Mittwoch, 6. März 2024

Milano Kaliber 9


Originaltitel: Milano calibro 9
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Fernando Di Leo

Inhalt:

Wieder einmal siedelte Fernando Di Leo eine filmische Kreation dort an, wohin der Normal-Sterbliche nie auch nur ein Füßchen setzen würde. Zieht man die unterste Schublade unseres sozialen Zusammenlebens, liegt die Welt vor uns, welche Fernando Di Leo erneut sehr heroisch und mit großem Pathos inszeniert. Milano Kaliber 9 als Klassiker zu bezeichnen, grenzt schon fast an eine Freveltat, bei diesem Werk sollte man die doppelte Sehgeschwindigkeit an den Tag legen und seine Erwartungen sehr hoch schrauben, der Streifen wird die spielend übertreffen. Wenn Mario Adorf wütet, weil er sich hintergangen fühlt, die vermeintlich Schuldigen in die Luft sprengt und dazu Luis Enriquez Bacalov eine bis ins Mark gehende, melancholische Klaviermelodie spielt, dann ist es Zeit, die eigene Anschauung vom italienischen Gangsterfilm zu definieren. 

Review:

MILANO KALIBER 9 ist ein gute, wenn auch meiner Meinung nach durchschnittlicher italienischer Kriminalfilm von 1972. Ich will nicht sagen, das der Film keinen Wert hat, nur bin ich seitens Umberto Lenzi und seinen Tiraden schon etwas zu sehr verwöhnt. Basierend auf einem hartgesottenen Roman von Giorgio Scarbanenco ist die Handlung im Grunde eine selbst erklärte Interpretation der Kriminalfilme von Jean-Pierre Melville, in der der grob aussehende Betrüger Ugo Piaza aus dem Gefängnis entlassen wird, aber der Verdacht besteht, das er die 300.000 Lire des Mafiabosses "Der Amerikaner" entwendet und versteckt haben soll. tatsächlich hat er das Geld nicht und sieht sich mit allerlei Typen konfrontiert, die wissen wollen, wo das Geld ist. Ob es die Polizei oder Schergen des Amerikaners sind, spielt dabei keine Rolle. 

Der Film bewegt sich knallhart als auch stilvoll und mit einem ordentlichen Tempo durch den Bildschirm. Tatsächlich setzte MILANO KALIBER 9 reichliche Maßstäbe, für mehrere nachfolgende italienische Kriminalfilme. Zu den weiteren Pluspunkten gehören die Angebote an interessanten Charakteren, einer fesselnden Geschichte und einer hervorragenden Umsetzung. Interessant zu wissen ist, das es sich bei MILANO KALIBER 9 um den ersten Teil einer Milieu-.Trilogie handelt, zu der sich noch DER MAFIA-BOSS - SIE TÖTEN WIE SCHAKALE und DER TEUFEL FÜHRT REGIE gesellen. Letztere beiden Filme stehen schon auf dem Stundenplan bei mir. 

Für Leute die sich gerade erst für das Genres des Euro Crime-Films interessieren, ist MILANO KALIBER 9 ein guter Einstieg. Mit einer respektablen Besetzung, einem eingängigen italienischen Soundtrack der Prog Rock-Band Osanna und ein paar ordentlich umgesetzten Wendungen in der Handlung am Ende ist es ein recht guter Film und einer der bekannteren Beiträge des Genres. Auch wenn ich andere Werke des Genres eher bevorzuge, hat der Film definitiv seine Momente, die man nicht mehr vergisst. Selbst Quentin Tarantino widmete in DEATH PROOF eine Hommage an MILANO NKALIBER 9, indem er eine Tanzszene mit Vanessa Ferlito in DEATH PROOF integrierte, die sich an dem Tanz von Barbara Bouchet orientierte. 

