Sonntag, 16. Juli 2023

Bad Boys, Bad Toys


Originaltitel: Bad Boys, Bad Toys
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Jochen Taubert

    Inhalt:  

Ferdinand hat es schon nicht leicht: Erst verliebt er sich zwischen 100 heißen Mädels ausgerechnet in die Tochter seines Chefs, dann bekommt er mit, dass in der Firma mit Waffen gedealt wird. Als die Polizei ihn verdächtigt und ihm von dort an am Hintern klebt, fasst er einen tollkühnen Entschluss. Mit dem roten Ferrari und einem MIG Düsenkampfjet bewaffnet zieht er in Sibirien gegen die Russenmafia und ihrem teuflischen Anführer in den Krieg. Seine Mission: Die Firma und sein Leben zu retten und nebenbei das Herz seiner Geliebten gewinnen. Eine mörderische Schlacht auf Leben und Tod beginnt.

Review:

Wem bei den Namen Stadtlohn oder Jochen Taubert nicht sofort etwas in der Birne klingelt, hat sich entweder nicht genug mit der Materie des deutschen Amateurfilms befasst oder hat bösen Zungen nach einfach nur Glück gehabt. Angefangen mit dem Filme machen hat Jochen in den späten 90ern und wird innerhalb der deutschen Independent-Szene und darüber hinaus geliebt und gehasst zugleich. Meiner Meinung nach ist dieser Hass ungerechtfertigt, denn wie man weiß, ist seine Art Filme zu machen bewusst so trashig-parodienhaft und wer mit seinem Stil nichts anfangen kann, braucht sie auch nicht zu schauen um hinterher darüber zu lästern.

BAD BOYS, BAD TOYS stellt der zweite Teil des Filmes FERDINAND FÄHRT FERRARI dar und ist 2007 erschienen. Inhaltlich dreht es sich um den altbekannten Ferdinand, der sich in die Chefstochter verliebt, nachdem er sie vor dem "sicheren" Tod gerettet hat. Zudem bekommt er Wind davon, dass in der Firma in der er arbeitet mit Waffen gedealt wird, was die Polizei auf den Plan ruft und er verdächtigt wird. So beschließt er in Sibirien gegen die Russenmafia zu kämpfen und setzt alles dran seine Firma zu retten und das Herz der Chefstochter zu bekommen. 

Mit Horror, wie es oftmals angepriesen wird, hat der Film recht wenig bis gar nichts zu tun, ich würde das ganze eher als einen komödialen Trash-Actioner bezeichnen, bei dem zwischendurch mal Blut fließt, der Spaß nicht zu kurz kommt, dafür die Klamotten der teilnehmenden Darstellerinnen umso mehr. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Jochen Taubert seine Filme nahezu standardmäßig schon mit allen möglichen Weiblichkeiten ausschmückt, um dem männlichen Zuschauer das Filme schauen zu versüßen. 

Ein weiteres Plus wie es sich für einen Taubert-Film gehört, sind die grottigen Dialoge samt laienhaften Schauspielern, die mit reichlich "Nichts-Können" glänzen. So negativ bewertet sich das jetzt anhört, so darf man das ganze als eine positive Kritik ansehen, denn ich sage immer: Wo Taubert drin steht, ist auch Taubert drin und wer sich zwischendurch mal einen derartigen Klamauk anschauen will, darf und sollte das gerne tun. Aus heutiger Sicht haben die Frühwerke von Jochen Taubert sogar einen gewissen Charme auf den man nur zu gerne zurück blickt. BAD BOYS BAD TOYS ist zwar kein Highlight, aber aus rein komödialer Sicht dennoch ein übertrieben-witziger Hirn aus-Film an-Streifen! 




