naja fast alle, tötet. Einen nach dem anderen. 

Als Fortsetzung der Reihe fehlt hier leider das gewisse Etwas, was man auch gleich zu Beginn merkt. Die Darsteller sind nicht das gelbe vom Ei, Pamela Springsteen als Angela hat mir im zweiten Teil auch besser gefallen, aber es gibt einige nette Kills zu sehen, die zudem nicht von schlechten Eltern sind und keine Kopien der Kills aus den Vorgängern sind. Wenn man die Messerattacken beiseite lässt. Man muss den SLEEPAWAY CAMP-Filmen zugutehalten, dass sie oft originelle und grausame Morde hervorgebracht haben, nur sind sie hier nicht sehr drastisch. Da hat mir Teil 2 schon mehr Spaß gemacht. 

Man hätte sich nach dem zweiten Teil eine kleine Pause verschaffen sollen, bevor man an den dritten Film ran geht, das hätte ihm sicherlich gut getan. Was hier an der Story und dem Horror fehlt, wurde damit ausgeglichen, das man etwas beknackten Humor mit eingebaut hat. Alles fühlt sich sehr hastig von der Produktion her an, was einem den Spaß nimmt. So verwundert es wahrscheinlich nicht weiter, das die  Produktionsfirma Double Helix Films nur ein paar Jahre später pleite ging. Eigentlich schade, denn Potenzial wäre da gewesen, nur nicht vernünftig genutzt. 

Fazit des Ganzen: Ein einmaliges anschauen ist definitiv drin und SLEEPAWAY CAMP-Fans werden sich auch amüsieren und unterhalten fühlen. Wer wert auf besseres legt, wird vielleicht enttäuscht darüber sein, das der Film eher wie ein TV-Horrorfilm erscheint, der zumindest gute Kills hat und nicht gerade zimperlich mit seinen Opfern umgeht. 


 

Sleepaway Camp 2: Unhappy Campers


Originaltitel: Sleepaway Camp 2: Unhappy Campers
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1988
Regie: Michael S. Simpson

Inhalt:

In einem Ferien-Camp treibt ein grausamer Mörder sein Unwesen, wobei es immer die unartigen Teenager sind, deren Körper entstellt aufgefunden werden. Als Täter entpuppt sich eine sittenstrenge Aufseherin des Lagers - der Mörder aus dem ersten Teil, der nach einer Geschlechtsumwandlung untergetaucht war. Das Grauen hält erneut Einzug.

Review:

1988 war kein schlechter Jahrgang für Horrorfans. Der Remake von DER BLOB erschien, die HOBOGOBLINS erblickten parallel zu mir das Licht der Welt und Angela Baker kehrte wieder zurück, um sich durch das nächste Campinglager zu morden. Besser hätte es nicht laufen können. Der Film spielt fünf Jahre nach dem original, Angela war in der Zwischenzeit in einer Nervenheilanstalt, bekam reichlich positive Gutachten, das mit ihr alles wieder in Ordnung ist und man vergönnte ihr sogar eine Geschlechtsumwandlung, die sie zu einer hundertprozentigen Frau machte. Im Campinglager ihres Onkels bekam sie eine Einsatzstelle, die sie im Verlauf des Filmes auch verliert und sich auf einen mörderischen Rachefeldzug begibt. 

Als Darstellerin tauschte man Felissa Rose mit Pamela Springsteen aus, die bis zu diesem Zeitpunkt schon Erfahrungen im Filmbusiness als Darstellerin gesammelt hatte und eine gute Figur abgibt. Rose wollte diesen Part leider nicht übernehmen, da sie mit dem schwarzhumorigen Inhalt nicht ganz so einverstanden war.  Im Unterschied zum Original setzt man zwar hier auf etwas mehr Witz, aber auch mehr Brutalität, die dem Film gut getan hat, damit er nicht zu einer reinen Horrorkomödie verkommt und dem Genre eines Campslashers nach wie vor treu bleibt. Netterweise wurden Anspielungen auf ein paar Horrorfilm-Killer mit eingebaut, die da wären Leatherface, Freddy Krüger und Freitag der 13. 

SLEEPAWAY CAMP 2 ist keine ganz schlechte Fortsetzung. Einige der Todesfälle sind recht einfallsreich und der Film wurde zu einer Zeit veröffentlicht, als schwarzer Humor ein Element des Genres war. Außerdem gebührt Pamela Springsteen ein großes Lob dafür, dass sie als Angela alles gegeben hat. Fraglich war zu der Zeit, wie die Geschichte wohl im dritten Teil weiter geht, da ein offenes Ende vorhanden war, bei dem Angela die Flucht gelang und sie mit einem Auto, in dem sie zuvor die Besitzerin gekillt hat, fliehen konnte. 