Fazit des Ganzen: ich würde behaupten, das es keinen besseren Einstieg in die gewalttätige Welt der italienischen Noir-Krimi-Thrillers gibt wie MILANO KALIBER 9. Klar, es gibt noch andere Vertreter die ebenso stark sind, aber mit diesem Film macht man garantiert nichts falsch. Fernando Di Leo fand hier seinen Ton und Rhythmus als auch die Anerkennung seines Publikums, das ihm nacheiferte. Der Erfolg des Filmes beschränkt sich nicht nur darauf: Der Film ist sowohl spektakulär als auch im Bewusstsein des Italiens seiner Zeit und der moralischen Entwicklung der Welt und spielt auf allen Ebenen. Wie immer an dieser Stelle gilt: Wer den Film noch nicht sein Eigen nennt, sollte dies zügig nach holen. 


 

Die Gewalt bin ich


Originaltitel: Il Cinico, l'infame, il violento
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1977
Regie: Umberto Lenzi

Inhalt:

Kommissar Tanzi brachte vor Jahren den gefürchtete Gangster Luigi, auch "der Chinese" genannt hinter Schloss und Riegel. Doch Luigi konnte sich aus dem Mauern los reisen und hat nur noch ein Ziel vor Augen. Rache! Er befehligt einen Auftragskiller, der sich Tanzi vornehmen soll. Als Tanzi eines Abends nach Hause kommt wird er von dem Killer überwältigt und verletzt, der Killer selbst denkt, dass Tanzi das zeitliche Gesegnet hat. Nun kann Tanzi das Gesetz in die eigene Hand nehmen und ist Luigi und seinen Männern schon auf den Versen. Doch Opfer sind auf beiden Seiten zu vernehmen.

Review:

Umberto Lenzi ist ein italienischer Regisseur, den man keinem vorstellen braucht, der sich mit dem Thema Poliziottesco befasst. Zum anderen ist er parallel einer der Großmeister des italienischen Horrorkinos. In den Jahren 1958-1992 erstreckte sich sein Talent in der Filmbranche und es entstanden 65 Filme verschiedener Genres. Bekannt wurde er vor allem durch seine Kriminal- und Thrillerromane. Viele seiner Filme sind Meisterwerke und gehören in den italienischen Film wie die Faust auf´s Auge. Das Drehbuch des Filmes ist das Werk mehrerer Autoren, einschließlich Lenzi selber, der an einigen Handlungssträngen des Filmes beteiligt war. Zusätzlich saßen berühmte Namen wie Sauro Scavolini, Ernesto Gastaldi und Dardano Sacchetti an dem Drehbuch. 

Zur Story des Filmes: Luigi Maietto entkommt aus dem Gefängnis. Er verurteilt sofort den Polizeiinspektor Leonardo Tanzi, der zur Verurteilung des Verbrechers beigetragen hat. Tanzi ist schwer verletzt, Informationen über seinen Tod werden jedoch veröffentlicht. Seine Vorgesetzten weisen ihn an, sich in der Schweiz zu verstecken. Tanzi beschließt jedoch, nach Rom zurückzukehren, wo Maietto Geschäfte mit dem brutalen Mafiaboss Frank Di Maggio abwickelt. 

Positiv hervor zu heben ist, das der Film eine Menge talentierter Darsteller aufweist und der Film zum Teil durch sie lebt. Maurizio Merli als Kommissar Tanzi, Tomas Milian als "Der Chinese" oder John Saxon als Mafiaboss Frank Di Maggio. Es macht schon viel aus, welche Rollen man mit wem besetzt, umso erfreulicher ist es, wenn die Rollen so besetzt sind, das man ihnen ihre Charaktere abnimmt. Schauplatz und Drehorte waren Mailand, Rom und Roccaraso und machten auf mich einen guten Eindruck und weisen einige schöne Bilder auf. Während der Dreharbeiten gab es zudem einige Unfälle: Maurizio Merli verletzte sich mit einer Pistole, aus der ein Leerschuss abgefeuert wurde, Gabriella Giorgelli bekam Schwefelsäure ins Gesicht, die zu schweren Verbrennungen auf ihrer Haut führte.