 

Die brennenden Augen von Schloss Bartimore


Originaltitel: The Gorgon
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1964
Regie: Terence Fisher

Inhalt:

Eine Mordserie versetzt das Dorf Vandorf in Angst und Schrecken. Jedes der Opfer ist zu Stein erstarrt. Nachdem ein junges Mädchen namens Sacha auf die gleiche schreckliche Weise sterben muss, fällt der Verdacht auf ihren Freund. Als ihn ein Suchtrupp an einem Baum erhängt findet, steht für die Dorfbewohner fest, dass er das böse Genie hinter den Verbrechen war. Sein Vater, Professor Heitz, bittet Professor Namaroff um Hilfe, da dieser etwas über eine zeitgenössische Gorgone weiß. Namaroff will von dem Fall jedoch nichts wissen, bis Heitz, der den Gerüchten über üble Machenschaften auf Schloss Baltimore auf den Grund gehen will, die Gorgone trifft und selbst versteinert. Doch erst nachdem Heitz’ zweiter Sohn und dessen Freundin eine Nacht des Schreckens erlebt haben, kommt die wahre Identität der Gorgone endlich an den Tag.

Review:

Hammer Films! Ein Studio, das seinen Namen mit atmosphärischem Gothic-Horror aus den frühen 50er Jahren identifizierte und globale Superstars wie Christopher Lee und Peter Cushing hervorbrachte . Dieses besondere Duo, eines der beliebtesten in der Geschichte der Horrorszene, spielt die Hauptrolle in diesem typischen Beispiel des Hammer-Treibens unter der Regie des vielleicht beliebtesten Schöpfers der Ära, Terence Fisher, der sich mit den Dracula-Filmen einen Namen im Pantheon von Hammerfilm gemacht hat. Mit DIE BRENNENDEN AUGEN VON SCHLOSS BARTIMORE hat sich Fisher der griechischen Mythologie bedient und ein reizvolles Filmwerk erschaffen.

Der Film ist thematisch ein sehr interessanter Film, weil er sich mit eine der drei Gorgonen befasst, Medusa. Für mich war Medusa schon immer eine der gruseligsten als auch interessantesten Monster aus der griechischen Mythologie und hat mich somit auch schon immer sehr fasziniert. In Desmond Davis KAMPF DER TITANEN von 1981 hat man, wenn ich mich nicht irre, die wohl best-aussehendste Medusa auf die Welt los gelassen, wie man es sich nur vorstellen kann. Aus heutiger Sicht habe ich bisher noch in keinem Film ein genialeres Design einer Medusa gesehen, was ene Mischung aus eine Frau und einem gigantischen Schlangenwesen war. Aber zurück zu den brennenden Augen. 

Die Storyline ist eher mittelmäßig und hätte ausgeklügelter ausfallen können. Erst wird der eine getötet, dann der andere usw. usf.  Ich wünschte, das alles hätte zu einer spannenderen Geschichte verarbeitet werden können, die etwas spannender und gruseliger wäre. So gleicht der Film eher einem Art Krimi mit einer gesunden Dosis Fantasy, betrachtend auf das Vorkommen der Medusa. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Design der Medusa: Der ursprüngliche Plan bestand darin, echte Schlangen für die Haare der Gorgone zu verwenden, stattdessen gibt es kitschige kleine Gummischlangen, die aus ihrem Kopf herausspringen. Die Filmemacher haben gute Arbeit geleistet und versucht, dies mit den Aufnahmen zu umgehen, aber die Albernheit des Gorgon-Kostüms schadet dem Gesamtprodukt.

Der große Ausgleich zu allem sind glücklicherweise die Auftritte von Christopher Lee und Peter Cushing. Es sind Darsteller die man kennt und liebt, ohne Zweifel. Ein weiteres bekanntes Gesicht ist Patrick Troughton, den man als "Doctor Who" kennen dürfte, jedoch ist es oftmals schwierig hn direkt auszumachen, weil er in jeder seiner Filmrollen meistens anders aus sieht und man schon genau hinschauen muss. Im Gesamten ist der Film sehr unterhaltsam, auch wenn es etwas denkwürdig erscheint, dass man eine Kreatur aus der griechischen Mythologie in einer gotischen Umgebung platziert. 