Fazit zu diesem netten 80er-Slasher-Schmankerl: In den meisten Fällen wird der zweite Teil runter gemacht, aufgrund den komödialen Versatzstücken, die der Film beinhaltet. Meine Meinung ist, das der Film dennoch als sehenswert zu betrachten ist und definitiv Spaß macht und keine Langeweile auf kommt. Ich denke, den Zuschauern hat die großzügige Portion schwarzer Humor nicht wirklich zugesagt, da sie beim Originalfilm nicht wirklich vorhanden war. Nun gut, Geschmäcker sind verschieden. Von meiner Seite aus gibt es eine klare Empfehlung an alle, die den Film bisher noch nicht gesehen haben.


 

Sleepaway Camp


Originaltitel: Sleepaway Camp
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1983
Regie: Robert Hiltzik

Inhalt:

In einem amerikanischen Feriencamp muss eine junge Frau erleben, wie ihr Vater und ihr Bruder einen schrecklichen Unfall erleiden. Acht Jahre später kommt sie aus Zufall an den Ort des Grauens zurück, und plötzlich ereignet sich eine Serie von Morden, der die Kinder des Camps zum Opfer fallen.

Review:

Die Erstsichtung eines in den 1980ern entstandenen Camp-Slashers verlief trotz kleineren Bedenken tadellos und ich bin erfreut, das ich in den Hochgenuss dieses Films gekommen bin, wenn auch zu spät. Fraglich für mich ist, wie der genaue Stand der Veröffentlichungen überhaupt ist, weil es innerhalb von Deutschland nur Bootlegs oder geschnittene Fassungen gibt. Besteht daran kein Interesse, oder gilt der Film als zu langweilig oder was ist da los? Fragen über Fragen, auf deren Antworten ich sicher noch erste Ergebnisse finden werde. 

Der Film selber entstand im Zuge der besten Zeiten für Slasherfilme! Er erzählt die Geschichte eines Mädchen namens Angela, dessen Familie bei einem Bootsunfall um´s Leben gekommen ist. Seitdem wohnt sie bei ihrem Cousin und ihrer Tante, die etwas an der Klatsche zu haben scheint. Geplant ist, das die beiden auf einen Campingurlaub für Jugendliche gehen, um etwas Spaß zu haben. Soweit, so gut. Während der ganzen Sommerferien wird Angela meist nur von den anderen Mädchen und Jungs gemobbt, daraus resultieren diverse Morde, die auf Angela´s Kappe gehen. 

SLEEPAWAY CAMP spielt sich wie der typische Teenie-Horrorfilm ab. An dieser Stelle gilt aber zu beachten, das hier mehr Sympathie herrscht wie bei seinem Vorgänger FREITAG DER 13. Man möge mich nicht falsch verstehen, ich bin FREITAG DER 13. nicht ablehnend gegenüber eingestellt, aber gegenüber SLEEPAWAY CAMP fehlt da einfach der Pfiff, den ich hier ausmachen konnte. Und für eine Low Budget-Produktion hat SLEEPWAY CAMP einfach das gewisse Etwas, was mir bestens gefallen hat. Besonders das Ende war Top, zumal das ab Mitte des Filmes spaßeshalber sogar mein Gedanke war, als Angela angestresst wird, das sie nie mit den anderen Mädchen unter die Dusche geht. 

Wenn man sich für eine deutschsprachige Veröffentlichung/Fassung entscheidet, wird man oftmals aus dem grinsen nicht drum herum kommen, weil die Dialoge teilweise irrwitzig sind, ohne dass sie ins komödiale abdriften. Ebenfalls sind manche Darstellungen ziemlich übertrieben und unfreiwillig komisch, passen aber wie die Faust auf´s Auge. Der einzigste Kritikpunkt den ich habe, wäre, das mir etwas zu wenig Blut geflossen ist. Zwar sind die Kills halbwegs einfallsreich und passen gut rein, aber bei einem Slasher erwarte ich mir dann doch etwas mehr von dem roten Lebenssaft. 

Fazit: Definitiv einer der besseren 80er-Slasherfilme den ich bedingungslos empfehlen kann. Es gibt keinen Grund dem Film keine Chance zu geben, falls man ihn noch nicht kennt, denn bereuen wird man es nicht. Ein cleverer und grausamer Film der gute Tötungsszenen beinhaltet und mit guten Schauspielern aufwartet, die den Film maßgeblich aufgrund ihrer Aktionen aufwertet. Wünschenswert wäre, wenn sich im besten Fall mal ein deutsches Label um den Film kümmert und ihm den notwendigen Glanz eines schönen Releases verleiht, den der Film verdient. 