Fazit: DIE GEWALT BIN ICH ist ein sehr solider Krimi, der viel Freude bereitet. Die Handlung ist interessant und auf dem Bildschirm passiert immer etwas. Die Action hört keinen Moment auf, Langeweile kommt also nicht auf. Gute und erfahrene Schauspieler spielten ihre Rollen perfekt. Auch die audiovisuelle Seite liegt auf einem sehr hohen Niveau. Es gibt alles, was in einem Krimi-Actionfilm sein sollte. Fans des italienischen Polizeikinos und des Talents von Meister Umberto Lenzi werden sich bestimmt freuen.



 

Das Unheimliche


Originaltitel: The Uncanny
Herstellungsland: Kanada, Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1977
Regie: Denis Héroux

Inhalt:

Der Schriftsteller Wilbur Gray besucht seinen Verleger Frank Richards. Thema des Abends ist das neue Buch des Autors über Katzen. Darin wird die These vertreten, dass diese Tiere teuflische Geschöpfe sind, die Unheil bringen. Anhand drei schauerlicher Geschichten aus den Jahren 1912, 1936 und 1975, die sich an den unterschiedlichsten Orten zugetragen haben, versucht Wilbur seinen Herausgeber zu überzeugen.

Review:

Wilbur Gray versucht den in Montreal lebenden Verleger Frank Richards davon zu überzeugen, sein Buch zu drucken, was zum Inhalt hat, das eine Katzenverschwörung gegen die Menschen im Gange ist. Zur Untermauerung seiner Thesen, zitiert Gray mehrere Fallstudien: Eine wohlhabende Frau hat damit zu kämpfen, das ihr Neffe samt Dienstmädchen hinter ihrem Erbe her sind. Nach einem Versuch, ein wichtiges Dokument an sich zu reißen, erleben die beiden ihr wahres Wunder. Im zweiten Fall erleben wir ein Waisenmädchen, was Probleme in ihrer neuen Familie hat, besonders ihre Cousine macht ihr das Leben schwer, aber sie weiß sich mittels schwarzmagischer Tricks zu helfen. Der dritte Fall handelt von Horrorschauspieler Valentine De'ath und seiner Geliebten, die sich verschworen haben, seine Frau zu töten, aber ohne ihre Katze gerechnet haben.

Bei DAS UNHEIMLICHE ging Milton Subotsky einen ganz anderen Weg. Nachdem er Amicus aufgelöst hatte, arbeitete er 1977 mit dem kanadischen Regisseur Denis Héroux zusammen, um den Film zu produzieren. Zwar war das Interesse an Horror-Anthologien erloschen, hinderte aber nicht daran bei dem Projekt einzusteigen. So entstand die kanadisch-britische Produktion DAS UNHEIMLICHE, was sich thematisch mit Katzen auseinandersetzt. Die Idee dahinter ist gar nicht so schlecht, weil Katzen allgemein teilweise mysteriöse Tiere sind und perfekt in einen Horrorfilm rein passen, so auch hier. An was es scheitert: Der Inhalt der Geschichten zum Teil. 

Die erste Geschichte sprach mich am meisten an, weil sie auch von der Umsetzung her ordentlich ist und ein paar gute Horrorszenen beinhaltet, die man bei den anderen beiden Geschichten leider vermisst. Die zweite Geschichte wird nur von den Rückprojektionseffekten am Schluss gerettet, macht ansonsten nichts groß her. Die dritte Geschichte ist ein totaler Reinfall und schon fast nicht mehr sehenswert, auch wenn Donald Pleasence mit von der Partie ist. Im Allgemeinen merkt man die Einflüsse von Subotsky, aber auch die retten den Film nicht mehr. Es ist nicht so, dass DAS UNHEIMLICHE ein totaler Ausfall ist, aber ich habe mehr erwartet und zumindest wird man in der ersten Hälfte des Filmes halbwegs gut unterhalten. 

Fazit: Es ist nicht alles Gold was glänzt und nicht überall wo Amicus drauf steht, ist auch Amicus drin. Geht man mit anderen Voraussetzungen an den Film, kann er bei manchem Zuschauer sogar mehr Spaß machen. Der Schrecken, der hier von dem Film aus geht ist zwar handzahm, weist der Film trotzdem ein paar wenige nette Elemente auf, die unvergesslich bleiben werden. 