 

Samstag, 15. Juli 2023

Sportkill


Originaltitel: Sportkill
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Craig McMahon

Inhalt:

In geheimenen Katakomben unter dem Wüstensand betreibt eine verschworenen Gesellschaft von reichen Snobs ein Folterlager. Entführte Menschen werden gezwungen, sich gegenseitig auf möglichst brutale Weise zu Tode zu bringen. Das alles zum Vergnügen der wettenabschließenden Zuschauer. Ihr neustes Opfer die junge Bestattungsunternehmerin Rachel. Die aber bricht alle Regeln, tötet Zuschauer und die Wächter und wird plötzlich zum Star des zweifelhaften Unternehmens.

Review:

SPORTKILL ist einer dieser Filme, die im Zuge des Torture Porn-Wahns produziert wurden und weitgehend unbekannt ist. Aus heutiger Sicht wohl definitiv. Mit einem Budget von 1.200.000 US-Dollar, was dem Budget von SAW entspricht, hätte man technisch weitaus mehr heraus holen können. Nun gut, muss ja nicht heissen dass der Film jetzt grottenschlecht ist, denn unterhaltsam ist er allemal. Wo der Film hängt, sind die Dialoge, die Kamerafahrt und die schauspielerischen Leistungen, die man schon besser gesehen hat.

Fans von Filmen wie HOSTEL und Saw sollten hier nicht all zu viel erwarten, meiner Meinung nach werden die meisten nach der Sichtung enttäuscht sein, weil oftmals etwaige Vergleiche zu den beiden Filmen aufgetaucht sind, jedoch es eher geschichtlich zu Ähnlichkeiten kommt. Als Untergrund-Film hat SPORTKILL doch schon die besseren Karten und vermag auch zu unterhalten, wenn man mit solcherlei Filmen was anfangen kann und nach Begutachtung von Craig McMahon´s Filmographie, dünkt mir, dass es sich um einen Filmemacher handelt, dem es recht egal ist, ob seine Filme erfolgreich werden oder nicht, da es mehr eine Hobbyangelegenheit ist. 

Inhaltlich erinnert mich der Film total an HOSTEL 3, doch immer der Reihe nach, denn SPORTKILL erschien 2007 und HOSTEL 3 2011, so denke ich stark dass man hier versucht hat, zu kopieren und mit dem Namen ein Geschäft zu machen, was definitiv in die Hose ging, weil HOSTEL 3 total langweilig und schlecht ist und SPORTKILL dagegen den Vortritt lassen kann, der um Längen besser ist. Sehr ansprechend sind die leider zu wenige Effekte, die dennoch für einen Independent-Reißer nicht schlecht geworden sind. 

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenig Spannung, null Atmosphäre, grottige Dialoge und doch hat der Film was, was mich verleitet, ihn mir zwischendurch mal anzuschauen, denn allzu schlecht ist er definitiv nicht, nur nicht jedermanns Sache. 2009 erschien noch ein Spin Off namens ORVILLE, den man getrost als einen "zweiten Teil" bezeichnen könnte, in dem der siffige und gestörte Orville, der bei Sportkill dafür zuständig ist, dass die Leichen verschwinden und die Gefangenen etwas herrichtet, die Hauptrolle spielt. 






 

Red to Kill


Originaltitel: Ruo sha
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1994
Regie: Billy Tang

Inhalt:

Ein Serienvergewaltiger und -mörder macht ein Stadtviertel in der Nähe eines Heims für geistig behinderte Menschen unsicher. Während die Polizei nicht den geringsten Verdacht hat, wird der Täter in der Bevölkerung schnell im Umfeld des Behindertenheims vermutet. Doch als die Heimbewohner einen Kinderschänder stellen können, verlieren die Anwohner ihre Vorurteile gegen sie. Doch der Frauenmörder ist immer noch frei und erweist sich als extrem geisteskrank. Der Auslöser für seine Taten ist die Farbe Rot. Die geistig zurückgebliebene Tänzerin Ming ahnt nicht, was sie auslöst, als sie stolz in einem roten Kleid durch das Heim läuft.

