Mittwoch, 15. März 2023

Don´t Move! Don´t Breathe! Don´t Make A Sound! They´re Coming! Die Geschichte der Reitenden Leichen

 Don´t Move! Don´t Breathe! Don´t Make A Sound! They´re Coming! 

Die Geschichte der Reitenden Leichen


1972 kam ein Film in die Kinos, der damals noch nicht wusste, dass er in der heutigen Zeit einen solchen Kultstatus erreichen würde. Im Originaltitel unter dem Namen LA NOCHE DEL TERROR CIGO (Übersetzt: Nacht des blinden Schreckens), im englischen unter TOMBS OF THE BLIND DEAD und im deutschsprachigen Raum unter DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN bekannt, schrieb der Film samt seinen Nachfolgern Geschichte. 

Zur Vorgeschichte: 

Im Mittelalter versucht eine Gemeinschaft von Tempelrittern im mittelalterlichen Portugal mittels satanischen Ritualen zur Unsterblichkeit zu gelangen. Hierfür war eine Reise in den Orient nötig, um hinter das Geheimnis einer schwarzen Magie zu kommen, auch genannt: Das Geheimnis des Untods. Somit verschreiben sie sich einem luziferianischen Kult, in dem es vonnöten ist das Blut von Jungfrauen zu trinken. Mit der Zeit werden die Templer von den Dörflern "gefangen" genommen und umgebracht, zudem werden ihnen ihre Augen mit Feuer ausgebrannt, damit sie nie wieder was sehen können, selbst nach dem Tod nicht. Das Ganze wird seitens der Dorfbewohner als Fluch vermarktet. Als ob das noch nicht alles ist, werden den Templern nach ihrem Tode die Augen von Krähen heraus gepickt, nur zur Sicherheit. Da de Templer aber hinter das Geheimnis des Untods gekommen sind, ist es ihnen vergönnt, sich jede Nacht aus ihren Gräbern zu erheben und menschliches Blut zu trinken.



Enstanden ist der von Amando de Ossorio spanisch-portugiesische Film unter den Einflüssen von George A. Romero´s NIGHT OF THE LIVING DEAD von 1968 und Gustavo Adolfo Bécque´s Kurzgeschichte EL MONTE DE LAS ÁNIMAS aus dem Jahre 1862. In der Geschichte von EL MONTE DE LAS ÁNIMAS dreht es sich um diverse Missgeschicke einer Gruppe von Männern und Frauen, die in einer verlassenen mittelalterlichen Stadt auf einen uralten Fluch stoßen. Der Film gliedert sich in die filmische Kategorie des "Fantaterrors" ein, was in spanischen 1970ern bezeichnend für eine Mischung aus Fantasy und Horror steht.


Der Film sammelt eine Reihe von Einflüssen, die ihm seinen Charakter als einzigartiges Produkt des Horrorkinos verleihen. Es war die damals angewandte Mechanik, dezente blutige Einlagen und eine sanfte Prise Erotik, die den Film zu dem machen was er ist: Exklusiv! Man wertschätzt zudem auch die Einlagen von Bécquers Werke wie Leyendas, insbesondere in der Erscheinung der Templerleichen, die weitgehendst direkt aus den Geschichten von EL MONTE DE LAS ÁNIMAS und EL MISERE extrahiert wurden, um den Filmen den nötigen Schauer zu übertragen. Zusätzlich kommen noch weitere Legenden über den Orden der historischen Templer und eine Prise orientalischer Mystik. 

Gedreht wurde der Film in Portugal und Spanien und das bezeichnende dafür sind die sehr atmosphärischen Orte, die dazu verwendet wurden. In Portugal wurde in Lissabon in de Gemeinden Estoril, Palmela, Sesimbra und Setúbal gedreht. In Spanien weitete man seine Drehorte in Madrid aus. Als Schauplätze des Geschehens dienten dort das Kloster El Cercón. Die Ruine die hierzu verwendet wurde, befindet sich in Valdeiglesias auf dem Templerfriedhof.


Nur ein Jahr später, im Jahre 1973 erschien dann schon der zweite Teil namens EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS (Übersetzt: Angriff der augenlosen Toten), und unter dem deutschen Titel DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN. Hier macht sich schon mehr Leben bemerkbar in puncto Darsteller und auch Drehorte. 

Inhaltlich wagen es sich die reitenden Leichen in die Stadt, in der gerade ein großes Fest statt findet. In dem Fest wird das 500. Jubiläum nach der Niederlage gegen die Templer gefeiert. Sehr spannend war der Anfang des Filmes, in dem gezeigt wird, wie es zu dem Sieg gegen die Templer kam und ihnen die Augen ausgebrannt wurden. 500 Jahre später öffnen sich wieder mal die Gräber und sie reiten in die Stadt um Angst, Terror und Schrecken zu verbreiten. 


Obwohl der Film an den Kinokassen weniger Wirkung hatte als sein Vorgänger, war der Film ein kommerzieller Erfolg, der es Ossorio ermöglichte, für einen dritten Teil zu unterschreiben. Ossario ist mit dem zweiten Teil gelungen, einen besseren zweiten Teil eines Filmes zu drehen, als es der erste war. Meine persönliche Meinung ist auch, dass DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN der bessere Teil der ersten beiden ist. Es handelt sich um keine Fortsetzung zum ersten Teil, sondern kann als einen eigenständigen Teil angesehen werden, der jedoch lebendiger ist und auf die Vorgeschichte visuell besser eingeht. 