 

Die Tür ins Jenseits


Originaltitel: From Beyond The Grave
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Kevin Connor

Inhalt:

Eine Sammlung von vier kurzen Horrorgeschichten, die sich um ein britisches Antiquitätengeschäft und seinen mysteriösen Besitzer drehen.

Review:

Der Besitzer eines Antiquitätenladens verspricht bei allen Gegenständen, die er verkauft, ein kleines "Extra". Soviel zur Rahmenhandlung. In der ersten Geschichte geht es um Edward Jeffries, der einen Spiegel für seine Wohnung kauft, eine Seance abhält und von einem Mann besessen wird, der quasi im Spiegel wohnt. In der zweiten Geschichte Freundet sich Christopher Lowe mit einem Straßenhändler an und beginnt eine Affäre mit der seltsamen Tochter des Mannes. Die Tochter zeigt ihm, wie er mit einer Voodoo-Puppe seine nörgelnde Frau loswerden kann. In der dritten Geschichte trifft ein Mann in einem Zug auf alte Madame Orlov, die ihm sagt, dass er einen Elementargeist auf seiner Schulter hat. Als er dabei ertappt wird, wie er seine Frau erwürgt, ist er gezwungen, die Dienste von Madame Orlov in Anspruch zu nehmen, um den Geist auszutreiben. In der vierten Geschichte kauft ein Mann eine antike Tür und stellt fest, dass sie in die Zeit Karls I. zurückreicht.

1974 erschien die vorerst letzte Horror-Anthologie von Amicus, denn bis zur nächsten vergehen sechs Jahre, bevor MONSTER CLUB erscheint. DIE TÜR INS JENSEITS war das Regiedebüt von Kevin Connor, der im Genrekino und im US-Fernsehen zu einem bescheidenen Namen werden sollte. Der Film selber gehört leider nicht zu den besten Werken die unter dem Dach von Amicus entstanden sind, erfüllt aber trotzdem halbwegs seinen Zweck mit bescheidenem, aber uneinheitlichem Erfolg. Der Film umfasst vier Episoden, deren Motto im Gesamtkontext wohl lautet, das man einen Ladenbesitzer nicht betrügen sollte. 

Wie die anderen Episodenfilme von Amicus ist auch dieses hier nicht allzu gruselig, sondern schmeichelt eher mit dem Grusel, ohne zu exzessiv zu werden. Was die Filme im Gesamten lohnenswert macht, ist das gute Schauspiel der Darsteller und die fantasievolle, leicht düstere und unheimliche Atmosphäre, die in den verschiedenen Geschichten gut hervorgerufen und aufrechterhalten wird. Dafür war Amicus damals bis heute berühmt und wird es auch immer sein, ganz gleich ob es Parallel noch Hammer Films gibt oder nicht. Vergleicht man DIE TODESKARTEN DES DR. SCHRECK mit DIE TÜR INS JENSEITS machen sich auch besonders technische Entwicklungen bemerkbar im Laufe der Zeit, man geht mit der Zeit und bleibt nicht in einer Thematik stecken in dem man sich bspw. nur auf mittelalterliche Wesen wie Vampire, Werwölfe und dergleichen beschränkt. 

Fazit: Eine nette Zusammenstellung aus Horrorgeschichten, die mit ihrer netten Grafik und den skurrilen Charakteren besonders einladend sind. Das größte Kino geht an Peter Cushing, der mit seinem Charme dem Film das gewisse Etwas gibt. In Deutschland ist der Film bisher nicht erschienen, weswegen man auf Importe zurück greifen muss. Fans von Episodenhorror und allgemein Amicus/Hammer Films-Fans sollten hier fündig werden, wenn es nach Unterhaltung gelüstet. 


 

Montag, 4. März 2024

In der Schlinge des Teufels


Originaltitel: The Vault of Horror
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Roy Ward Baker

Inhalt:

Fünf Männer treffen sich in einem Aufzug, um von ihren Alpträumen zu erzählen.