Review:

Billy Hin-Shing Tang ist einer dieser Regisseure, der auf gut deutsch gesagt einen Scheiß drauf gibt, was andere über ihn denken, macht was er will, von politischer Korrektheit nicht im geringsten was hält und es genießt die Art Zuschauer zu schockieren, die eher zart besaitet ist. Er ist dafür bekannt, in seinen Filmen so mancher Frau gerne mal eine Vergewaltigung zu zu kommen zu lassen und scheint es als einen Genuß zu betrachten, wenn Zuschauer solcher Werke einen Genuß daran finden, wenn es etwas extremer zur Sache geht. Eines dieser Beispiele ist der 1994 in Hongkong entstandene RED TO KILL. Es ist ein Film, der einen in Sachen Verrücktheit des Übeltäters an Kai von EBOLA SYNDROME erinnert: Nihilistisch, ohne Skrupel und etwas psychisch durch geknallt. 

Der Film ist gut inszeniert und weist eine verträumte Atmosphäre auf, da Billy Tang das blaue Element des Lichts häufig einsetzt und besonders in den Szenen, die nachts spielen, das gesamte Setting eine unheimliche Atmosphäre ausstrahlt.  In den Charakteren haben wir Herrn Chan, tagsüber einen friedlichen Arzt, den jeder liebt, während er sich nachts in einen brutalen Vergewaltiger verwandelt, der auf seine Weise geliebt werden möchte. Vordergründig für seine Vergewaltigungen steht die Farbe Rot, die ihn besonders "in den Wahnsinn" treibt, weswegen er sich an den Frauen dementsprechend vergreift. 

Die Leistungen der Protagonisten sind zufriedenstellend, insbesondere unseres Vergewaltigers Mr. Chan, der auch seine eigene schmerzhafte Vergangenheit hat, von der wir im Laufe des Films erfahren. Ein kleines Manko, das man erwähnen könnte, ist der Mangel an Logik, da die Polizei und der Rest der Sozialarbeiter fast während des gesamten Ablaufs abwesend sind, während der Vergewaltiger-Arzt ungestört seiner Arbeit nachgeht, obwohl wir auch gesehen haben, dass tatsächlich ähnliche Verbrechen behandelt wurden. Das Fehlen der Behörden ist also eher ein sozialer Kommentar als eine Schwäche des Drehbuchs, da wir selten erfahren, was wirklich hinter den Mauern vor sich geht.

Red to Kill ist ein extremer asiatischer Horrorfilm mit vielen guten Elementen und kraftvollen, morbiden Szenen, der jeden Fan des Genres zufriedenstellen wird, insbesondere wenn diese Fans ein Gespür für die extremen Erlebnisse haben, die uns das ferne Hongkong bietet. Für einen CAT III-Film bietet er wenig Blut oder anderweitige Gore-Szenen, bis zum Ende hin, als Mr. Chan mit der Kreissäge im Schädel mehr oder weniger halbiert wird, der Großteil der Härte ist auf die Vergewaltigungen zurück zu führen, was meiner Meinung nach auch schon reicht. 



 

Vampyros Lesbos


Originaltitel: Vampyros Lesbos
Herstellungsland: Deutschland, Spanien
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Jess Franco

Inhalt:

Gräfin Nadine Carody ist die Witwe des Grafen Dracula. Ebenfalls Vampir, hat sie einen unersättlichen Durst nach dem Blut weiblicher Opfer. Dazu lockt sie Frauen auf ihre einsam gelegene Insel, um sie erst zu lieben - und danach zu töten.