 

Dienstag, 3. September 2024

Necrophobia


Originaltitel: Necrophobia
Herstellungsland: Niederlande
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Edwin Visser & Frank van Geloven

Inhalt:

Nach dem Tod seiner Frau verfällt Mark in eine schwere Depression. Er verliert den Lebensmut, bis er eine wunderschöne Frau kennenlernt, mit der er ausgeht. Eines Nachts, als Mark in ihrem Haus nach dem Badezimmer sucht, entdeckt er einen seltsamen dunklen Keller.

Review:

NECROPHOBIA aus dem Jahre 1995 ist ein holländischer Versuch, Jörg Buttgereit´s NEKROMANTIK zu imitieren. Man darf mich nicht falsch verstehen, ich rede nicht davon das Edwin Visser & Frank van Geloven einen Klon daraus zu basteln, aber man gibt sich Mühe, nahezu im selben Fahrwasser mit zufahren. Und Ja, wenn man den Film großzügig bemisst, haben sie es auch geschafft! Die Geschichte handelt von einem Mann, der seine Frau bei einem tödlichen Unfall verloren hat und davon Depressionen bekommt. Das hat zur Folge, das er seinen Lebensmut verliert, bis er eine geheimnisvolle Frau auf dem Friedhof kennen lernt, mit der er ausgeht. Als Mark eines nachts in ihrem Haus aufwacht, entdeckt er einen mysteriösen Keller in ihrem Haus, der ein grausamen Geheimnis verbirgt. 

Ich muss zugeben, das ich mit einer größeren Erwartungshaltung an den Film ran gegangen bin und etwas enttäuscht bin, das es zu keiner Interaktion von Tot mit lebendig gekommen ist. Schade eigentlich, aber bedeutet nicht, das es mir nicht wert gewesen war, dem Film meine Zeit zu schenken. Der Anfang knallt ordentlich rein, bei dem eine Frau davon träumt, das Sie in einem Sarg lebendig begraben wird und erst befreit wird, als ein Grabräuber mit einer Kettensäge den Sarg öffnet und ihr den Schädel mit einer Schaufel zerteilt! Yeah, der erste Eindruck ist immer der beste Eindruck, demzufolge ließ ich den Film laufen. 

Die Macher schaffen es eine stimmige Atmosphäre einzufangen, die sehr an Nekromantik erinnert. Sehr hervorheben muss ich die Kellerszenen, die dank Ketten, Rauch und Blaulicht sehr an HELLRAISER erinnern, was ich mal als eine Hommage bezeichnen Würde. Achja, Hommages scheinen wohl die Steckenpferde der Macher gewesen zu sein, denn der dritte Film, an den tributiert wird wäre...ein sehr beliebter Lucio Fulci-Film. Ich verrate absichtlich nicht was genau geschieht, aber richtige Fulci-Fans werden es zu 100% heraus hören! Film Nummer Vier dem man hier Tribut wollt wäre noch das TEXAS CHAINSAW MASSACRE. Warum? Stichwort: Kettensäge und so, man möge sich den Film selber einverleiben, dann bleibt wenigstens die Überraschung. 

Die Geschichte fand ich auch nicht schlecht, auch wenn sie nichts besonderes darstellt. Aber das Gesamtprodukt passt und nur das zählt. Splatterfans dürfen hier gerne mal ein Auge darauf werfen, denn es gibt auch ein paar sehr blutige Szenen zu bestaunen, die effektetechnisch nicht von schlechten Eltern für einen Indie-Film sind. Bisher gibt es keine deutschsprachige Veröffentlichung. Auch sonst scheint der Film nur in Holland auf einer Video-CD und VHS veröffentlicht worden zu sein, was ich sehr schade finde. Wenn man die Mischung aus einem Giallo, Horror und etwas Drama mag, wird man von diesem kleinen, unbekannten Schätzchen nicht enttäuscht werden! 


Der Tod - Eine Glorifikation des Vergänglichen

Der Tod - Eine Glorifikation des Vergänglichen

Immer mal wieder kommt die Frage auf, warum ich mir Filme aus dem Subgenre der Schockdokumentationen anschaue, in Fachkreisen auch "Shockumentary" genannt. Und genau so oft, wie diese Frage auf den Tisch kommt, erfolgen zum größten Teil auch die dämlichsten Kommentare, über die ich mir nur den Kopf schütteln kann, weil sie nur so von Vorurteilen strotzen, die ich gegenüber meiner Person für ungerechtfertigt halte, da ebensolche Kommentatoren nicht viel über mich wissen außer das, was ich von mir preis gebe und Vorurteile wohl zum Steckenpferd solcher Leute gehören. Muss man nicht verstehen, will ich auch nicht, weil es nur Zeitverschwendung wäre, darüber nachzudenken oder zu forschen, warum es zu manchen Vorurteilen kommt. 