Review:

1973: Ein Aufzug bringt fünf Männer in einen Kellerraum statt zu ihrem Ziel. Während sie dort warten, erzählen sie einander von ihren seltsamen Träumen. Die erste Geschichte handelt von einem Mann, der seine Schwester wegen ihres Erbes ermordet. Was er nicht weiß: Sie ist eine Vampirin. In der zweiten Geschichte bringt eine Frau ihren Mann um, der ständig nur am nörgeln ist. In der dritten Geschichte reist ein Magier nach Indien, um eine neue Hauptattraktion für seine Auftritte zu finden und wird dabei auch fündig. In der vierten Geschichte Täuscht ein Mann mit einer Droge seinen Tod vor um Versicherungsgelder zu bekommen. Doch die Pläne des Schicksals sehen anders aus. In der fünften Geschichte verschlägt es einen Mann nach Haiti, der die Magie dazu nutzt, um sich an anderen zu rächen. 

1973 erschien von Amicus der Anthologiehorrorfilm IN DER SCHLINGE DES TEUFELS, der ein weiterer Meilenstein in der Geschichte von Amicus darstellt. IN DER SCHLINGE DES TEUFELS war ein geringerer Aufwand als GESCHICHTEN AUS DER GRUFT. Regisseur Roy Ward Baker, der zuvor für Amicus die schöne Anthologie ASYLUM - IRRGARTEN DES SCHRECKENS gedreht hatte, hat ein Gespür für Atmosphäre und oft grausige Schockeffekte. Der sechste Anthologiehorrorfilm war die thematische Fortsetzung von Amicus‘ überaus erfolgreichen GESCHICHTEN AUS DER GRUFT und verwendete auch hier die beliebten Storys aus den EC Comics. 

Die Besetzung hat auch hier wieder gestimmt, wobei es meiner Meinung nach an Darstellern fehlte, die dem ganzen Film den letzten Schliff gegeben hätten. Nichts desto trotz zählt der Film zu den besseren Filmen, die Amicus hervor gebracht haben. Manche Geschichten hätten locker für einen längeren Kurzfilm gereicht, passen trotzdem aufgrund ihrer Kürze bestens in den Gesamtfilm. Die Geschichten selber entstammen den Shock SuspenStories- und den Tales from the Crypt-Comics, und nichtm, wie es der Originaltitel andeutet, den Vault of Horror-Comics. 

Ich kann es nicht anders sagen, aber man sollte sich auch diesen Film schleunigst anschauen, wenn noch nicht getan. Besonders Anhänger von Horror/Grusel-Kurzfilmen als auch Anthologiehorrorfans kommen hier auf ihre Kosten. In Deutschland wurde der Film bisher nur auf VHS veröffentlicht, was sehr nach einer Veröffentlichung auf Bluray schreit. Solche Schätze dürfen und sollten nicht vergessen werden, weil sie zu den Filmen gehören, die immer wieder Spaß machen und man sich öfter als nur einmal anschauen kann. 


 

Asylum - Irrgarten des Schreckens


Originaltitel: Asylum
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Roy Ward Baker

Inhalt:

Eine abgelegene Anstalt für Geisteskranke. Hier bewirbt sich der junge Dr. Martin für eine freie Stelle. Die Aufnahmeprüfung gestaltet sich jedoch als abenteuerlich - sie besteht darin, sich von vier verschiedenen Wahnsinnigen jeweils eine Geschichte erzählen zu lassen und so den ehemaligen Anstaltsleiter zu erkennen. Wenn er das schafft, dann bekommt er die Stelle. Zu spät muss er erkennen, dass er gefangen ist - im Irrgarten des Schreckens.