Review:

Was macht man an einem verregneten und gewittrigen Samstag Nachmittag, wenn man sonst nichts besseres zu tun hat? Richtig, man führt sich mal wieder einen Film zu Gemüte, da man an den warmen Sommertagen eh viel zu selten dazu kommt, somit nutzt man die Gelegenheit, damit auch die Leserschaft nicht zu kurz kommt oder gar Gerüchte entstehen, dass das Interesse verloren gegangen ist. Nun gut, solange ich noch atme, ist mein Interesse am Film noch lange nicht weg, im Gegenteil! ;) Die Wahl fiel heute auf einen Jess Franco-Film, der schon seit ein paar Wochen in der Sammlung verstaubt und nur auf den perfekten Zeitpunkt gewartet hat, sich ihm hin zu geben, so wie es Soledad Miranda innerhalb des Filmes auf der Bühne vor ihrem Publikum macht. 

Was Jess hier abgeliefert hat, ist, nach dem, was ich von ihm bisher gesehen habe, das köstlichste Filmereignis ever! Wie beschreibt man so einen Film am besten? Ich würde es als einen intelligenten  psychedelisch-erotischen Vampirfilm bezeichnen, wie es ihn wohl nur selten bis nie gab. Ein weiteres großes Plus ist das 60er Jahre-Feeling, was einen umhüllt, wohl angemerkt haben wir es mit einem Film aus dem Jahre 1971 zu tun, so ist das schon eine große Nummer. Davon abgesehen runden Soledad Miranda und Ewa Stromberg das Franco´sche Gesamtkonstrukt wunderbar ab und ergeben eine reizende schwedisch-spanische Mischung auf einem türkischem Drehort ab, die zudem noch von einem Top-Soundtrack unterlegt wird, der an die psychedelischen 60er erinnert. 

VAMPYROS LESBOS ist einer von vielen Vampirfilmen mit lesbischem Thema, die Anfang der 1970er Jahre herauskamen. In diesem Film lässt Franco seine barocken Stile und gotischen Verzierungen hinter sich und wendet sich einem minimalistischeren Stil zu, der für ihn eine bedeutende künstlerische Periode als Regisseur bedeuten würde. Was die Handlung betrifft, ist der Film reinstes Euro-Trash-Kino wie man es kennt und liebt: Linda Westinghouse, die in Istanbul für eine Anwaltskanzlei arbeitet, unternimmt eine Dienstreise um sich um eine Erbschaftsangelegenheit der Gräfin Nadine Korody zu kümmern. Zu Lindas Überraschung hat die Gräfin große Ähnlichkeit mit der Frau, die sie in ihren Träumen heimsucht. Was Linda bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, das die Gräfin die Erbin von Graf Dracula ist und es auf Linda abgesehen hat. 

Als Freund des Europloitation-Films kann und wird man an Jess Francos´ Film mit höchster Sicherheit nicht vorbei kommen und man wird feststellen, dass seinerseits viel Schund gedreht wurde, je nach Ansichtssache eben. Bei VAMPYROS LESBOS war er definitiv in Hochform und hat einen seiner besten Filme gemacht. Wer sich für Popkultur interessiert, dem sei es vergönnt, auf dieses Werk ein Auge zu werfen, eher besteht schon eine Verpflichtung dazu! Es ist Jesus Franco, der als Regisseur auf Hochtouren läuft und ein großartiges Seherlebnis bietet, selbst für diejenigen, die nicht viel von Horror halten. Die Horror- und Gore-Elemente werden im Hintergrund abgespielt, stattdessen haben wir ein visuelles Erlebnis im reinen, glorreichen Stil der Siebziger.



 

Sonntag, 25. Juni 2023

Amazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels


Originaltitel: Nudo e Selvaggio
Herstellungsland: Italien, Brasilien
Erscheinungsjahr: 1985
Regie: Michele Massimo Tarantini

Inhalt: 

Kevin befindet sich in Brasilien um geologische Ausgrabungen zu unternehmen. Nachdem er Ärger mit den Einheimischen hat, chartert er, zusammen mit einer kleinen Touristengruppe, einem Fotografen, zwei Fotomodellen und einem ausgemusterten Söldner, ein Flugzeug, um zurück in die Zivilisation zu fliegen. Nach einer Notlandung im Amazonasgebiet muss die zusammengewürfelte Gruppe sich unzähligen Gefahren der grünen Hölle stellen. Krokodile, Piranhas und Treibsand erwarten sie schon. Als sie noch auf Kannibalen stoßen, stehen ihre Chancen aus der verdammten Wildnis zu kommen sehr schlecht.