Der Tod nimmt in unserer Gesellschaft einen wichtigen Platz ein. Ob verstörend oder faszinierend, es ist ein Thema, das regelmäßig aus verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichen Dimensionen diskutiert wird. Manchmal direkt mit Gesundheit, Sicherheit oder sogar Kultur verbunden, entwickeln sich der Tod und seine Wahrnehmung gleichzeitig mit unserer Gesellschaft. Die Moral ändert sich, ebenso die Lebensweise, und der Umgang mit dem Tod eines Menschen wird je nach Territorium und Generation unterschiedlich gehandhabt. Die Erwähnung des Todes in den Nachrichten, aber auch seine unterhaltsame Darstellung in Filmen oder Videospielen, das Thema Suizid, der digitale Tod oder auch Nachrichten sind allesamt Gespenster, die es in diesem Sinne zu untersuchen gilt.

Der Tod ist ein Konzept, das manchen Menschen vielleicht düster vorkommt, das aber mehr als fasziniert. Viele Menschen haben eine Leidenschaft für den Tod, makabre Nachrichten, Serienmörder oder andere unglückliche Ereignisse. Tatsächlich sind unsere Gefühle von Schmerz und Vergnügen neurologisch miteinander verbunden. Aus psychologischer Sicht kann uns ein tragisches Ereignis noch lebendiger und glücklicher machen, nicht persönlich betroffen zu sein. Auch ein starkes Mitgefühl für das Opfer und seine Angehörigen drängt uns manchmal dazu, uns für eine Untersuchung zu interessieren und diese zu verfolgen, die manchmal mehrere Jahre dauern kann.

Bringen wir die Hintergründe als auf den Punkt! Zeit meines Lebens war ich immer schon sehr von allem angetan, was ins Morbide geht, das Thema Horror beinhaltet, demzufolge auch der Tod eine Rolle spielt. Wie es bei so vielen Horrorfans der Fall war, kommt man zeitig mit Horrorfilmen in Kontakt. Für die einen ist es Unterhaltung, für die anderen Hobby, für mich beides, was mir nach all den Jahrzehnten, denen ich mich dafür interessieren konnte, immer noch einen großen Spaß macht. Horrorfilme sind für mich persönlich ein gutes Ventil um abzuschalten oder um der Realität zu entfliehen, da sie mir manchmal zu stressig ist, besonders im Bezug auf den Umgang mit Menschen. Fakt!

Im Laufe meiner jungen Jahre suchte ich mir immer was härteres, um mich selber zu erproben, wie weit ich gehen konnte, wie viel meine Psyche aushält, was ebenfalls bei vielen anderen der Fall war und ist. Sonst hätten wir in der heutigen zeit nicht so eine großartige Untergrund-Szene, die sehr facettenreich gestaltet ist und hier und da mal mit fragwürdigen Produktionen glänzt. Aber auch dort gibt es schwarze Schafe, auf die ich später noch eingehen will. Als ich das erste mal von GESICHTER DES TODES hörte, wurde ich sehr aufmerksam, galt der Film zu der Zeit noch in mehreren als Ländern verboten, die zu sehenden Aufnahmen alle als echt, demzufolge der perfekte Film, um seine Grenzen auszutesten. Gesagt, getan. Film wurde besorgt und sich ran gesetzt, um mit den lebensbeendenden Schauerlichkeiten der Welt konfrontiert zu werden. 

Mit hat dieses Werk besonders gut gefallen, weil es das Thema Tod ordentlich ausbeutet, was zur Folge hatte, das er einer der anrüchigsten Filme der Filmgeschichte wurde, der seine Liebhaber und Hasser hatte. So stieg ich weiter in die Welt der Shockumentarys ein und man kam nicht drum herum, auch mit dem Thema Mondofilm konfrontiert zu werden, denn nichts anderes ist eine Shockumentary, so auch GESICHTER DES TODES. Einen passenden Artikel darüber habe ich ebenfalls schon veröffentlicht, zu lesen hier: Mondo Cinema - Der ungeliebte kleine Bruder der Welt der Cineastik.

Mit der Zeit stieg das Interesse am Tod immer mehr, besonders kulturell als auch was darüber hinaus geht. Dieses Thema ist nach wie vor immer noch ein großes Tabuthema in der Gesellschaft, dem die Leute am liebsten entfliehen würden. Naja, nicht alle. In manchen Kulturen dieser Welt, hat man es sich zur Aufgabe gemacht, die Toten zu ehren und dem Tod ein oftmals buntes Gesicht zu geben. Beispiele gefällig? 

In Mexiko pflegt man einen sehr offenen Umgang mit dem Tod und "befeiert" ihn unter dem Namen Dia de los Muertos. Dieses Totenfest findet vom 31. Oktober bis zum 2. November statt. Die Menschen bemalen sich, werden quasi zu "lebenden Toten", es wird reichlich gegessen, getanzt und geschmückte Totenköpfe bebildern den Tag. Eines meiner favorisierten Feste, um die Toten zu ehren. 

