Originaltitel: Mein liebster Feind
Herstellungsland: Deutschland, Finnland, Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1999
Regie: Werner Herzog
Inhalt:
Eine faszinierende Dokumentation über das Duo Infernale des deutschen Films. Nachdem er in über 100 Filmen mitgespielt hat, trifft Klaus Kinski auf Werner Herzog. Im Verlauf ihrer Hassliebe schreiben der geniale Regisseur und sein egomanischer Star Filmgeschichte, aus ihrer Zusammenarbeit entstehen nach immensen Geburtsschwierigkeiten fünf Filme von Weltrang: Zwischen Wutausbrüchen und Mordversuchen schaffen die beiden Pioniere des deutschen Autorenfilms legendäre Werke wie COBRA VERDE und FITZCARRALDO. Acht Jahre nach dem Tod seines "liebsten Feindes" geht der Regisseur dem Mythos Kinski nach, reist zurück an die Drehorte in Peru und präsentiert unglaubliche Szenen zwischen zwei Besessenen.
Review:
Klaus Kinski und Werner Herzog! Ein filmisches Duo wie es die ganze Filmwelt noch nie gesehen hat und es auch noch nie gegeben hat. Klaus Kinski starb am 23. November 1991 im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt. Herzog konnte es anfänglich nicht wirklich glauben und verdrängte seinen Tod vorerst, erst als Kinskis Asche über den Pazifik verstreut wird, wurde es ihm bewusst, dass Kinski nicht mehr wieder kommen würde und für immer weg war. 1998 verspürte Herzog Kinskis Anwesenheit so sehr, dass er sich entschloss einen Dokumentarfilm über ihr gemeinsames Abenteuer, ihre Freundschaft, ihre Zusammenarbeit, ihren Hass zueinander zu machen.
Die Doku hat nichts mit einer nachträglichen Abrechnung gegenüber Kinski zu tun, sondern ist die Geschichte einer komplexen und widersprüchlichen Freundschaft, das Porträt einer gequälten Persönlichkeit, die gleichzeitig aber auch ein treuer, sensibler Mann und ein Ausnahmeschauspieler ist, aus dem Herzog oft die Kraft schöpfte, Filme zu machen. Als Schauspieler war Klaus Kinski völlig unterausgelastet trotz der Tatsache in über hundert Filmen mit zu spielen. Am Set unkontrollierbar, unerträglich für das technische und künstlerische Team, Filme mache er seiner Meinung nach nur fürs Geld. Man stellt sich demnach die Frage, wieso er so oft mit Herzog zusammen arbeitete, um einen Film zu machen. SO kommt auch die Frage auf, wieso Herzog so in Kinski vernarrt war, dass er sich ständig dem Stress mit Kinski aussetzte.
Ich denke, das es daran liegt, dass das Schicksal die beiden schon sehr früh zusammen brachte und es irgendwo geschrieben war, dass es für beide kein zurück voneinander gab und sie füreinander bestimmt waren, trotz aller Umstände. Sie lernten sich schon sehr früh kennen und lernte Kinskis Wesen kennen. Unter anderem schloss sich Kinski sage und schreibe 48 Stunden im gemeinsamen Bad ein um darin zu wüten, zu zerstören, zu schreien und nahezu ununterbrochen auszurasten. Ein anderes Mal bricht Kinski eine Tür auf, um der Vermieterin ein schlecht gebügeltes Hemd zu holen.
Es ist nicht diese Wut, die Herzog braucht, wenn er Kinski Rollen anvertraut, ganz im Gegenteil. Was er in dem Schauspieler sieht, ist Schmerz, Einsamkeit, Erschöpfung, Zerbrechlichkeit. Und er scheint der Einzige zu sein, der all das hinter den Exzessen des Mannes sieht. Der Filmemacher erzählt daher viele Geschichten über Kinskis Wahnsinn, weil man das durchmachen muss, um ihre Beziehung zu verstehen. Er kehrt zu den Drehorten und anderen wichtigen Orten ihrer gemeinsamen Geschichte zurück, bearbeitet Archivbilder, um Bilder von heute gegenüberzustellen, platziert sich dort, wo der Schauspieler war, und knüpft so eine tiefe und immer lebendige Verbindung zu seinem intimen Feind. Herzog erzählt, wie er den Schauspieler stundenlang ständig unterstützen oder erschöpfen musste, er ließ ihn schreien, bis er keinen Durst mehr hatte, bevor er die Kamera drehen konnte. Das ganze ging so weit, dass bei beiden schon Morde gegenüber dem anderen geplant waren.
Kinski lebte nur, um Filme zu machen und indem Herzog ihm diesen Film widmet, erweckt er ihn wieder zum Leben. Es ist ein wunderschöner Einblick in das Leben am Filmset, über Kinski selbst, über seine Art und seinen Charakter, aber auch über Werner Herzog, der das krasse Gegenteil in allem von Kinski war und trotz den ganzen Eskapaden starke Nerven behielt, bei denen jeder andere schon längstens aufgegeben hätte. Klaus Kinski, ein Mann den man liebt oder hasst, oder aber wie in diesem Fall, beides tut.