Review:

Die gestrige Erstsichtung von AMAZONAS - GEFANGEN IN DER HÖLLE DES DSCHUNGELS war mitnichten eine für mich "bewusstseinserweiternde" Erfahrung wie es sie schon lange nicht mehr gab. Man möge sich fragen, von welchem Bewusstsein ich spreche? Ich würde salopp von meinem Exploitation-Bewusstsein sprechen, weil dieses Genre nach dem Horror, ggf. Splatter, mein nächstes favorisiertes Genre ist was ich liebe und vergöttere. Wenn solche filmischen Ableger dann auch noch italienischer Herkunft sind, dann fallen bei mir Weihnachten und Geburtstag definitiv auf einen Filmlänge und AMAZONAS hat es definitiv geschafft, mein Exploitation-Herz höher schlagen zu lassen.

In den 80ern war es in Italien gang und gebe, dass man weitreichend ausbeuterische Filme ans Land spülen ließ, die dem Mainstream den Mittelfinger entgegen streckten, zu den bekannteren Vertretern gehören bekannterweise Kannibalenfilme, die ihre Liebhaber und Hasser haben. Ein weiteres beliebtes Genre ist das der italienischen Erotikkomödien, die die Filmlandschaften würzten mit allerlei Ergüssen. Was passiert aber wenn man diese beiden Kategorien miteinander vermischt und einen guten Schuss Women in Prison-Thematik mit rein schmeisst? Dann kommt genau so wie Nudo e Selvaggio, Der wohl aus Marketinggründen auch unter dem Titel CANNIBAL FEROX 2 veröffentlicht wurde. Was waren wohl die Gesichter lang, als sich heraus stellte, dass es sich nicht um einen Kannibalenschocker wie CANNIBAL FEROX handelt. 

Sehr "originell" fand ich die Storyline dahinter: Ein Universitätsprofessor samt Töchterlein, ein Paläontologe der eher wie Terence Hill rüber kommt, Graf Pornobalken samt seinen zwei Grazien, ein Vietnam-Kriegsveteran und seine Botox-überflutete Noch-Ehefrau gehen zusammen auf große Reise ins Tal der Dinosaurier, weil man sich das Sperrgebiet rein ziehen will. Während des Fluges kommt es zum Absturz, ein Teil stirbt und man ist von der Aussenwelt abgeschnitten und versucht aus der grünen Hölle heraus zu kommen, was aber auch nicht so einfach ist, weil man es mit Kannibalen, Piranhas, Schlangen, Krokodilen und einem Minenbesitzer samt Sklaven und der schwarzen Aphrodite höchstpersönlich zu tun bekommt. So nimmt das Unheil seinen Lauf und man darf dem lässigen Treiben beiwohnen.

Was man dem Film lassen muss und wofür ich vermutlich für viele spreche ist das Ausbleiben von unnötigen Tiersnuff-Szenen, das ist das eine, das andere ist diese unfreiwillige Komik in den Dialogen, die für manchen Grinser sorgen dürften. War das gewollt oder nicht? Weiß ich nicht, genial war und ist es trotzdem. Ein weiteres großes Plus ist die Mixtur aus Kannibalenfilm, Bambus-Frauengefängnisthematik, Sleaze und Bud Spencer-Gekloppe und davon gibt es reichlich. Man versucht erst gar nicht zu denken, sondern überlässt den Darstellern die Bühne und dem was sie fabrizieren, auch wenn die Leistung eher mittelmäßig ist, gibt das dem Film eine gesunde Portio Trash wie man sie anderweitig sehen konnte. 