In Japan wird das Obon-Fest gefeiert, was im Uli und August statt findet. Dem religiösen Verständnis nach, kehren an diesen Tagen die Seelen der Verstorbenen heim, was dahingehend ausufernd zelebriert wird mit Festmahlen, Laternen die an den Häusern aufgehangen werden, um die Seelen der Verstorbenen nach Hause zu geleiten. Am letzten Abend des Festes werden Laternen angezündet, die in den Gewässern schwimmen und einen wunderschönen Anblick zur Folge haben. Selbiges gleichnamiges ´Laternenfest´ wird auch auf Hawaii praktiziert. 

Im Christentum gedenkt man den Toten am 1. November an Allerheiligen. Alljährliche "verpflichtende" Friedhofsbesuche sind zugange und man gedenkt den Verstorbenen. Für mich als Nicht-Christ zwar eher unrelevant, aber sollte dennoch angesprochen werden, auch wenn man es schon kennt.


Auf Madagaskar geht es schon makaberer zur Sache. Hier wird alle paar Jahre das Famadihana-Fest gefeiert, bei dem die Gebeine der toten aus ihren Gruften hervor geholt werden. So haben die Nachkommen die Möglichkeit ihre Ahnen ´kennen zu lernen´, es wird dabei gelacht, geweint, getanzt und natürlich auch gegessen. Die Gebeine werden in neue Gewänder eingewickelt, bevor sie wieder zurück in ihre Gruften gebracht werden. Sehr stilvoll finde ich, das auch Touristen herzlich eingeladen sind, um an dem Fest teil zu nehmen. Voraussetzung ist: Es muss mitgetanzt werden. 

Am 5. oder 6. April wird in China das Quingming-Fest gefeiert. Dieses fest fällt auf den 106. Tag nach dem chinesischen Sonnenkalender und beinhaltet die Säuberung der Gräber, man verbrennt Totengelder, verziert die Gräber mit Nahrungsmittel, Blumen und Gegenständen, die den Verstorbenen zu Lebzeiten gefallen haben. Zu den Hauptspeisen, die an diesem Tag gegessen werden, gehören hauptsächlich Kaltspeisen. 

Ebenfalls am 1. November wird auf den Philippinen das Todos los Santos-Fest gefeiert. Hier wird direkt an Ort und Stelle, wo die Verstorbenen liegen, das Grab geschmückt, gefeiert und gegessen. Auch gesungene Lieder dürfen an dieser Stelle nicht fehlen und es wird sogar kampiert, wo sich die Vorfahren befinden. 

Auch in Nepal wird das Fest der Toten außerordentlich schön zelebriert, es trägt den Namen Gai Jatra. Der Legende nach wurde von König Pratap Malla während seiner Herrschaft von 1641 bis 1671 das fest ins Leben gerufen. Sein noch sehr junger Sohn Chakravartendra Malla verstarb viel zu früh, was die Königin in tiefste Trauer stürzte. So begann der König mit dieser Tradition, um  seinem Sohn beim Aufstieg ins nächste Leben zu helfen und die trauernde Königin und die Familien derer aufzumuntern, deren Angehörige gestorben waren.

In Indonesien mumifizieren die Bewohner bestimmter Provinzen die Verstorbenen, bevor sie ihre Beerdigung durchführen. Ihre Angehörigen leben dann weiter, als ob der Verstorbene noch am Leben wäre: Sie reden mit ihnen, kleiden sie an, geben ihnen Essen, bieten ihnen sogar eine Zigarette an. 

In Ghana werden Beerdigungen mit Tanz gefeiert, auch bei bestimmten Völkern müssen die Särge die Persönlichkeit, Leidenschaften oder sogar den Beruf des Verstorbenen repräsentieren: Flugzeuge, Fische, Boot.

Wer bis hierhin meinen Beitrag aufmerksam verfolgt hat, wird fest stellen, dass das Thema nicht nur durch seine Morbidität interessant für mich ist, sondern das Gesamtthema drumherum für mich sehr reizend ist. Darüber hinaus stößt man jedoch unweigerlich auch auf Thematiken, die sehr dunkel und ein Aufbruch in die tiefen menschlichen Abgründe sind. 

Seit mehreren Jahren entwickelte sich ein starkes Interesse an diverse Serienkiller. Hier ist die Palette groß. Interessant für mich sind für mich in den meisten Fällen nur die ganz ´stilvollen´ als auch kreativen Mörder, die die Welt hervor gebracht hat. Seien es nekrophile, kannibalistische oder sadomasochistische Täter. Umso schrecklicher und/oder ungewöhnlicher ihre Taten, um größer die Faszination. Bildende Beispiele bilden an dieser Stelle folgende Serienkiller als auch "Geisteskranke": 

Mein All Time-Favorite Edward Theodore Gein, auch bekannt unter dem ´Kürzel´ Ed Gein, geboren am 27. August 1906 in La Crosse, Wisconsin; gestorben am 26. Juli 1984 in Madison, Wisconsin). Bekannt geworden dadurch, das er mehrere Frauen umgebracht hat und aus diversen Körperteilen Haushaltsgegenstände kreiert hat, Gräber als auch Leichen geschändet hat, Leichen gestohlen hat und psychisch gesehen ein einzigartiges Individuum eines Serienmörders war, mit dem die Welt als auch die US-amerikanische Gesellschaft jemals konfrontiert wurde. 