1974 dann, erschiEn der dritte Teil der Saga um die Templer. Im deutschsprachigen Raum unter dem Namen DAS GEISTERSCHIFF DER SCHWIMMENDEN LEICHEN bekannt, im Original als EL BUQUE MALDITO, was übersetzt "Das verfluchte Schiff" heisst.


 Zwei Models, die sich für eine Werbekampagne auf einem Schiff auf hoher See befinden, verschwinden, nachdem sie eine seltsame, in Nebel gehüllte Galeone ohne Besatzung entdecken. Der Schöpfer der Kampagne und sein Team machen sich auf die Suche nach den Mädchen und finden das Geisterschiff selbst. Nachdem sie an Bord gegangen sind, entdecken sie an Bord die Särge mehrerer Tempelritter, die wieder zum Leben erweckt werden und die ungebetenen Gäste töten.

Der dritte Teil ist wohl der unbeliebteste Teil der Reihe, weil er mit einem sehr kleinen Budget gedreht wurde und dementsprechend nicht viele Schauplätze zur Verfügung standen bis auf ein paar Studiogänge und eine alte Schiffskulisse. Ein weiterer Knackpunkt wird wohl sein, dass es der unblutigste Teil der Reihe ist, was ihn meiner Meinung nach nicht schlechter macht. Der Film kann was und zwar aus dem Grund heraus, dass er sehr atmosphärisch ist und definitiv mit seinen Vorgängern mit halten kann. Was auch nach Beendigung des Filmes auffällt, ist, dass Nacktszenen komplett weg gelassen wurden. 


1975 erschien dann der vierte Teil der Tetralogie unter dem Namen LA NOCHE DE LAS GAVIOTAS, was wiederum übersetzt "Die Nacht der Möwen" heisst, und unter dem deutschen Titel DAS BLUTGERICHT DER REITENDEN LEICHEN. Wie schon bei den drei Vorgängern befand sich auch hier wieder Amando de Ossorio auf dem Regiestuhl. 

Die Handlung beginnt im Mittelalter und zeigt eine Gruppe von Tempelrittern, während sie satanische Opfer bringen. Als nächstes lassen sich in der heutigen Zeit ein Arzt und seine Frau in einer alten Küstenstadt nieder. Von den Einheimischen kalt empfangen, entdecken sie kurz darauf ein seltsames Ritual, das die Einwohner praktizieren und bei dem eine junge Frau geopfert wird. Als Ergebnis dieser Aktion werden die Zombie-Templer wieder lebendig und beginnen, Menschen zu jagen und versuchen, sie zu töten.


Im Nachhinein ist der Film nichts Neues, was seinen Inhalt betrifft und nachdem man sich 3 Teile mit dem nahezu gleichen Inhalt angeschaut hat, möchte man meinen dass der vierte Teil hinterher hinkt. Nein! Tut er nicht! Definitiv nicht! Auch wenn man schon weiß, dass die Reitenden bzw. schwimmenden Leichen-Filme nichts für Splatterfans ist, ist er für Freunde des atmosphärischen Horrors umso mehr was und das ist der Film zu 100%. Auch geschichtlich ist der Film richtig gut geworden und lässt keine Langeweile aufkommen. 

Kommen wir mal zu dem was die Filme insgesamt so sehr atmosphärisch macht: Den Soundtrack! Verantwortlich im ersten Teil hat sich hier Anton García Abril, der auch der Macher des Main Theme-Songs ist, den man in allen vier Teilen benutzte. Der Soundtrack macht einen wunderbaren Job, um die Gefühle von Spannung und Schrecken zu verstärken, die durch die Umgebungen und die Kinematographie, die im Film verwendet werden, erzeugt werden. Antón García Abrils Hintergrund in der Kammer- und Vokalmusik wird im Soundtrack zu DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN deutlich, das Hauptthema des gesamten Films besteht aus eindringlichen gregorianischen Gesängen, alles dunkle Vocals mit einem Hauch von Echo.


Es wirkt dezent verstörend und passt wirklich zur Gesamtatmosphäre des Films. Der Rest des Soundtracks ist eine erstickende und erschütternde Partitur, viele dröhnende Geräusche, unterbrochen von Knallen und Klirren und dem einen oder anderen Schrei. Es wirkt sehr effektiv und völlig anders als viele andere Horror-Soundtracks aus derselben Zeit. Der Soundtrack hat es wirklich geschafft, den Reitenden Leichen-Filmen eine unverwechselbare klangliche Signatur zu verleihen.

Ein weiterer großer Pluspunkt die viel dazu beitragen, dass einem das Gruseln gelehrt wird sind die einmaligen Kostüme und Masken der Templer. Sie erinnerten mich etwas an die Zombiemaskeraden von Andrea Bianchis DIE RÜCKKEHR DER LEBENDEN TOTEN. Vom Style her sind die Templer sehr vermodert, aber eher noch mumifiziert, zumal sie auch ein sehr skelettartiges Aussehen aufweisen. Ihre Umhänge tun ihr übriges dabei. Interessant ist auch die Tatsache dass sie, nachdem sie nichts sehen können, auf ihr Gehör angewiesen sind und ihr Gehör ihnen dabei dienlich ist, an ihr "Futter" zu kommen, sofern es sich nicht gerade leise verhält. 


















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