Der Film entstand als Koproduktion zwischen Italien und Brasilien und wurde mitten im brasilianischen Amazonas-Dschungel gedreht. Sehr interessant finde ich die Besetzung der Kannibalen, die aus Angehörigen der brasilianischen Armee, die sich zu der Zeit im Urlaub in Brasilien befand. So wirken die Kannibalen edler als wie man es sonst aus Vertretern des Kannibalen-Universums kennt. Unterm Strich stellt AMAZONAS genau das dar, was ich in einem Exploitationfilm sehen will: Räudige Darsteller, einen schicken Drehort der an die Bestzeiten des italienisches Kinos ran kommt, übertriebene Actings bei dem man sich als "Normaler Mensch" hinterher nur den Kopf schüttelt und für´s Auge, sowohl weiblich als auch männlich ist auch genug vorhanden, so dass es nicht zu übertrieben ist. Italien ist und bleibt nach wie vor meinerseits immer noch die Nummer Eins unter den Filmen, bei denen es nie langweilig wird und für jeden etwas dabei ist, ganz klar! 



 

Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf


Originaltitel: Buio Omega
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1979
Regie: Joe D´Amato

Inhalt:

Frank ist ein junger, glücklicher Mann, er arbeitet als Tierpräparator und lebt zusammen mit seiner Freundin, die er über alles liebt. Doch als seine Verlobte eines Tages plötzlich verstirbt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Der schmerzhafte Verlust führt bei Frank zu krankhaften Verhaltensstörungen und Wahnvorstellungen. Er beschließt, die Liebe seines Lebens aus dem Grab zu holen und für die Ewigkeit zu konservieren. Doch er muss schon bald feststellen, dass dies nur ein mangelhafter Ersatz für seine Gefühle und Triebe ist. So beginnt er, fremde Frauen zu verführen und sie mit brutalen Methoden zu ermorden, in der Hoffnung, seinen Schmerz damit ertränken zu können. So beginnt ein endloser Albtraum, ein Blutbad eines unaufhaltsamen Psychopathen. 

Review:

SADO ist einer der filmischen Höhepunkte im Leben von Joe D´Amato, nach dem, was ich bisher von ihm kennen gelernt habe. Man mag zu seinen Filmen stehen wie man will, aber was man ihm nicht nach sagen kann, dass er ein fauler Nichtstuer war, denn seine Filmographie wartet mit einer Anzahl von um die 170 Filmen auf, die mehrere Genresparten bedienen. Der vorliegende SADO wurde 1979 veröffentlicht un stellt eine Art Liebesgeschichte samt Horrorinhalt dar, was sich um das Thema Nekrophilie dreht, was für damalige Verhältnisse in deutschen Landen für einen Aufschrei sorgte, wessen sich die damaligen Gremien annahmen und den Film beschlagnahmten. Nach guten 40 Jahren kam er dann endlich vom Index insgesamt runter. 

SADO ist ein Film, der nicht als extrem bezeichnet werden kann, trägt zusammen mit Antropophagus dazu bei, Aristide Massaccesi alias Joe D'Amato einen respektablen Platz im Olymp des italienischen Horrorkinos zu verschaffen. Inspiriert wurde SADO von dem 1966 erschienen Film DAS DRITTE AUGE von Mino Guerrini, der inhaltlich nahezu 1:1 die "Vorgängerversion" von SADO ist. Wohl anzumerken ist, dass SADO eine düstere Atmosphäre aufzuweisen hat, die in einem dekadenten Schloss spielt und sich um einen jungen Mann dreht, der nach dem Verlust seiner Eltern und seiner Verlobten in eine tiefe Trauer stürzt und weitreichend seinen Verstand verliert. 