Charles Manson, geboren am 12. November 1934 in Cincinnati, Ohio als Charles Milles Maddox; gestorben am 19. November 2017 in Bakersfield, Kalifornien. Bekannt geworden durch seine Manson Family, die sich in den 1960ern gründete und durch den Konsum psychedelischer Substanzen, diversen Morden, unter anderem an Sharon Tate und sexuellen Ausschweifungen auffiel. 

Richard Ramírez, geboren am 28. Februar 1960 in El Paso, Texas; gestorben am 7. Juni 2013 in Greenbrae, Marin County, Kalifornien. Zwischen 1984 und 1985 ermordete er 13 Menschen, darunter vergewaltigte er 11 von ihnen. Zu seinen weiteren Taten gehören Entführungen und Einbrüche, die für gewöhnlich nachts statt fanden, was ihm den Titel des ´Night Stalker´ einbrachte. 

Carl Taenzler, der am 8. Februar 1877 in Dresden unter dem Namen Carl vo Cosel geboren wurde; am 23. Juli 1952 in Tampa verstarb. Seine Bekanntheit erlangte er dadurch, das er die Leiche seiner Geliebten Maria Elena Milagro „Helen“ de Hoyos, bei sich Zuhause behielt und alles daran setzte, ihre Verwesung hinaus zu zögern. Sehr pikant an seinem Fall: Er hatte auch Geschlechtsverkehr mit der Toten. 

Andrei Romanowitsch Tschikatilo, geboren am 16. Oktober 1936 in Jablotschnoje, Oblast Sumy, Ukrainische SSR, Sowjetunion; gestorben am 14. Februar 1994 in Nowotscherkassk, Russland. Bekannt wurde er durch den Zusatztitel Der Ripper von Rostow bzw. Bestie von Rostow. Nachweislich hat er 53 Menschen umgebracht, seinen eigenen angaben zufolge waren es aber 56. Zu seinen opfern gehörten hauptsächlich Frauen und Kinder, die er vergewaltigte, Augen ausstach, Geschlechtsteile abschnitt und/oder die Bäuche aufschlitzte. Auch hier sehr pikant: Er aß teile seiner Opfer. 

Armin Meiwes, geboren am 1. Dezember in Essen, Deutschland erreichte Bekanntheit durch den aufsehenerregenden Fall des von ihm betriebenen Kannibalismus. In einem Chat für Kannibalen hatte er Kontakt zu einem Mann namens Jürgen Brandes, der sich anbot, von Meiwes töten und essen zu lassen. Meiwes sitzt bis heute noch im Gefängnis. Ob er jemals in die Freiheit entlassen wird ist ungewiss. Von den Medien bekam er den Titel "Kannibale von Rothenburg".


Dennis Andrew Nilsen geboren am 23. November 1945 in Fraserburgh; gestorben am 12. Mai 2018 HMP Full Sutton, Pocklington, East Yorkshire. Ein eher "unbekannterer", aber nicht uninteressanterer Fall der schottischen Kriminalgeschichte. Nilsen wurde dafür bekannt, weil er sich Kerle ins Haus geholt hat, die er umbrachte, die Leichen tage- als auch wochenlang bei sich versteckte und Sex mit ihnen hatte. Auch gehörte ein gesellschaftlicher Umgang mit den Leichen zu seinem Repertoire. Grund könnte seine "Isolation" von der Gesellschaft sein. 

Albert Fish geboren am 19. Mai 1870 in Washington, D.C. als Hamilton Howard Fish; verstorben am 16. Januar 1936 in Sing Sing, Ossining war einer der perversesten Serienkiller der US-amerikanischen Geschichte. Er selber war Vater mehrerer Kinder, war aber auch psychisch sehr gestört. Als „Vampir von Brooklyn“ und „Grauer Mann“ erlangte er Bekanntheit, weil er ein kleines Mädchen getötet und gegessen hat. Auch war er sehr sadomasochistisch veranlagt. 