Review:

Dr. Martin bewirbt sich in einer Anstalt für unheilbare Geisteskranke als Psychologe. Nach Ankunft erfährt er, das Anstaltsleiter Dr. Starr verrückt geworden ist. Um den Job zu bekommen, muss Dr. Martin heraus finden, wer von den folgenden Verrückten Dr. Starr ist, der sich für jemanden anderes hält. Zu den Geschichten, die von vier Geisteskranken erzählt wird: 

Geschichte 1: Frozen Fear: Walter tötet seine Frau Ruth, damit er an ihr Geld kommen und mit seiner Geliebten Bonnie zusammen sein kann. Er zerhackt Ruths Körper in Stücke und legt diese in eine Tiefkühltruhe. Die abgetrennten Körperteile erwachen dann wieder zum Leben, um ihm und Bonnie Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Geschichte 2: The Weird Tailor: Der verarmte Schneider Bruno nimmt eifrig den Auftrag des mysteriösen Mr. Smith an, einen Anzug für seinen Sohn anzufertigen. Der Anzug soll aus einem seltsam glänzenden Material gefertigt werden und Bruno erhält die genaue Anweisung, dass er erst nach Mitternacht gefertigt werden darf. Als er den Anzug jedoch abliefert, stellt Bruno fest, dass Smith ihn für eine okkulte Zeremonie zur Auferweckung seines Sohnes von den Toten benötigt. 

Geschichte 3: Lucy Comes To Stay: Barbara wird aus einer psychiatrischen Anstalt entlassen und kommt zu ihrem Bruder George. Dann erscheint Barbaras lästige Freundin Lucy und drängt sie zum Töten. Geschichte 4: Mannequins of Horror: Martin interviewt Dr. Byron, der glaubt, dass er die von ihm geschaffenen Modellfiguren mit seinem Geist erfüllen und zum Leben erwecken kann.

Ende der 1950er Jahre wurde die britische Produktionsfirma Amicus ins Leben gerufen, die sich einen Namen mit mehreren Anthologiehorrorfilmen machte. Neben diversen Psychothrillern und Science Fiction-Filmen, erschuf man auch mehrere Gruselhorrorfilme, die zu den Markenzeichen von Amicus gehören. Es darf gesagt werden, das ASYLUM zu den besseren Filmen gehört, die von Amicus produziert wurden. Auch hier entstammt das Drehbuch von der Ikone Robert Bloch, der schon das Drehbuch zu Hitchcocks PSYCHO geschrieben hat. Das Tempo hält sich bei ASYLUM gut und wird nie zu langatmig oder driftet in langweilige Gefilde ab. Auch sind die erzählten Geschichten nicht uninteressant und wissen, wie man den Zuschauer bei Laune hält. 

Fazit: Definitiv ein weiteres Muss, wenn man sich mit Anthologiehorror oder den Werken von Amicus befasst. ASYLUM ist ein weiterer stimmungsvoller Gruselhit aus den 1970er Jahren, der zu gefallen weiß und seine Anhängerschaft haben wird. Wer sich noch nicht mit dem Film auseinandergesetzt hat, sollte das dringend nach holen, denn die Enttäuschung wird garantiert niedrig bis gar nicht vorhanden sein und aufgrund seines charmanten Stils gehört der Film in jede Sammlung, die was auf sich hält, ohne jeden Zweifel!

Totentanz der Vampire


Originaltitel: The House That Dripped Blood
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Peter Duffel

Inhalt:

Inspektor Holloway verhört bei seinen Ermittlungen nach einem verschwundenen Horrorfilm Darsteller A.I. Stoker, den Makler eines alten Hauses, das der Gesuchte zuletzt bewohnte. Stoker erzählt ihm von einem unheimlichen Fluch, der auf dem "Haus, das Blut tropft", lastet: Alle bisherigen Bewohner sind auf schreckliche Weise zu Tode gekommen. Es treten auf: Eine Hexe im Grundschulalter, die Figur eines Wachsfigurenkabinetts, die einer kürzlich verstorbenen Frau erschreckend ähnlich sieht, und ein verwunschener Umhang, der seinen Träger in einen Vampir verwandelt. 