Sehr berühmt ist die Szene der Autopsie seiner Verlobten, verziert mit schreienden Spezialeffekten und inszeniert mit unendlich vielen Tierabfällen, die damit endet, dass Francesco in das noch blutende Herz der verstorbenen Geliebten beißt. Auch sonst bietet der Film einige harte Momente, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben, gepaart mit dem Wahnsinn, dass sich zwischen der Haushälterin und Francesco eine "inzestuöse" Beziehung auf baut, beide gemeinsame Sache in puncto Morden machen und es zu vielen gewalttätigen Aktionen kommt. Man beachte wie kalt und distanziert mit dem Tod umgegangen wird, als ob es das normalste der Welt sei. 

Zu weiteren Pluspunkten zählen die Lagen der Drehorte, sowohl das Bergdorf, in dem alles von schläfriger Stille und einem drohenden Todesgefühl durchdrungen ist, als auch die dekadente Villa, eine der verstörendsten Villen unseres Horrorkinos und das nicht allein und die Musik der Goblins, die nicht zuletzt dazu beiträgt, den Rhythmus straffer zu machen. Auch wenn manches trashig anmutet, zählt SADO zu einem der besten Filme des italienischen Horrorkinos und es ist heutzutage undenkbar, dass solche Werke nochmal gedreht werden würden. 




 

Dienstag, 20. Juni 2023

Born Dead - Die blutige Party des Dr. Mengele


Originaltitel: Born Dead
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2019
Regie: Olaf Zanetti, Simon Spachmann

Inhalt:

Die Partygänger rund um Koka Bud sind auf der Suche nach einer Party Location, als sie in ein vermeintlich verlassenes Haus einbrechen, beginnt für jeden einzelnen das nackte Überleben! 

Review:

Seit längerem verstaubt die große Hartbox der Untergrund-Produktionsschmiede Garden of Gore bei mir in der Sammlung und nach langer Zeit habe ich mich endlich mal ran gewagt, mir das ganze Szenario anzuschauen was Simon Spachmann uns da beschert hat. Ein dickes Plus an der Veröffentlichung ist, dass es sich um die große Hartbox zu BACKWOOD: THE BARN MASSACRE handelt, bei der der erste Teil BACKWOOD CARNAGE dabei ist, den ich aber schon via Black Lava Entertainment in er Sammlung stehen habe und die beiden BORN DEAD-Teile dabei sind, auf die ich schon seit längerem scharf war. Angefangen habe ich dementsprechend der Reihe nach und zwar mit BORN DEAD. 

Eine Gruppe um ein paar Partymacher ist auf der Suche nach der passenden Location um ein paar Lines bolivianischen Zuckers rein zu  ziehen und Party zu machen und stoßen auf das Haus des Techno-DJs Josef Mengele, in dessen Räumlichkeiten sie sich auch begeben. So kommt es zu den Feierlichkeiten, als auch nahezu zu den ersten Morden seitens Zombies und des Grandmasters Josef Mengele. 

Mit einer Laufzeit von um die 22 Minuten ist der Film der perfekte Snack für zwischendurch, keine Frage. Simon Spachmann ist zudem ein Neuling des deutschen Independent-Untergrunds, der sich im Laufe der letzten Jahre einen kleinen Namen gemacht hat mit seinen Filmen. Ein weiterer hinter dem Projekt ist Olaf Zanetti, der mir bisher noch relativ unbekannt ist, ich aber meine Augen offen halten werde, denn mit diesem Film hat man mich etwas angefixt. Die Geschichte hat mir besonders gut gefallen, weil ich für naziploitatives anfällig bin und die Idee dahinter gar nicht so schlecht fand. 

Gespielt wird Josef Mengele von Marco Klammer, der Filmenthusiasten kein Unbekannter sein sollte und die Rolle passt zu ihm ohne jeden Zweifel. Sehr löblich fand ich die Spezialeffekte die keine Wünsche übrig lassen, sei es das Design der Zombies oder den Gore-Effekten. Um es kurz und bündig zu sagen: Wer was mit eigenbrötlerischen Splatter-Kurzfilmen anfangen kann, sollte hier die Augen offen halten. Der Film ist zwar nichts neues, aber auch nicht allzu schlecht, da hat man schon sich selber ersparenderes gesehen.