François Bertrand, gelebt in der Zeit von 1823–1878 in Frankreich, war ein Sergeant der französischen Armee, der unter dem Namen "Vampir von Montparnasse" bekannt wurde. Seine Spezialitäten waren nekrophile Taten, wegen denen er 1849 verhaftet wurde. Er exhumierte die Leichen seiner "Opfer", zerstückelte sie und masturbierte darauf. Seine Erfahrung mit der Leiche eines 16-jährigen Mädchens beschreibt er folgendermaßen: Ich bedeckte ihn mit Küssen und drückte ihn wild an mein Herz. Alles, was man mit einer lebenden Frau genießen kann, ist nichts im Vergleich zu dem Vergnügen, das ich erlebte. Nachdem ich es etwa eine Viertelstunde lang genossen hatte, zerschnitt ich den Körper wie üblich und riss die Eingeweide heraus. Dann begrub ich die Leiche wieder.

Letztendlich könnte ich dieser Liste noch ewig weiter führen, aber das würde vermutlich den Rahmen sprengen. Auch ist immer noch nicht erklärt, was genauer gesagt, Shockumentarys mit den ganzen Dingen zu tun haben. Im Grunde gar nichts, aber das hintergründige Interesse am Tod ist immer noch dasselbe. In Fachkreisen gibt es dazu einen Begriff: Thanatophilie. Kennen gelernt habe ich den Begriff in einem Roman von Simon Beckett. Welcher es genau war, kann ich nicht mehr sagen, empfehle jedoch seine David Hunter-Reihe, da sie im speziellen sehr informativ in puncto forensische Anthropologie ist und man viel zum Thema lernen kann. Im Roman wird Thanatophilie als ein "krankhaftes Interesse am Tod" beschrieben, im Internet als eine erotisierende, in manchen Fälle eine sogar stark erotisierende Neigung zu Tod und Sterben. Lässt man den erotischen Aspekt außen vor, würde ich die zweite Beschreibung eher geltend machen, was meinen Fall betrifft. 

Ich kann beim besten Willen nicht sagen, woher das Interesse daran kommt, weil es schon sehr, sehr früh im Alter von 9-10 Jahren bei mir los ging und es auch keinen bestimmten Hintergrund dafür gab. Zu der Zeit wurde ich mit keinem Todesfall konfrontiert, auch sonst war meine Kindheit bis auf das übliche was wohl jedes Kind bis es in die Pubertät kommt, durch macht, gut behütet. Hervorzuheben sei an dieser Stelle eventuell, das mich mein Opa oft auf den Friedhof zu seiner in den 1960ern verstorbenen Frau mit nahm, um Grabpflege zu betreiben und der Friedhof mich ebenfalls mit einer starken Faszination beflügelte. Man mag mich nicht falsch verstehen, ich bin weder ein Gothic noch hab ich meine Zeit damit vertrieben, nachts oder am Tage auf Friedhöfen rumzulungern. Derartiges erscheint mir eh zu klischeehaft und gehörte auch nicht zu meinen Freizeitgestaltungen, ein gewisses Wohlfühlbefinden, wenn ich doch mal an Ort und Stelle war, lässt sich jedoch nicht abstreiten. Vielleicht ist es einfach diese ruhige Stille, die mir an solchen Orten gefällt. Selbiges würde ich jedoch auch an sogenannten Lost Places empfinden, die ebenfalls Orte der Vergänglichkeit und Ruhe sind und ein charmantes Mysterium inmitten einer schnelllebigen Gesellschaft bilden. 

Doch zurück zum Thema. Im Laufe der Jahre hat sich im Untergrund eine kleine Szene gebildet, die sich an Mixtapes zu erlaben scheint. Im Speziellen sind es Gore-Compilations, die aus mehreren Videos bestehen, die Morde, schwere Unfälle, verstümmelte Leichen und vieles mehr präsentieren. Teilweise auch gemixt mit pornographischen Fetisch-Videoclips als auch Tierquälereien. An dieser Stelle will ich erwähnen, das ich alles andere als davon angetan bin, wenn man zum Spaß Tiere quält oder extra für derartige Mixtapes produziert. Nicht nur einmal wünschte ich mir, dass exakt solchen Leuten dasselbe widerfährt, was sie Hunden, Katzen, Affen und anderen Tieren antun, nur um ihre eigene Wertlosigkeit, die sehr hoch zu sein scheint, zu kompensieren. Ich denke, das der "Erfinder" derartiger Mixtapes Thomas Cinema war, der früher einen Gruppenblog auf Facebook führte und die extremsten Filme präsentierte und 2013 mit seinem Mixtape MOST DISTURBED PERSON ON PLANET EARTH reden von sich machte. Insgesamt gibt es fünf Teile und bis heute habe ich noch keinen Teil davon gesehen, weil mich "Filme" dieser Art schlichtweg nicht interessieren und ich von Thomas ebenfalls nicht viel halte. Eventuell ist es die Suche nach Anerkennung, die er anderweitig nicht bekommt. Auch sonst habe ich bisher nur sehr wenige Mixtapes gesehen, ich glaube bisher waren es nur zwei. Was aber nicht heißt, das ich keine besitze. Tatsächlich befinden sich in meiner Sammlung mehrere Mixtapes, aber nur um des sammeln des obskuren "Films" Willen, mehr nicht. 