Review: 

Nach dem eher durchschnittlichen FOLTERGARTEN DES DR. DIABOLO erschien 1971 ein weiterer Anthologie-Horrorfilm der den deutschen Titel TOTENTANZ DER VAMPIRE trägt.  Wieder einmal wurde der Autor Robert Bloch gebeten, seine eigenen Geschichten zu adaptieren, dieses Mal ein gruseliges Quartett, das sich mehr oder weniger um ein Stück englisches Anwesen dreht, das im Mittelpunkt schrecklicher Ereignisse zu stehen scheint. Die Rahmenhandlung behandelt dieses mal einen  Inspektor von Scotland Yard ´der hinzugezogen wird, um das Geheimnis um den verschwundenen Filmstar Paul Henderson zu lüften. So führt es ihn zu dem Immobilienmakler und Polizisten Martin, der ihm in vier Geschichten erzählt, warum das Haus, um das es grob geht, schuldig ist, am Tod anderer Leute. 

In der ersten Geschichte Method For Murder dreht es sich um einen Thrillerautor, dessen Romancharakter wirklich wird und für mehrere Morde verantwortlich ist. Was der Autor nicht weiß: Das ganze ist ein perfides Spiel seiner Ehefrau, um ihn aus dem Weg zu räumen, doch ganz geht ihr Plan nicht auf. In der zweiten Geschichte, Waxworks, führt die Hauptattraktion Salome, eine weibliche Wachsfigur in einem Wachsfigurenkabinett, die eine starke Faszination auf die Besucher ausübt. Doch sie ist nicht alleine, denn der Besitzer führt nicht wirklich was gutes im Schilde. In Geschichte Nummer drei, Sweet to the sweet bekommen wir ein kleines Mädchen serviert, was über schwarzmagische Fähigkeiten verfügt. In der vierten Geschichte dreht es sich um einen Umhang, der seinen Besitzer zu einem Vampir macht. 

TOTENTANZ DER VAMPIRE ist definitiv wieder ein besserer Film aus dem Hause Amicus. Es ist die Art gruseliger Leckerbissen, die man den meisten Altersgruppen zeigen kann, um sie für Horrorfilme zu begeistern, ohne dass es danach zu größeren Konsequenzen kommt. Zwar ist der Film frei von Gewalt und Blut, glänzt aber mit einer reichlich vorhandenen Atmosphäre, guten Kurzgeschichten und ebenso guiten Darstellern, die man schon aus vorherigen Werken von Amicus kennen dürfte. Die größte Überraschung war Ingrid Pitt in ihrer Rolle als Vampirin, die besonders gut zu solchen Rollen passt. 

Fazit: Man kann fast schon sagen, dass das mein Lieblingsfilm in der ganzen Anthologieserie von Amicus ist. Der Film ist eine wunderbare Anthologie, die auf wunderbare Weise das Makabre mit einem düsteren, komödialen Touch mischt. Mag zwar manchem nicht gefallen, hält sich der komödiale Teil begrenzt und driftet nie zu sehr ab. Man mag die Spezialeffekte als kitschig abtun, sollte man aber Bedenken aus welchem Jahr der Film stammt und das er mit Sicherheit einer der Höhepunkte des Portmanteau-Films ist. Große Klasse, die man so nie wieder zu Gesicht bekommen wird!


 

Der Foltergarten des Dr. Diabolo


Originaltitel: Torture Garden
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1967
Regie: Freddie Francis

Inhalt:

Ein ganz besonderes Folterinstrument hat laut Jahrmarktsattraktion Dr. Diabolo die Macht, Menschen vor dem Bösen in ihrer Zukunft zu warnen. Als den skeptischen Zuschauern die Gier und Brutalität, die sie zu verbergen versuchen, vor Augen geführt werden, verliert einer der Anwesenden die Nerven und tötet Diabolo. Nachdem das Publikum davongelaufen ist, stellt sich heraus, dass der vermeintliche Mord Teil der Show ist. Einer der Kunden ist jedoch zurückgeblieben, um einen Handel mit Diabolo, alias dem Teufel, abzuschließen. 