Anders sieht es bei Shockumentarys aus. Im besonderen Vintage Shockumentarys, die es in den USA als auch Japan zuhauf gab und in den 1980ern/1990ern produziert wurden. Die Facette als auch die Auswahl ist groß und ein guter Grund danach zu suchen, ist, weil es sich zum Teil um extreme Raritäten handelt die auf VHS veröffentlicht wurden und es immer wieder eine Freude an der Jagd ist, sie zu suchen und zu finden. Wenn man dann auf ein Exemplar stößt, vergeht es einem auch gleich wieder wenn man die Preise sieht, die man für so manche VHS berappen müsste, wenn man sie sein Eigen nennen will. Hohe dreistellige Beträge sind keine Seltenheit. 

Oft kommt auch mal die Frage oder eher die Aussage auf, das man sich die Filme zur Unterhaltung anschaut. Kann davon unterhalten werden, wenn man sich Aufnahmen von Tragödien, Morden, Unfällen, seltenen Krankheiten und dergleichen ansieht? Das will mal dahin gestellt sein. Der eine empfindet bei der Sichtung vielleicht mehr Unterhaltung, der andere weniger. Es kommt immer auf den Zuschauer an sich an. In gewisser Weise empfinde ich durchaus eine "Unterhaltung" dabei, weil es meinen Durst nach "Wissen" stillt, das man nicht alltäglich zu sehen bekommt. Eine Freude im Sinne von Freude am Leid der anderen verspüre ich zumindest nicht, denn es gibt nichts erfreuliches daran, wenn ein Mensch zu Tode kommt. Es hat eher etwas mit Voyeurismus zu tun und es kann sicherlich niemand abstreiten, das er nicht selber schon ´geglotzt´ hat, wenn sich beispielsweise auf der Autobahn oder sonst wo ein Unfall oder eine Katastrophe ereignet hat. Am Ende fühlt man sich bei derartigen Ereignissen froh, das es einen nicht selber getroffen hat und man wünscht den Opfern solcher Ereignissen, ob Unfälle, Katastrophen oder ähnlichem, nur das Beste. Vor allem viel Kraft! Auch kann es nicht schaden, wenn man mit solchen Bildern konfrontiert wird, ob auf dem Bildschirm oder in der Realität, den Opfern einen gewissen Respekt entgegen zu bringen. Alles andere wäre meiner Meinung nach pervers!

Es gibt aber auch Shockumentarys, die eine ganz andere Sichtweise des Todes präsentieren. Hier gehört zum Repertoire nicht das Aufzeigen von schweren Unfällen, Morden, Exekutionen und dergleichen, sondern eher kulturelle Aspekte des Todes. Wie schon weiter oben zu lesen war, haben andere Kulturen einen anderen Umgang mit dem Thema Tod und integrieren ihn in das Leben, in die Gesellschaft, in die Kultur. Im Bereich des Independent-Films tut sich diesbezüglich einer hervor, dessen Werke ich nach wie vor immer noch sehr bewundere und mir seine Filme in puncto Mondofilme der Neuzeit exakt das geben, was ich mir von einem Film dieser Art erwarte: Schöne Aufnahmen, interessante Themengebiete, so wenig bis gar keine Kommentare  wie möglich. Die Rede ist von Rene Wiesner. Auch er scheint ein großes Interesse am Thema Tod zu haben, verpackt es aber nicht in reißerischen Schockdokumentationen, sondern besucht höchstinteressante Orte in der Welt, in denen man mit dem Tod anders umgeht wie hierzulande. Speziell in Thailand steht man mit dem Tod in einem gänzlich anderen Kontext, der hier vermutlich unvorstellbar wäre, weil man immer noch sehr verklemmt auf dieses Thema reagiert, was ich sehr schade finde, denn ich denke, manches wie man es in Thailand mittels Museen praktiziert, hätte im westlichen Teil Europas sicherlich seine Erfolge dazu beizutragen, den Gevatter so zu akzeptieren wie er ist und ihn nicht als das "Böse" anzusehen, wie er dargestellt wird. 

Abschließend sei gesagt, das es mehrere Gründe hat, warum ich mich für Shockumentarys interessiere. Die unsterbliche Faszination des Todes, das Sammeln von seltenen Medien, das Interesse an Filmen, die schockieren, gar schockieren wollen, vielleicht auch um sich selber zu desensibiliseren. Man mag es mir zum Vorwurf machen oder auch nicht, im Kern wird es an meinem Hobby nichts ändern, weil es mich nach all den Jahren stets mit Freude erfüllt, etwas zu besitzen oder vor Augen geführt zu bekommen, was der Rest der Gesellschaft womöglich nie zu sehen bekommt.