Review:

Bei einer Karnevalsausstellung führt Dr. Diabolo fünf Kunden in ein Hinterzimmer, wo er ihnen Einblicke in ihre Zukunft bietet. Die Geschichten sind folgendermaßen aufgeteilt: Enoch: Colin Williams geht zu seinem Onkel, entschlossen, an sein Vermögen zu kommen. Er hält die Medizin seines Onkels zurück, um ihn zu zwingen, ihm zu sagen, wo das Geld ist, doch stattdessen stirbt der Onkel. Danach trifft Colin die Katze Balthazar, die mit ihm spricht und verlangt, dass er im Gegenzug weitere Morde durchführt, um ihm zu zeigen, wo das Glück ist. Terror over Hollywood: Die aufstrebende Schauspielerin Carla Hayes strebt entschlossen eine Rolle in einem Film an. Nach der Besetzung verliebt sie sich in ihren Hauptdarsteller, den langjährigen Star Bruce Benton. Dann findet sie das Geheimnis der jugendlichen Langlebigkeit von Filmstars heraus – dass sie durch Roboter-Doppelgänger ersetzt werden. Mister Steinway: Die Journalistin Dorothy Endicott interviewt den introvertierten Konzertpianisten Leo. Sie geraten in eine romantische Beziehung, doch als sie versucht, Leo von seinem geliebten Flügel Utopie abzubringen, wird dieser eifersüchtig. The Man Who Collected Poe: Ronald Wyatt, ein engagierter Edgar Allan Poe-Sammler, besucht Lancelot Canning, einen der bedeutendsten Poe-Sammler der Welt. Canning betrinkt sich und zeigt ihm seine geheime Sammlung unveröffentlichter Poe-Werke. Dann macht Wyatt die schockierende Entdeckung, dass Canning Poe wieder zum Leben erweckt hat, um neue Geschichten zu schreiben.

Mit dem ersten Episodenhorror DIE TODESKARTEN DES DR. SCHRECK hatte Amicus großen Erfolg, weswegen anschließend ein Nachfolgefilm unter der Führung von Freddie Francis produziert worden war. Für das Drehbuch war Robert Bloch zuständig, der mit Hitchcocks PSYCHO bekannt wurde. Explizit für den FOLTERGARTEN DES DR. DIABOLO adaptierte Bloch mehrere seiner 1950 veröffentlichten Kurzgeschichten in ein Drehbuch. Zur späteren zeit sah man Bloch auch in nachfolgenden Filmen als Drehbuchautor. Zugegebenermaßen ist der Film eher schwächer als die Anthologien die danach kommen sollten, büßt aber nichts von seiner "Magie" ein, für die Amicus bekannt werden sollte. Auch wenn man denken könnte, das in dem Film Foltersequenzen vorkommen, ist dem nicht so. 

Amicus brachte für diesen Film mehrere bekannte Gesichter zusammen: Peter Cushing, Jack Palance und Burgess Meredith sind ein Teil davon, retten den Film aber nur bedingt. Die wohl beste Adaption ist die Geschichte mit und über Edgar Allen Poe. Doch trotz mancher Schwächen, würde ich den Film nicht als schlecht abtun, hier fehlt unter´m Strich einfach das gewisse Etwas. Inhaltlich sind die Geschichten trotzdem nett anzusehen, besonders die Episode mit dem Klavier sagte mir zu. Fans von Gruselfilmen aus älterer Zeit werden trotz allem einen Gefallen an dem Film finden, weil er wie gewohnt mit Atmosphäre und Charme punkten kann. Man verspürt eine große Vertrautheit und Nostalgie bei solchen Filmen, die vieles wett machen und man nicht das Gefühl hat, seine Zeit zu verschwenden. 

Fazit: Nicht der beste Film von Amicus, aber immerhin trotz aller Umstände sehenswert genug, um seinen Spaß daran zu haben. Ein jüngeres Publikum wird sich eventuell eher gelangweilt fühlen, weil es eher altmodischer Horror ist, aber genau das das ist, was man als Fan von Old School Horror sehen will. Die einzigen negativen Punkte sind die etwas schwache zweite Geschichte und das dezent langsame Tempo bei der dritten Geschichte, ansonsten ein durchweg ordentlicher Film, der seine Daseinsberechtigung hat und für Anthologiehorrorfans bestens geeignet.